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Zeitschrift für christliche Kunst — 16.1903

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Beissel, Stephan: Die Kalkarer Bildhauer: auf dem Wege von der Gotik zur Renaissance
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https://doi.org/10.11588/diglit.4075#0227

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361

1903. — ZEITSCHRIFT FÜR CHRISTLICHE KUNST — Nr. 12.

362

3. Die Anfänge der Renaissance in

den von Heinrich Douvermann und

seinem Sohne für Xanten gelieferten

Werken. (1533-1544.)

Der von Douvermann für Kaikar gefertigte
Marienaltar erregte so allgemeines Aufsehen in
der Umgegend, dafs das Kapitel von Xanten
einen ähnlichen zu besitzen wünschte, der
1536 aufgestellt wurde. H) In ihm hat Douver-
mann sein Kalkarer Meisterwerk weiter ent-
wickelt und vervollkommnet.

Wie zu Kaikar hat er auch zu Xanten in
der Predella den Anfang, in den Kehlen des

das zu Kaikar geleistete. Die Anordnung ist
viel klarer und besser abgewogen, der Falten-
wurf seiner Figuren bedeutender. Die ein-
zelnen Gestalten drängen sich nicht mehr auf-
einander und seine Gruppen sind in weit bes-
seres Verhältnis gesetzt zu den sorgfältiger be-
handelten Hintergründen.

Wer sollte nicht erwarten, in diesem Meister-
werk eine einheitliche Durchführung zu finden?
Eingehenderes Studium zeigt dagegen, dafs hier
zwei Bildschnitzer von sehr verschiedenen
Richtungen nebeneinander arbeiteten: Der alte
Douvermann, welcher ungefähr 50 Jahre zählte,

Abb. 5. Der hl. Petrus. Ausd.

Dreifaltigkeitsaltare zu Kaikar.

Von Heinrich Douvermann.

Um 1540.

Abb. 6. Die Taufe Christi. Aus dem Dreifaltig-
keitsaltare zu Kaikar.
Von Johann Douvermann. Um 1540.

Abb. 7. Der hl. Apostel Johan-
nes. Aus dem Johannesaltare

zu Kaikar.
Von Arnold van Tricht. 1544.

Schreines die Fortsetzung des Stammbaumes
Jesses in unübertrefflicher Kunstfertigkeit ge-
schnitzt. Oben in der Bekrönung verehren
auch hier Augustus und Johannes die im
Sonnenglanz stehende Gottesmutter.

In den Schrein stellte der Meister um ein
älteres Marienbild folgende Gruppen: 1. Die
Abweisung des Opfers Joachims, 2. Marias Ge-
burt, 3. ihre Opferung, 4. ihre Vermählung, 5. die
Verkündigung (Abb. 4), 6. die Heimsuchung,
7. ihren Tod und 8. ihre Krönung (Abb. 3).

Der Meister überbot nicht nur in diesen
Gruppen, sondern auch in der ganzen Anlage

u) Beissel, »Bauführung« III 83 f.;
denkmäler der Rheinprovinz« I, 369 f.

»Kunst-

und sein Sohn Johann. Der Vater ist noch
beherrscht von den alten, gotischen Formen,
die er vereinfacht, grofszügiger und klarer
bildet. Sein Sohn hat sich dagegen vollständig
der neuen Kunstrichtung hingegeben. Er hat
nicht nur bei den meisten Gruppen die Hinter-
gründe und Geräte in den Formen der Renais-
sance ausgeführt, mit Blumen und Blattwerk
verziert, die nicht mehr gotisch sind (vgl. die
Rückwand des Thrones in der 3. Abb.), son-
dern auch in den beiden Gruppen der Ver-
kündigung und Heimsuchung sich von der
alten Art vollständig getrennt. Bei der Heim-
suchung hat der Vater ihn noch in Schranken
gehalten, wohl auch die Gesichter selbst aus-
geführt, in der Darstellung der Verkündigung
 
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