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Zeitschrift für christliche Kunst — 24.1911

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Podlacha, Ladislaus: Abendländische Einflüsse in den Wandmalereien der griechisch-orientalischen Kirchen in der Bukowina, [3]
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https://doi.org/10.11588/diglit.4275#0162

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283

1911. — ZEITSCHRIFT FÜR CHRISTLICHE KUNST — Nr. 0.

281

Maler bedeckt worden3), so kann man dieser
Meinung den hier ausgesprochenen wichtigen
Sinn gewiß nicht leicht beimessen, obwohl sie
urkundlich begründet zu sein scheint. Es
fehlt die unmittelbare Brücke: ein in Venedig
oder irgendwo im Abendlande geschulter
Maler hätte schon bei einem flüchtigen Blicke
seine künstlerische Abstammung durch Eigen-
tümlichkeit der Auffassung und der Formen-
gebung ankündigen müssen, oder er hätte
einen kombinierten Stil geschaffen, wie das
z. B. in einer Reihe von Tafelgemälden der

XVI. Jahrh. deutschen Charakter zeigen4).
Der päpstliche Legat Bandini spricht in seinem
Berichte von den deutschen und italienischen
Insassen in Suczawa und Jassy5), der Archi-
diakon Paulus von Aleppo von den in der
Walachei verbreiteten Werken venezianischer
und deutscher Manufaktur6), ja, wir haben
faktische Beweise dafür, daß an der Errich-
tung rumänischer Kirchen deutsche Meister
teilnahmen: es sind dies die bis heute
existierenden gotischen Konstruktions- und
Detailformen (vgl. Abb. 2) und die in den

Abb. 15. Kloster-Homora, Heiligenfiguren. (Südliche Außenwand.)

Ikonostasis zu Bohorodczany und Rohatyn in
Galizien zu sehen ist. Wohl aber liegt in der
hier angeführten Behauptung ein anderer
Sinn, nämlich der, daß im
XV. und XVI. Jahrh. infolge
der direkten politischen und
kaufmännischen Beziehungen
der Moldau zu Venedig und
zu dem europäischen Westen
auch den von dort herkom-
menden Strömungen ein Weg geöffnet wurde.
Die Gelegenheit dazu war schon durch die
italienischen und deutschen Siedelungen in
der Moldau geboten; wir wissen, daß im
XIV. Jahrh. eine Einwanderung deutscher
Bürger aus den ungarischen und sieben-
bürgischen Städten in diese Gegenden statt-
gefunden hat, und daß einige Städte, wie
Sereth, Suczawa und Czernowitz, im XV. und

Abb. 16. Suczawitza, Ornament
(Vorhalle.)

Kirchen zu Homora, Suczawa und Drago-
mirna, wie auch in dem Fürstenschlosse zu
Suczawa aufgefundenen Steinmetzzeichen;
die letzteren gehören ihrem
Schriftcharakter nach einer
deutschen Steinmetzbruder-
schaft aus der ersten Hälfte
des XVI. Jahrh. an7).

Was die Akzessorien und
Ornamentik anbelangt, so
scheint stellenweise aus der Behandlung der
Details im Bilde oder aus dem ornamentalen

*) Schmidt Wilhelm, Eine moldauische Sturm-
fahne dreihunderljähriger Vergangenheit«, Jahrbuch
des Bnkowiner Tandes-Muse ums, Czerno-
witz, II (1894) S. 29.

4) Kaindl R. F., »Geschichte der Bukowina«,
2. Aufl. (Czernowitz 1903), II S. 45, 73 — 74, 96,
111 — 112.

5) Bandini, »Visitatio generalis« W.O. S. 247,
257, 261, 301.

6) »The travels of Macarius« I S. 183.

7) Vgl. Romstorfer K., »Die Kirchenbauten
in der Bukowina«, Mitteilungen der k. k. Zen-
tralkommission für Erforschung und Erhaltung ein
Kunst- und historischen Denkmale, Wien, Bd. 20 (1894),
21 (1895). 22 (1890), besonders Bd. 22 S. 68—69;
über die Steinnietzzeichen an den Kirchen in Homora,
Suczawa und Dragomirna wie auch an dem Fürsten-
 
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