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Zeitschrift für christliche Kunst — 16.1903

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Fisenne, Lambert von: Die Marienkirche in Volkmarsen: nebst Beiträgen zur Geschichte der Stadt und benachbarter Orte
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https://doi.org/10.11588/diglit.4075#0012

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1903. — ZEITSCHRIFT FÜR CHRISTLICHE KUNST — Nr. 1.

andern das heute noch blühende der Frei-
herrn Raben von Pappenheim, schon früh-
zeitig ihren Sitz hatten. Am 9. Februar 1490
wurde Otto von der Malsburg kurcölnischer Amt-
mann zum Cogelnberg und Volkmarsen (Kur-
cölnischer Richter und Remheber des Amtes
Koglenberg und der Stadt Volkmarsen war
Johann von Rintelen, gest. 1692).

Nachdem Karl der Grofse die Sachsen unter-
worfen, stand der sächsische Hessengau, der
sich von Wolfhagen und Mengeringhausen bis
Peckelsheim und von der Fulda bis in die
Gegend von Canstein und Stadtberge erstreckte,
unter fränkischen Grafen.

Im Jahre 930 empörte sich der Sachse
Brüning gegen den fränkischen und sächsischen
Grafen, Herzog Everhard, welch letzterer in
einem Empörungskriege gegen Otto I. im Jahre
939 den Tod fand. Von dieser Zeit an zer-
splitterte sich der sächsische Hessengau. Der
Kaiser nahm Besitz von dem Gau und den
in demselben liegenden Gütern der Besiegten
und schenkte diese sowohl wie auch die
Grafenrechte über die verschiedenen Teile des
Gaues an benachbarte Stifter, sowie an mäch-
tige Familien, die dann meistens den Grafen-
titel annahmen.5)

Seit der Mitte des XI. Jahrh. erscheinen die
Grafen von Nordheim als Inhaber der Grafen-
gewalt über die Gegend von Volkmarsen,
welche sie wahrscheinlich von Mainz als Lehen
trugen.6) Das Geschlecht der Nordheimer er-
losch im XII. Jahrh. und gelangte der Sachsen-
herzog Heinrich der Löwe in den Besitz der
Güter und Rechte. Nach dessen Sturze finden
wir die Grafen von Everstein im Besitze eines
grofsen Teiles der Nordheimer Güter,7) sowie
der Gerichtsbarkeit über die Gegend von Volk-
burg und die von Corvey beabsichtigte Wiedereinlösung
von Kogelnberg, Volkmarsen und Stadtberge.
6) Siehe Wenk a. a. O. II, 2. S. 532 und 668 ff.
— Romme], »Hess. Landesgesch.« tom I, S. 77 ff.
und »Zeitschr. für hessische Gesch.« II. S. 108 ff.

6) Ob die Kugelsburg zur Zeit der Nordheimer
bereits bestand, ist ungewifs, hingegen wird der Desen-
berg bei Warburg „Schlots Ottos von Nordheim"
genannt (s. Regist. Hist. Westf. Erhard II. B.). Des
Desenbergs als einer Burg wird zuerst um das Jahr
1071 gedacht, als eines Besitztums des Grafen Otto
von Nordheim. (Siehe Gie fers, »Statistik des Kreises
Warburg«, S. 26.)

7) Schrader, »Die altern Dynastenstämme« I.
S. 215 ff. Manche ungedruckte Urkunden der Grafen
von Everstein befinden sich im Besitze des Herrn
Oberstleutnant Ritgen in Wormeln.

marsen, Witmar, Wormeln etc.8) Neben ihnen
erscheinen die Grafen von Waldeck im Besitze
von Gerichtsstätten, welche sie von Paderborn
als Lehen trugen, während jene von Mainz
belehnt waren. Andere Orte wurden schon
früh durch die Stifter, deren Eigentum sie
waren, von der gräflichen Gerichtsbarkeit be-
freit und mit eigener Gerichtsbarkeit begabt.
Um die Stadt Volkmarsen herum lagen
mehrere Dörfer, deren Bewohner sich in kriege-
rischen Zeiten in die Stadt zurückzogen. Das
schon in einer Urkunde des Kaisers Arnulf
im Jahre 887 genannte Mederich, ebenso wie
Benvilt und Witmar9) bestehen nicht mehr.
In der Nähe von Warburg lag das Dorf Pappen-
heim, von welchem das Geschlecht der Ra-
ben von Pappenheim seinen Namen ableitet.
Im Jahre 1233 finden wir Volkmarsen als
der Abtei Corvey gehörig, welche sich den
Besitz der Stadt durch Gregor IX. bestätigen
liefs.10) Die jetzige Marienkirche in Volkmarsen
ist jedenfalls an Stelle einer andern gebaut,
da unmöglich angenommen werden kann, dafs
ein Ort Jahrhunderte lang ohne Pfarrkirche
gewesen sei. Bei der sich im XIII. Jahrh. ent-
faltenden regen Bautätigkeit ist wohl anzu-
nehmen, dafs die alte, romanische Kirche ent-
weder aus baulichen Gründen, oder weil sie
zu klein geworden war, der neuen weichen

8) Spilker, »Geschichte der Grafen von Ever-
stein«, S. 172. Die älteste, ganz zuverlässige, im
Staatsarchiv in Münster bekannte Erwähnung des Ortes
Witmar findet sich in den Güterverzeichnissen des
Abtes Erckenbertus 1106—1128 (s. Bd. 42 S. 79 der
»Zeitschr. f. Vaterland. Gesch. Westfalens«) und ferner
in einer Urkunde Widukinds von Waldeck aus dem
Jahre 1189. Als Widukind mit Kaiser Friedrich I. an
dem Kreuzzuge zum hl. Lande teilnehmen wollte, ver-
pfändete er der Paderborner Kirche im Jahre 1189
einen Hof zu Witmar.

Es ist möglich, dafs der Name Witmar analog
den Namen Volkmarsen von dem Namen des Mönches
Witmar herstammt. Ein Mönch Namens Witmar be-
gleitete den hl. Anskar, der 826 Lehrer an der Schule
des Klosters Corvey und 831 Erzbischof von Hamburg
war, im Jahre 829 nach Schweden.

9) Die Pfarrkirche in Witmar und der Friedhof
bestehen heule noch, während das ganze Dorf spurlos
verschwunden ist. Im Jahre 1440 wird die Kirche
erwähnt. Giefers nimmt an, dafs Witmar der älteste
dieser Orte sei.

10) Schaten, »Annales Paderb.« II, ad annum
1233 Pont. Max. Gregor IX. Specialiter autem de
Mersberg et Kugeleberg castra et oppidum de Volk-
maresse cum pertinentis vobis confirmamus. (Westf.
Urkundenbuch.)
 
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