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Zeitschrift für christliche Kunst — 16.1903

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Effmann, Wilhelm: Die Kirche von Valeria zu Sitten und ihr Lettner
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https://doi.org/10.11588/diglit.4075#0088

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133

1903. — ZEITSCHRIFT FÜR CHRISTLICHE KUNST — Nr. 5.

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zumeist aber noch wohl erhaltenen Bauten des
Schlosses der Domherrn von Sitten. Etwas
tiefer, in der Einsattelung zwischen den beiden,
am Valeriafelsen, die noch ganz romanisch ge-
haltene, aber erst um 1325 erbaute Allerhei-
ligenkapelle, am Tourbillonfelsen die Reste der
ehemaligen bischöflichen Burg Majoria. Unten
in der Stadt endlich der noch der romanischen
Stilperiode angehörige Turm der jetzigen, archi-
tektonisch sonst
bedeutungslosen,
Kathedralkirche.
In anderer Grup-
pierung treten die
gleichen Gebäude
in der Abb. 2 in
die Erscheinung.
Neben dem Dom-
turme zur linken
Burg und Kirche
von Valeria, die
Allerheiligenka-
pelle, dann der
Turm von Majo-
ria, überragt von
den Ruinen des
Schlosses Tour-
billon. Der wehr-
hafte Charakter,
wie der Domturm
mit seinen Zinnen
und seinem Stein-
helm ihn wieder-
spiegelt, begegnet
in noch ausge-
prägterer Weise
bei der Valeria-
Kirche. Gewisser-
mafsen den Berg-
fried des Valeria-
schlosses bildend, stellt sie sich mit ihren Zinnen-
kränzen, welche die Seitenschiffe, Chor und
Turm umsäumen, mit ihren mächtigen Streben
und der einfachen Architektur der finsteren
Bruchsteinmauern als das vollendete Beispiel
einer Festungskirche dar. (Abb. 3.) 6)

Abb. 3. Ansicht der Kirche von Valeria

Abb. 4. Innenansicht der Kirche von Valeria.

Die älteste Urkunde, die über das Bestehen
einer Kirche auf Valeria meldet, gehört dem
Jahre 999 an; sie berichtet über eine Kapitels-
sitzung, die im Chore der Kirche und zwar,
wie ausdrücklich gesagt wird, nach altherge-
brachter Sitte stattfand.7) Abgesehen von dem
angeblich noch der Römerzeit angehörigen
Unterbau des Chores, weist die Kirche nun
aber keine Reste auf, die noch dem vorigen

Jahrtausend zuge-
schrieben werden
können. Wie sie
jetzt dasteht, stellt
sie sich als ein
Bau des XII. und
XIII. Jahrh. dar.
Und zwar gehö-
ren Chor und
Querschiff mit
ihren altertüm-
lichen und eigen-
tümlichen , zum
Teil wildphanta-
stischen Kapitel-
len in ihren we-
sentlichen Teilen
der zweiten Hälfte
des XII. Jahrh.,8)
das dreischiffige,
aus vier Jochen

bestehende, in
den edelsten For-
men der Früh-
gotik gehaltene
Langhaus der Zeit
nach der Mitte
des XIII. Jahrh.
an. Rahn be-
gründet diese Zeit-
stellung damit,

Nordost.

•) Als solche bietet die Valeriakirche eine be-
sonders interessante Ergänzung zu der schönen Studie,
die H. Bergner in dieser Zeitschrift (XIV. Jahrgang,
1901, Sp. 205 ff. und 225 ff.) den befestigten Kirchen
gewidmet hat. Ein treffliches Beispiel einer, ebenfalls
schweizerischen, Festungskirche, bei deren Befestigung
der Nachdruck nicht auf Kirche und Turm, sondern

auf die Umwallung gelegt ist, ist die Kirche von
Muttenz (Kanton Baselland) mit ihrer zinnengekrönten
und von mächtigen Tortürmen flankierten Kingmauer.
Grundrifs und perspektivische Ansicht bei Ed. vom
Rodt, »Kunstgeschichtliche Denkmale der Schweiz«,
Serie II, Blatt 12.

7) Gremaud a. a. O. S. 50. Nr. 71: ad venera-
biles et egregios viros, dominos et fratres nostros de
capitulo Seduni accessimus et eosdem in choro
ecclesiae Valeriae ad sonum campanae, prout
moris est, in Kalenda plena capitulantes et capitulum
facientes cum instancia, qua potuimus, requisivimus . ..

8) Wohlbegründeter Tradition nach soll der 1186
verstorbene Bischof Graf Humbert III. der Erbauer
 
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