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Zeitschrift für christliche Kunst — 24.1911

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Schmid, Andreas: Osterkerze und Osterleuchter
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https://doi.org/10.11588/diglit.4275#0111

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185

1911. — ZEITSCHRIFT FÜR CHRISTLICHE KUNST — Nr. 6.

186

rufe am Sonntag wach zu bleiben und ge-
meinsam in der Kirche das Gesetz zu lesen,
die Propheten und die Katechumenen zu
taufen3). Nach
den Kanones des
Hippolyt, welche
wenigstens noch
den ersten fünf
Jahrhunderten an-
gehören, sollte
der Gottesdienst
noch bis zur
Mo rgenröte
des Ostertags fort-
gesetzt werden.
Allmählich rückte
der Beginn des

Gottesdienstes
auf den Samstag
nachmittag und
vom XIII. bis
XIV. Jahrh. auf
den Samstag vor-
mittag vor, wie
es jetzt noch
üblich ist.

Um einem sitt-
lichen Mißbrauch
dieser Vigilien
vorzubeugen, war
die Beleuch-
tung der Kirche
und selbst der
Örtlichkeit eine
überaus glanz-
volle. Dazu kam
noch der beson-
dere Glaube, in
der Osternacht
werde derWelten-
richter erschei-
nen. Cyrillus von
Jerusalem ver-
tröstet um 348
in der Vorkate-
chese die Kom-
petenten auf jene
Nacht, jene Fin-
sternis, die, wie
der Tag leuchtet4)

Abb.

Ähnlich schreibt Gregor
Die hier angemerkte Ordnung

von Nazianz: Schön war das Tragen weißer
Kleider und das Lichterhalten am gestrigen
Tage, welches wir zu Hause und öffentlich

angestellt haben,
indem wir —
Leute fast aus
jedem Geschlecht
und von jedem
Stande — mit
reichlichem
Feuer die Nacht
erleuchteten und
das ein Abbild
ist von dem
großen Lichte,
welches der Him-
mel von oben
herab ausstrahlt
und die Welt mit
seinen Schön-
heiten erhellt5).
Konstantin der
Große ließ durch
Wachs und Fak-
keln Konstanti-
nopel so be-
leuchten, daß die
Nacht heller war
als der Tag0).
Es ist nun
mehr als wahr-
scheinlich, daß
der Gebrauch der
Osterkerze seinen
Ursprung in der
Illumination der
Osternacht ge-
nommen hat. Je-
doch spielten
auch symbolische
Gründe mit, wie
schon angedeutet
wurde, insbeson-
dere der Hinweis
auf die Worte
des hl. Apostels
Paulus: Ihr wäret
einst Finsternis,

•2

nun aber seid ihr
Licht im Herrn; vormals als Kinder des Lichtes7).

Abb. 1.

3) ap. const. V. 19
besteht noch heute.

*) Cyr. Hier, procat. Migne gr. 33 p. 35S

^>] r,,.f.. Na*. Migne gr. 86 p. H2:i.
«) Euscb. vita Conslant. IV. 22.
i) Ephes. 5, 8.
 
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