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Zeitschrift für christliche Kunst — 16.1903

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315

1903.

ZEITSCHRIFT FÜR CHRISTLICHE KUNST — Nr. 10.

316

vorliegenden Stoffes hat sich der Verfasser dahin be-
schränkt, dafs er es sich zum Grundsatz machte, im
allgemeinen nur solche Kunstwerke zu schildern, welche
er aus eigener Anschauung kennen gelernt hat. Dafs
das Werk hierdurch einen stark persönlichen Stempel
bekommen mufste, liegt auf der Hand. Die Illustrie-
rung ist eine anspruchslose; sie mufste es sein, wenn
das Buch nicht zu teuer werden sollte. Die Abbil-
dungen, welche lediglich als Anschauungsmittel dienen
sollen, beruhen sämtlich auf Handskizzen des Verfassers.

Das Werk gliedert sich in drei Hauptabschnitte,
von denen der erste das christliche Altertum, der
zweite das Mittelalter, der dritte die Neuzeit behan-
delt. Recht glücklich ist der Abschnitt, welcher sich
mit den Katakomben, ihrer baulichen Anlage und ihrer
malerischen Ausschmückung befafst. Namentlich ver-
dienen die Ausführungen über die am häufigsten
wiederkehrenden Darstellungen Beachtung. Sie ver-
raten ein sehr eingehendes Studium und eine genaue
Sachkenntnis. Anerkennenswert ist auch das Kapitel
über die Basilika, in welchem der Verfasser in leb-
hafter Art die Auswachsung des einfachen Gemeinde-
hauses zur Basilika darlegt und mit der Entwicklung
des Gottesdienstes erklärt, für welchen das neue Haus
eben passend gemacht werden mufste. Mit Recht ist
beim romanischen Stil das Vorwalten der Einzel-
persönlichkeit als etwas spezifisch deutsches betont
worden. Ansprechend ist auch der Abschnitt über
den gotischen Bilderkreis.

Es würde dem Buche gewifs nicht zum Nachteil
gereicht haben, wenn sich der Verfasser der Mühe des
Anlegens entsprechender Register unterzogen hätte.

Nürnberg. Fritz Traugott Schulz.

Geschichte der bildenden Künste von
Dr. Adolf F ä h. Zweite verbesserte und er-
weiterte Auflage. Mit einem Titelbild, 36 Tafeln
und 940 Abbildungen im Text. Herder, Freiburg.
(Preis 20,40 Mk., fein gebunden 25 Mk.)
Diese im Anfange des laufenden Jahres begonnene,
(hier bereits im Februarheft angekündigte) Neuauflage
hat in schnellem Fortschritt ihren Abschlufs gefunden,
und mit den besten Empfehlungen darf sie begleitet
werden in die weiten Kreise der Gebildeten, für
welche die allgemeine Kunstgeschichte nicht die Be-
deutung des Fachstudiums, sondern nur der ernsten
Privatunterweisung hat, im Streben nach soliden Grund-
sätzen und Kenntnissen auf diesem verlockenden Ge-
biete. — Nach beiden Richtungen hin ist das Buch
ein zuverlässiger Führer, indem es den Kunstgebilden
nur ideale gesunde Anschauungen entgegenbringt, und
aus ihren gewaltigen Reihen die springenden Punkte
heraushebt, um an ihnen in grofsen Zügen den Ent-
wicklungsgang darzulegen, durch ruhig fortschrei-
tende Erörterung und an der Hand guter Abbil-
dungen. Wie die erstere überall, namentlich im Alter-
tum, der frühchristlichen Periode und in der Früh-
renaissance den Fortschritt der Forschung erkennen
läfst, so erscheint die Illustration, die sich nicht auf
das Herkömmliche beschränkt und hinsichtlich der
Reproduktion das Höchste erstrebt, als eine sehr er-
hebliche Verbesserung. Dafs die Kunst des XlX.Jahrh.
mithineingezogen ist in glücklicher Auswahl cha-

rakteristischer Denkmäler und in daran geknüpfter
kurzer Beurteilung der Hauptkünstler, der profanen
wie der religiösen, wird den meisten Lesern sehr will-
kommen sein. — So mag mancher in dieser gut dispo-
nierten, einfach aber vornehm gehaltenen, nicht zu
knappen und nicht zu weitläufigen Kunstgeschichte
gerade dasjenige finden, was er auf diesem Gebiete
suchte; das Verzeichnis der technischen Ausdrücke mit
dem sorgfältigen Register als dankenswerte Beigabe
erscheinen. s.

Alte Meister. Farbige Faksimiles nach den
berühmtesten Gemälden der Welt. — Von diesem hier
wiederholt im Sinne hoher Anerkennung wie warmer
Empfehlung besprochenen Sammelwerk liegt nunmehr
auch der III. Jahrgang (bis auf eine Lieferung)
vollendet vor, und es darf ihm das Zeugnis bestän-
digen Fortschritts hinsichtlich der Treue und Feinheit
der Wiedergabe ausgestellt werden. — In diesen vier
Lieferungen (Tafel 81 bis 112) sind nur wenige
Deutsche (Holbein) vertreten, aber manche Italiener
(Sodoma, Dolci, Lippi, Melozzo da Forli, Raffael,
Tizian usw.), von Spaniern Murillo, von Franzosen
Clouet, Millet; von Engländern Gainsborough; sehr
viele Niederländer, wie Rubens, Ostade, Teniers,
Wouwermann, Dou; und bei dieser Auswahl sind die
deutschen Galerien mit Recht bevorzugt. Vor keiner
Schwierigkeit wurde Halt gemacht, jede vielmehr als
Auffoiderung zur höchsten Anspannung betrachtet, so
dafs gerade die Gemälde mit den feinsten Farben-
tonungen und -Schmelzen, wie sie den Landschaften
und Porträts vornehmlich eignen, am besten gelungen
erscheinen, namentlich die holländischen Bilder, die
an die Reproduktion die höchste Anforderung stellen.
Es liegt also hier eine Blumenlese vor, wie sie bei-
spiellos dasteht, und da auch in betreff der Auswahl
nicht blofs erleuchtete Einsicht, sondern auch zarte Rück-
sicht gewaltet hat, so ist nur uneingeschränkte Emp-
fehlung am Platze. — Jedes Bild ist in ein graues
Passepartout gefafst, um in gefälliger Mappe mit je
8 Blatt (5 Mk,), oder in einem Wechselrahmen (2 Mk.)
als Wandschmuck autbewahrt zu werden. — Dieselben
Bilder erscheinen, auf feine Kartons gezogen, in
Sammelmappen von je 40 Blatt (25 Mk.) unter dem
Titel: Malerei. Die Beschreibung jedes Bildes ist
sehr mafsvoll, klar, anregend. Schnlltgen.

Hundert Meister der Gegenwart. Eine
Sammlung farbiger Faksimiles nach Gemälden zeit-
genössischer deutscher Künstler, erscheint bei E. A.
Seemann als eine gewisse Ergänzung der „Alten
Meister", diesen durchaus ebenbürtig in bezug auf die
farbige Wiedergabe der einzelnen Blätter, von denen
manche offenbar ganz aparte Umständlichkeiten be-
reitet haben. — Wie in dem ersten Referate (über die
beiden ersten Hefte Bd. XV Sp, 255) bereits be-
richtet wurde, soll jedes Heft nur Künstlern derselben
Stadt gewidmet sein (mit Ausnahme von 2 Heften
für Einzelorte), jedem Künstler nur ein Blatt. In
dieser Anordnung sind für München 5 Hefte vorge-
sehen, für Berlin 4, für Dresden, Düsseldorf, Wien
je 2, für Karlsruhe, Stuttgart, Worpswede je 1 Heft.
— Von diesen 20 Heften (40 Mk.) liegen bereits 14
vor, in denen München und Berlin mit je 15 Künstlern
 
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