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Zeitschrift für christliche Kunst — 16.1903

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Beissel, Stephan: Die Kalkarer Bildhauer: auf dem Wege von der Gotik zur Renaissance
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https://doi.org/10.11588/diglit.4075#0224

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355

1903. — ZEITSCHRIFT FÜR CHRISTLICHE KUNST — Nr. 12.

35Ö

architektonisch gegliederten Pfeiler zwischen
dem Marienbilde und den Gruppen so aus-
geführt, wie es in Brüsseler und Antwerpener
Schreinen damals üblich war. Von selbst ent-
steht nun die Frage: „Welche Teile sind von
Douvermann, welche von seinem Nachfolger
ausgeführt?" Eine Beantwortung derselben
ist darum doppelt schwer, weil das ursprüng-
lich unbemalte Werk im Jahre 1845 mit Kreide-
grund überzogen und in Farbe gesetzt wurde,
so gut man es damals verstand. Wir dürfen
aber trotzdem aus späteren Werken des Meisters
einen Rückschlufs wagen und dafür halten,
jedenfalls seien
Jesses Stamm-
baum in der
Predella und
in der Kehle
rings um den
in der Mitte

quadratisch

überhöhten
Schrein, ein
grofser Teil der
Gruppen, so-
wie die beiden
reichen Pfei-
ler, welche in

der Mitte
rechts u. links
vom Marien-
bilde aufstei-
gen, von Dou-
vermann ge-

2. Arbeiten des Heinrich Douver-
mann zu Kaikar. (1517-1533.)
Im Jahre 1517 siedelte Heinrich Douver-
mann nach Kaikar über, wo er als Bürger auf-
nommen ward7) und noch in demselben Jahre
einen Sohn verlor, für den er den Sarg, der
Sitte gemäfs, im Hospital kaufte.8) Die Kirchen-
rechnung von 1518 berichtet (S. 261), der
Bürgermeister von Kaikar und ein Teil der
Schöffen seien im Hause des Thoenis mit dem
Bildschnitzer Douvermann zusammengekommen,
um mit ihm einen Vertrag abzuschliefsen, wo-
bei 13 Quart Wein getrunken wurden. Aus

einer im Kir-
chenarchiv
ruhenden Per-
gamenturkun-
de v. 29. März
des folgenden
Jahres erhellt
dann, dafs es
sich um „unser
liever Vrou-
wen Taeffel ter
Noet" handel-
te, d. h. um
den Marienal-
tar, in dessen
Schrein die sie-
ben Schmerzen
(Nöten) der
Gottesmutter
darzustellen
waren. Bis heu-

schnitzt. Takob Abb. 1. Die Kre uz tragung. Aus dem Altar der sieben Schmerzen zu Kaikar. {g steht der-

Derichs scheint
die Baldachine über den Gruppen vollendet zu
haben, vielleicht auch die schwebenden Engel
oben neben dem Madonnenbilde und über der
Geburtsszene. Abgesehen von diesen fünf
Engeln ist alles noch rein gotisch und ohne
irgend einen Anklang an Kunstformen der
Renaissance.

Bis zum Jahre 1515 wird Douvermann in
den Protokollen des Stadtarchivs von Kleve
genannt. Es scheint, dafs er nach Verlust der
Arbeit für die dortige Stiftskirche ein bedeuten-
des Werk für das regulierte Chorherrenkloster
Gnadental bei Kleve im Angriff nahm, vielleicht
einen Hochaltar für die neue Kirche daselbst.6)

Von Heinrich Douvermann. 1519.

«) Schölten, Kleve, 343f., 608.

selbe wohl-
erhalten in der Kirche zu Kaikar. Meister
Hans Molnar bürgte mit seinem ganzen Ver-
mögen dafür, Douvermann werde bis zum
nächsten Weihnachtsfeste (1519) „die Tafel''
d. h. den Schrein vollenden. Es kann sich
aber nicht um die Fertigstellung des ganzen
Aufsatzes mit seinem Untersatz und mit seiner
Bekrönung gehandelt haben, da in den Rech-
nungen der Liebfrauenbruderschaft von 1520
noch Zahlungen für denselben Altar aufgeführt
werden. Ein gewisser Stocken empfing für

7) Stadtrechnung von 1517, S. 92 b.

8) Armenrechnung von 1517 bis 1518, S. 14.
Über den Ankauf solcher Särge vergl. VVolff, iGe-
schichte der Stadt Calcar«, (Frankfurt a. M. 1893.
Foesser), S. 46, 49, 52.
 
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