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Zeitschrift für christliche Kunst — 24.1911

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291

1911. - ZEITSCHRIFT FÜR CHRISTLICHE KUNST - Nr. 9.

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historischen Gebiete ungewöhnlich leistungsfähigen
Verlages darf die Hoffnung auf beschleunigteres Tempo
geknüpft werden, so daß jedes Jahr zwei Bände von je
GOO doppeltspaltigen Seiten bringen, in acht Jahren die
Vollendung gelingen wird des der Arbeit wie dem Um-
fange nach riesenhaften Werkes. Für dieses mag dann
der Gesamtpreis von 600 M. mäßig erscheinen, wenn man
bedenkt, daß es auf Hunderte von Spezialschriften den
Verzicht ermöglicht und für ein Menschenleben ausreicht.
— Dafür bürgen Zahl wie Bedeutung der durch Namen
oder Chiffre zu ihren Artikeln sich bekennenden Refe-
renten, die natürlich nach Maßgabe ihrer Spezialstudien
ausgewählt sind, offenbar mit der Parole umfäng-
licher Literaturnachweise, die für jeden Forscher von der
größten Wichtigkeit sind. — Die Durchsicht der bisher
vorliegenden fünf Bände läßt schnell Fülle und Wert des
hier Gebotenen erkennen, mit dem Ergebnis der Einsicht,
daß es kein bequemeres Mittel gibt, über irgendeinen
Künstler bis in die Gegenwart hinein giündlich sich zu
informieren, als der Gebrauch dieses Lexikons. — Und
in diese Lage kommt nicht nur der Fachgelehrte, sondern
auch der einfachste Dilettant, so mancher, der für sich
oder andere nähere Auskunft sucht über den Urheber
irgendeines mit Namen oder Monogramm versehenen
Kunstwerkes. — Im Interesse des weiteren schnellen
Fortschritts dieses überaus nützlichen Werkes, welches
der deutschen Wissenschaft und Emsigkeit ein neues
glänzendes Denkmal setzt, ist Wachstum an Abonnenten,
an deren Mangel früher ähnliche Unternehmungen ge-
scheitert oder verkrüppelt sind, unbedingtes Erfordernis.

2.Berühmte Kunststätten. Bd. 53: Münster.
Von D. Herrn. Schmitz, 234 Seiten mit 144
Abb. (Geb. 4 M.). — Bd. 54: Würzburg. Von
Prof. D. Lei t schuh, 293 Seiten mit 116 Abb.
(Geb. 4 M.) — Bd. 55: Vi terbo undOrvieto.
Von D. Schillmann, 174 Seiten mit 110 Abb.
(Geb. 3 M.). Verl. von E. A. Seemann in Leipzig.
Diese drei trotz ihrer zahlreichen und scharfen
Illustrationen durchaus handlichen Bücher führen in die
Kunst- und Kulturgeschichte von Städten ein, die in
dieser, dem Besucher unmittelbar an die Hand gehenden
Form noch nicht behandelt waren, deren ganze Ent-
wicklung bis in unsere Tage zeigend.

Münster, im Mittelalter mit Soest wetteifernd,
später es überholend, hat auf dem Gebiete der Archi-
tektur seit dem XI. Jahrb., auf dem der Plastik
und Goldschmiedekunst seit dem XIII. Jahrh.,
auf dem der Malerei, namentlich seit der Spätgotik eine
große Rolle gespielt bis in die Barockzeit, und zahlreich
sind die in der Stadt erhaltenen Denkmäler, über die ein
vortrefflicher Überblick geboten wird, wie er erst durch
die Forschungen des letzten Jahrzehnts ermöglicht wurde.
Würzburg, von Münster durch Lage und
Menschenschlag sehr verschieden, ist ihm hinsicht-
lich der Denkmäler sehr verwandt, ebenfalls stark
einladend zu einem Gange durch die Kunstgeschichte
seit dem frühen Mittelalter bis in die Gegenwart,
zumal an der Hand seines kunstsinnigen Sohnes.

Viel weiter in die Geschichte reichen die Slädte
Etruriens zurück mit ihrer uralten, durch das ganze
Mittelalter so hohen wie eigenartigen Kunst und
Kultur. Was von ihren Denkmälern im Lande erhalten
ist, zum Teil in Trümmern, wird geschickt vorgeführt,
namentlich in den beiden Hauptzentren Vi terbo

und Orvieto mit ihren großartigen Kunstschätzen,
zu deren Besichtigung der korrekte Führer manche
Kunstinteressenten verlocken mag. Schnüti;en.

Studien über Goldsch miede kunst in der

Sammlung Figdor von Marc Rosenberg.

Separatabdruck aus Kunst und Kunsthandwerk.

Jahrgang XIV. Verlag von Artaria & Co. in Wien

1911. (Preis brosch. 15 Kr.)
Im Anschluß an die ,,Holzmöbel" (vgl. Bd. XXII,
Sp. 31) und die „Keramik" der berühmten Sammlung
Figdor erscheint hier als deren weitere, aber nicht
letzte Abteilung, wiederum in glänzender Illustrie-
rung, die „Goldschmiedekunst", deren Schätze
gewiß einen eigenen Katalog überreich verdienten, hier
aber in einer für die Wissenschaft durchaus dank-
baren Weise mit anderweitigen Kostbarkeiten zur
Vergleichung und Erklärung zusammengestellt werden,
so daß sie als eigentliche „Studien" sich präsentieren.
Diese beireffen hier ein Gebiet, welches mit der Kultur-
geschichte aufs engste verwandt, von der Technik in
der hervorragendsten Weise beherrscht, verhältnismäßig
spärlich durchforscht, nur wenigen geläufig ist, in
Rosenberg aber einen seiner bedeutendsten Vertreter
besitzt. Offenbar hat er diese ungewöhnliche Ge-
legenheit, an einer unvergleichlichen Privatsammlung
seine reichen Kenntnisse und Erfahrungen zu ver-
werten, gern benutzt, zumal offenbar keine Schwierig-
keit vorlag hinsichtlich der Illustration, die 148
gut reproduzierte Nummern umfaft, von denen 15 in
vortrefflicher farbiger Wiedergabe auf zwei Tafeln. —
„Zelleneinlage und Zellenschmelz", V. bis X. Jahrh.,
bekanntlich die größten Seltenheiten im Privatbesitz,
werden im I. Abschnitt behandelt; „Email auf Tief-
schnitt'- (Reliefschmelz, XIV. und XV. Jahrh.), der
eigentliche künstlerische Höhepunkt der Schmelz-
technik im 11. Abschnitt. — Zwei gegossene Figuren
„Maria und Johannes von Silber" sind ungewöhnlich
feine Erzeugnisse der spätgotischen Metaliplastik. —
„Gestochene Sachen", also gravierte Silbertafeln bzw.
Gefäße, bilden eine weitere Abteilung, an welche die
Niellos sich anschließen: „Der nieliierte Pax usw.",
sowie die überaus reichgetriebene und filigranierte
„Giftkanne". — Das „Netzeemail". XVI. Jahrh., ist
eine ganz aparte Schmelzart höchster Rarität und ihm
folgen die ebenfalls emaillierten „Kleinoter und
Heftlein", die Glanzpunkte des Ganzen, zu dem auch
die Anhänger zählen, sowie die Löffel, Gabel („Georgs-
gabel"), „Zahnstocher", die auch hinsichtlich ihrer
Gebrauchsweise illustriert vorgeführt werden. —
„Becher" in den verschiedensten Formen, „Die Kanne
von Nagyszeben und ihre Deckelfigur", „Der Rats-
becher" sind wahre Wunderwerke; und die „Hämmer1'
und „Meßinstrumente", sowie allerlei geheimnisvolles
Gerät, zum Teil als Amulette, bilden den Schluß. —
Was bei den eingehenden, überall an Abbildungen
knüpfenden Beschreibungen aller dieser, zumeist der
Renaissance angehörigen Kostbarkeilen und Seltenheiten
an technischen kunst- und namentlich auch kultur-
geschichtlichen Angaben, durch Analogien und Ver-
gleiche zusammengestellt ist, bezeichnet einen wahren
Schatz des Wissens, der jahrzentelanger Vertiefung sein
Entstehen verdankt, so daß hiermit dem hingebungsvollen
erleuchteten Sammler der kenntnisreiche Gelehrte zu
schönem Bunde sich vereinigt hat. Schnutgen.
 
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