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Zeitschrift für christliche Kunst — 16.1903

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Grüters, Otto; Heimann, F. C.: Die St. Markuskapelle in Altenberg
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https://doi.org/10.11588/diglit.4075#0052

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1903. — ZEITSCHRIFT FÜR CHRISTLICHE KUNST — Nr. 3.

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Umgebung, die Entfernung des späteren äufsern
Wandputzes, Sicherung des Baubestandes, Ersatz
fehlender Gliederungen, die Erneuerung des
Daches und die Herstellung einer stilgerechten
Tür, welche, teils schwierige Arbeiten durch
Architekt W. Breidenbach in Hiickeswagen
und Bildhauer Kribben in Köln bewerkstelligt
wurden, schliefslich auf die sorgsame Aufdeckung
der alten Wandmalereien und deren pietätvolle
Auffrischung, welch' letztere der Maler Anton
Bardenhewer aus Köln mit grofsem Geschick
und Verständnifs zur Ausführung brachte. Eine
zum ganzen malerischen Innenschmuck stim-
mende Verglasung der Fenster fertigte, nach
Zeichnung und Technik gleich hervorragend,
die Kunstwerkstätte von Schneiders &
Schmolz in Köln-Lindenthal. Die Darstellun-
gen der sieben Schmerzen Maria in dem der
Eingangstür gegenüber befindlichen Rundfenster
passen sich der Form desselben nach den ein-
zelnen Gruppen vortrefflich ein, während die
fünf Fenster des Chorabschlusses figürliche
Einzeldarstellungen in architektonischer Um-
rahmung enthalten, welche in ihrer Krönung
sich von hellem Teppichmuster abheben. Das
Mittelfenster zeigt die Majestas domini, die
Folge zur Linken Maria und St. Bernard, zur
Rechten den Vorläufer des Herrn und St. Engel-
bert. Wie an dem Wandgemälde der Krönung
Maria, so ist auch bei diesen Figuren und der
ihr zugehörigen Architektur der frühgotische
Stil zur Anwendung gebracht. Die Farbenskala
der Glasmalereien ist eine wohl abgewogene,
nicht umfangreiche, aber sehr ansprechende.
Der Fufsboden besteht aus einfachem roten,
reliefartig gemusterten Tonplattenbelage. Der
kleine romanische Altar, in dessen stipes das
Mosaikbild des hl. Markus erscheint, harrt noch
der weiteren Ausschmückung in Verbindung
mit dem Reliquiar in der Fensternische.

Die einheitlich durchgeführte Dekoration an
Fufsboden, Wänden, Gewölben und Fenstern
vereinigt sich zu einem überaus harmonischen
wirkungsvollen Ganzen, wie in den Tagen des
Mittelalters.

Was war nun die Veranlassung zu der einsti-
gen glanzvollen Ausschmückung der St. Markus-
kapelle? Der oben beschriebene Steinsarg mit
seiner reichen malerischen Umgebung legt wohl
den Gedanken nahe, das Kirchlein als die Auf-
bewahrungsstätte einer hochverehrten Reliquie
anzusprechen. Im Jahre 1225 wurde die Leiche

des von seinem Neffen, dem Isenburger, er-
schlagenen Erzbischofs Engelbert im Konvent
zu Altenberg aufgebahrt, um von hier nach
Köln gebracht zu werden; Herz und Einge-
weide des Märtyrers verblieben dem Kloster.
Sollte nun nicht vielleicht der Wunsch, ihnen
eine würdige Stätte zu schaffen, den Umbau
und die herrliche Ausmalung der Kapelle ver-
anlafst haben? Nach den Berichten des Chro-
nisten geschahen an der Leiche des Ermordeten
viele Zeichen und Wunder, und diese Berichte
beweisen jedenfalls die grofse Verehrung, die
den Reliquien gezollt wurde. Das Kloster
Altenberg aber hatte noch besondere Verpflich-
tungen zur Dankbarkeit gegen den grofsen
Mann, und zur liebevollsten Ehrung seines An-
denkens. Er entstammte dem Geschlechte der
Grafen von Berg, der Gründer und treuen Be-
schützer des Cisterzienser-Konventes. In den
Tagen seiner Macht und seines Glanzes weilte
der Erzbischof sehr häufig in dem stillen, welt-
abgeschiedenen Kloster und vergalt ihm die
Gastfreundschaft mit reicher Freigebigkeit. Zu-
dem war Engelbert der Liebling des bergischen
Volkes, weil er, abgesehen von seiner nahen
Verwandtschaft mit den regierenden Fürsten,
mit kraftvollem und doch mildem Regimente
überall Frieden, Ordnung und Wohlstand ver-
breitete. Somit dürfte die Vermutung, dafs die
Mönche von Altenberg ihrem heiligen Freunde
und mächtigen Gönner in unserer Kapelle,
deren Umbau demgemäfs in die Zeit von 1225
bis 1230 zu setzen wäre, ein Monument der
Dankbarkeit und der Verehrung errichtet haben,
wenigstens einen hohen Grad von Wahrschein-
lichkeit gewinnen. Die intestina Sancti Engel-
berti waren in späterer Zeit im Chor des Alten-
berger Domes beigesetzt und ruhten dort, in
einer Bleikapsel eingeschlossen, unter einer
schwarzen Marmorplatte vor der Mitte des
Hochaltares. Als im Jahre 1847 die Wieder-
herstellungsarbeiten im Dome ihren Anfang
nahmen, wurden diese Reliquien des hl. Engel-
bert in die Pfarrkirche zu Odenthal verbracht,
wo man sie zur Zeit noch aufbewahrt. Je-
doch darf man wohl der zuversichtlichen Hoff-
nung Ausdruck geben, dafs dieselben, nachdem
nunmehr die Kapelle durch die Güte ihres
Eigentümers, des Herrn Reichsgrafen Fer-
dinand Wolff-Metternich, ausschliefslich
der katholischen Gemeinde für ewige Zeiten
zur gottesdienstlichen Benutzung überwiesen
 
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