Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Zeitschrift für christliche Kunst — 16.1903

DOI Artikel:
Braun, Joseph: Zwei Tragaltärchen im Münster zu Freiburg
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.4075#0034

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
43

1903.

ZEITSCHRIFT FÜR CHRISTLICHE KUNST — Nr. 2.

44

Ungleich beachtenswerter ist das Ornament,
mit dem man die auf der Unterseite des Porta-
ble aufgesetzten ca. 3 cm bezw. 2,5 cm breiten
Streifen verziert hat. Die sich kreuzenden
Mittelstreifen sind mit fünfblätterigen Rosetten
und schmalen Bändchen, welche sich aus einer
linearen Ranke und zwei geflochtenen Riem-
chen zusammensetzen, geschmückt. Auf den
als Einfassung dienenden Streifen wurden da-
gegen Kreise angebracht, die mit einer vier-
blätterigen Rosette im Kern und linearer
Ranke um diesen Kern herum gefüllt und
durch schmale Zierbändchen von einander ge-
schieden sind. Diese Bändchen bestehen auch

Ornament besonders interessant macht, ist seine
grofse Ähnlichkeit mit einer Filigranarbeit.
Es gilt das namentlich von den Kreisen, bei
denen die Nachahmung von Filigran unver-
kennbar ist. Die Ähnlichkeit ist hier so täu-
schend, dafs nur ein genaueres Zusehen auf der
Photographie erkennen läfst, es handele sich bei
ihnen nicht um wirkliches Filigran, sondern um
eine blofse Nachbildung.

Was die Technik betrifft, in welcher das
Ornament der Bekleidung der beiden Porta-
tilien hergestellt ist, so kann es nicht zweifel-
haft sein, dafs selbiges bei Tragaltar Nr. 1
mittelst Stanzen ausgeführt wurde. Das zeigt

Abb. 1. (Oberseite der

hier zum Teil aus einer linearen Ranke, die
von geflochtenen Streifchen abgegrenzt wird;
zum Teil werden sie von einer breiteren Flechte
gebildet, die beiderseits bald von einer Schnur,
bald von einem schmäleren geflochtenen Bänd-
chen begleitet wird.

Die Seiten des Portatile sind mit einem
fortlaufenden Fries geschmückt, der sich aus
linearen Ranken und einer Flechtwerkeinfassung
zusammensetzt. Als Spezimen desselben können
die Bändchen dienen, welche sich auf der Be-
kleidung des Schmalendes der Unterseite fin-
den. Er ist von ganz derselben Bildung wie
diese.

Was das auf der Unterseite und rings um
die Vertikalseiten des Portatile angebrachte

Tragaltilrchen.)

Abb. 2.

die vollständige, bis in die Einzelheiten gehende
Übereinstimmung der gleichen Darstellungen,
— man vergleiche nur miteinander auf der Unter-
seite die Greife der Eckmedaillons und die
Friese des Rahmens, auf der Oberseite die
Königsbilder in den Ecken, die Löwen der
Vierpässe auf den Langseiten und die Drachen
samt dem unter ihnen angebrachten Ranken-
ornament des Frieses. Es ergibt sich das ferner
aus der Schärfe, Sauberkeit und Gleichmäfsig-
keit der Arbeit, sowie dem Umstand, dafs hie
und da die Verzierungen ineinander übergreifen,
offenbar, weil an diesen Stellen die Stanzen
fehlerhaft angelegt wurden. Im ganzen sind,
von den linearen Einfassungen abgesehen, auf
der Oberseite 5, auf der Unterseite 3 verschie-
 
Annotationen