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Zeitschrift für christliche Kunst — 24.1911

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https://doi.org/10.11588/diglit.4275#0165

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289

1911. — ZEITSCHRIFT FÜR CHRISTLICHE KUNST — Nr. 9.

2!)i)

Monographien zur Geschichte der christl. Kunst II.
Sankt Franziskus von Assisi in Kunst und
Legende von Beda Kleinschm idt. Mit farbigem
Titelbild und 81 Abb. im Text. — Kühlen in
M.Gladbach. (Preis in Leinen 5 M.).
Von diesen hier (Sp. 159) bereits erwähnten,, Mono-
graphien" hat P. Beda die zweite selber über-
nommen und in ihr seinem Ordensvater ein prächtiges
Denkmal gesetzt, einfach und ernst, wie es dem Helden
der Armut geziemt, aber auch erhaben und glänzend,
wie der gefeierte Heilige es verdient. — Sieben Kapitel
mit den so bezeichnenden wie knappen Überschriften:
In der Welt — Der Ordensstifter — Der Natur-
freund — Der Menschenfreund — Der Gottesfreund
— Vollendung — Verherrlichung — schildern begeistert,
wenn auch nicht poesievoll den Apostel des XIII. Jahrb.,
den Liebling der folgenden Jahrhunderte, den von
einzelnen einseilig aufgefaßten, von allen ausnahmslos
verehrten Wundermann, in dem jeder ein einzigartiges
Gefäß der göttlichen Gnade sieht: Die Gelehrten und
Schwärmer, die Heroen des Geistes und der Macht,
aber erst recht zu richtiger Würdigung, der schlichte
Christenmensch in der Solidität seines Glaubens und
seiner Gottesfurcht. Aus diesen Quellen haben auch
die Legende und Kunst geschöpft im innigsten Zu-
sammenhang. — Mit Geschick ist aus dem un-
ermeßlichen, vorwiegend in Italien (besonders in
Umbrien) entstandenen Bilderschatz für die Illustration
das Bezeichnende ausgesucht und durch vorzügliche,
Licht und Schatten stark betonende Klischees wieder-
gegeben, die durch gute Anordnung auf glanzlosem
Papier eine wohltuende Wirkung verschaffen. — Also
eine lobenswerte, dazu wohlfeile Ikonographie des
populären Heiligen. Schnütgen.

Die Kunst- und AI lertums- Denkmale im
Donau kreis, Oberamt Blaubeuren, bear-
beitet von Julius Baum. 183 Abbildungen im
Text, 12 Tafeln und 1 Karte Eßlmgen a. N. 1911.
Preis geh. 4,80 M., geb. 5,80 M. (Paul Neff Verlag.)
Ob man es unter allen Umständen billigen kann,
daß die „Kunstdenkmäkr Württembergs" den Privat-
besitz nur noch in knappster Form und engster Auswahl
berücksichtigen, darüber läßt sich prinzipiell streiten.
Was Baum uns in dem vorliegenden Hefte bietet, das
entspricht so ganz der wissenschaftlichen Sorgfalt, die
wir bei diesem ebenso produktiven wie erfolgreichen
Kunstschriftsteller gewohnt sind, der uns eben erst
die „Ulmer Plastik" schenkte, die so allgemeine und
höchste Anerkennung fand. Blaubeuren bietet eine
erstaunliche Fülle kunstgcschichtlicher Denkmäler aller
Gebiete, vornehmlich aber der Plastik, des Altarbaues,
sowie der Wandmalerei. Zu Beginn des Heftes findet
sich wieder das prächtige, übersichtliche Register, das
für derartige lnventare vorbildlich ist. Auffällig wirkt
der vollständige Mangel an romanischen Ejwstdenk-
mälern, wenn man von einigen Tünnen des XII. Jahrh.
absieht. Das Buch bedarf keiner weiteren Empfehlung.
KMo. Fritz Witte.

Die Bau- und Ku ns t denk mä 1 e r des Re-
gierungsbezirks Wi esb a de n. IV. Band. Die
Kreise Biedenkopf, Dill, Ober - Westerwald und
Westerburg, von Ferdinand Luthmtr. —
H. Keller, Frankfurt 1910. Prell 10 M

Der neueste Band der Luthmerschen Denkmäler-
statistik trägt ein eigenes Gepräge, aufgedrückt durch
die eigenartigen kulturellen Verhältnisse der behandelten
Kreise, die, ein großes Wald- und Ackerbaugebiet,
infolge größerer Abgeschlossenheit auch einen aus-
geprägteren Konservatismus besessen haben als die
meisten anderen Kreise. Die dadurch bedingte gewisser-
maßen neue Abgrenzung des Begriffes „Kunstdenkmal"
ist m. E. für das Buch von größtem Vorteil gewesen,
insofern die notwendig gewordene größere Bescheiden-
heit bei der Auswahl des festzulegenden Materiales
manches prächtige Stück Volkskunst ans Tageslicht
fördert, das Seite an Seite mit der großen Kunst nicht
recht standgehalten haben würde. Damit dienen die
Inventarisationen der Sache gar wohl, vornehmlich in
einer Gegend, wo alljährlich der breite stets wachsende
Strom des Fremdenverkehres Erinnerung um Erinnerung
fortschwemmt ins Meer der Vergessenheit. Mir will
scheinen, als ob dieser Band unserer Zeit so recht
entgegenkomme, indem er so hundertfach, Blatt um
Blatt die Definition des Begriffes einer lokalen, boden-
ständigen Bauweise wiederholt. Aber einen besonderen
Brennpunkt hat der Band auch: Marienstatt. Da
häuft sich Quantität wie Qualität, die Grabmalplastik —
für die Geschichte der Plastik am oberen Niederrhein
bedeutsam ! —, die ungemein tiefempfundene Pietä aus
der ersten Hälfte des XV. Jahrh., Kleinkunst, und vor
allem der grandiose Schreinaltar. Die Datierung auf
1324 (das Einweihungsjahr der Kirche) kann ich
keinesfalls gelten lassen. Luthmer bringt Seite 127
den frühgotischen Altartisch, dessen Erbauung mit
der Einweihung zusammenfallen wird; man vergleiche
Profile, Blenden, Basen und Kapitelle der Säulen mit
denen des Altares, der nach Luthmer selbst eventuell
der Hauptaltar war, — welcher Abstand! Darüber
hilft keine Brücke hinweg. — Besonders lustig wirkt
die lange Liste der Dorfkirchlein mit den malerischen
Gruppenbildungen und Türmen. Luthmers geschickte
Hand weiß solchen Details unter Wahrung strenger
Präzision fast immer auch die malerische Pointe mit-
zugeben, so daß die Zeichnungen des öfteren ganz
bildmäßig wirken. Des Zeichners Hang zur Romantik
findet in den prächtigen Aufnahmen der Burgen und
Schlösser seine Befriedigung. Ein kurzes Kapitel über
das Bauernhaus beschließt den inhaltreichen Band, dein
man die besten Wünsche mit auf den Weg geben muß.

K.'iln. Fritz Witte.

Aus dem Kunstverlage von E. A.Seemann
sind letzthin hervorgegangen:
1. Allgemeines Lexikon der bildenden Künstlet
von der Antike bis zur Gegenwart. Be-
gründet von Ulrich Thieme und Felix Becker. Unter
Mitwirkung von mehr als :100 Fachgelehrten
des In- und Auslandes herausgegeben von Ulrich
Thieme.— Fünfler Band. Brewer—Carlingen.
Die vier vorhergehenden, im Verlage von Engel-
mann erschienenen, von Thieme und Becker heraus-
gegebenes Hände sind in den letzten drei Jahrgängen
dieser Zeilschrill bereits bcsprocln nworden. — Mit dein
V. Bande ist die Neuerung erfolgt, daß Hecker von
der Redaktion zurückgetreten und durch mehrere Mit-
arbeiter ersetzt, tler Verlag an Seemann übergegangen
ist. — An diese Verstärkung des Redaktionsbureaus,
sowie an die I' 1 mm nähme seitens des auf dem kunsl-
 
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