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Zeitschrift für christliche Kunst — 16.1903

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Effmann, Wilhelm: Farbenschmuck am Äußeren des Domes zu Chur
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https://doi.org/10.11588/diglit.4075#0147

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229

1903. — ZEITSCHRIFT FÜR CHRISTLICHE KUNST — Nr. 8.

230

altares vor dem Eingange zur Gruft, worauf
endlich, fast ein Jahrhundert nach dem Be-
ginne, im Jahre 1282, die Weihe des Ganzen
stattfand. Im allgemeinen ist trotz dieser
langen und wahrscheinlich oft unterbrochenen
Bautätigkeit der Stil der einzelnen Bauteile
ein sehr übereinstimmender, nur der Grundrifs
zeigt, dafs nach Vollendung des Chores eine
erhebliche Veränderung des Bauplanes statt-
gefunden hatte. Man gab die bisherige Längen-
achse auf, sei es, weil der südlich steil ab-
fallende Fels eine Fortsetzung in derselben
nicht mehr gestattete, oder dafs die Rück-
sicht auf andere inzwischen errichtete Ge-
bäude dazu veranlafste".10) Die Frage nach

in gleicher Breite mit dem Mittelschiffe das
Chorquadrat an, dem sich dann ostwärts das
gerade geschlossene, erheblich schmälere Chor-
haupt anfügt. Die Gewölbe dieser beiden
Teile stimmen in ihren Gurten, Rippen und den
tragenden Wandvorlagen mit denen des Lang-
hauses so vollständig überein, dafs über ihre Plan-
und Zeiteinheitlichkeit eine Meinungsverschie-
denheit nicht besteht. Ebensowenig kann nun
aber ein Zweifel darüber obwalten, dafs das Ge-
wölbe des Chorquadrates in einer Flachdecke
eine Vorgängerin gehabt hat. Hier hat sich
nämlich über dem Gewölbe noch der bis zur
Höhe der ehemaligen Flachdecke empor-
reichende alte Wandputz erhalten. Die Höhen-

Dom.

Abb. 1. Ansicht von Chur.

der Entstehungszeit der hier zu besprechenden
Malereien macht es erforderlich, die Momente
kurz hervorzuheben, die darauf hinweisen, dafs
der Bau, über den die Weihenachrichten von
1178 und 1208 berichten, mit der 1282 ge-
weihten Kirche nicht identisch, diese vielmehr
im wesentlichen eine Neuanlage ist.

Der Dom von Chur ist eine dreischiffige,
•n allen Teilen überwölbte Pfeilerbasilika, die
aber eines Querschiffes entbehrt; an das Mittel-
schiff des dreischiffigen Langhauses setzt sich

I0) Rahn »Geschichte der bildenden Künste in
d" Schweiz«, Zürich (1H76), S. 382. Die Haupt-
mafse der Kirche sind ebendort S. 169 (Note) ver-
kennet. Aufnahmen derselben in den Mitteilungen
d« antiquarischen Gesellschaft in Zürich, Band XI,
Heft~, , Beschreibung der Domkirche von Chur." —
ln> Jahre 1 H«M> ist der Dom durch die preufsische
Mefsbildanstalt aufgenommen worden.

läge derselben ist aufserdem an den Seiten
durch einen 30 cm starken Absatz markiert,
um den der nachträglich zugefügte, der Über-
höhung des Gewülbescheitels über den Schild-
bögen entsprechende, 2,50 m hohe Mauer-
. auf bau gegen das untere alte Mauerwerk
zurücktritt. Auch die der Flachdecke konform
tiefer ansetzende Linie des alten Ostgiebels
tritt wie im Innern, so im Äufsern noch klar
in die Erscheinung. Eine weitere Bekräftigung
und Vervollständigung erhalten diese Wahr-
nehmungen dann aber noch durch zwei Rund-
bogenöffnungen, die aber ihrer ganzen Ge-
staltung nach sich als ehemalige Fenster
darstellen. Ihre Gesamtform, die beidersei-
tigen stark abgeschrägten Laibungen und
endlich der nach dem Chorquadrate hin, also
auf der Innenseite befindliche Glasfalz stellen
 
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