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Zeitschrift für christliche Kunst — 24.1911

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Supka, G.: Beiträge zur Darstellung der Luftfahrt Alexander des Großen
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https://doi.org/10.11588/diglit.4275#0176

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309

1911. — ZEITSCHRIFT FÜR CHRISTLICHE KUNST — Nr. 10-

310

Es gilt für mich, darzutun, in welch naher
ikonographischen Verwandtschaft diese orto-
kidisch-seldschukische Schüssel vom Jahre
1140 (annähernd) zu derselben Darstellung
an der Chiesa S. Marco in Venedig steht.
(Abb. 2). Man vergleiche in dieser Beziehung
die eigentümlich fächerartige Ausbildung des
Triumphwagens, woraus der König in halber
Figur emporwachsend hier wie dort dargestellt
wird. Des weiteren fällt die ganz natur-
widrige en-face-Stellung der beiden Räder
zwischen den Beinen der beiden Greifen auf,
mit den kreuzartig angeordneten Speichen,
wobei selbst das hervorstehende Achsenende
hier und dort nicht vergessen wurde. Ja,

des S. Marco-Reliefs, welches als ein wirk-
licher pierre-errant selbst einem der gewieg-
testen Kenner der S. Marco-Skulpturen, Fran-
zesco Saccardo, die Behauptung entriß: „Ce
serait perdre son temps et sa peine de re-
chercher non seulement Tage de cette sculp-
ture, mais encore l'epoque oü cette pierre fut
apportee ä Venise. II semble qu'une fatalitd
pese surtout ce qu'il y a de veritablement
ancien ä St.-Marc et s'obstine ä cacher les
dates qui pourraient offrir un renseignement
positif." 6)

Nun gibt es aber außer der natürlicher-
weise unterschiedlichen textilartigen Fassung
der Schüsseldarstellung noch eine wichtige

Abb. 2. Reliefplatte an der Nordseite von S. Marco zu Venedig.

selbst die Knotung und Kreuzung der beiden
Greifenschweife muß dem Beobachter als ana-
log auffallen. Ich möchte mich gar nicht auf
die gleiche rückwendige Stellung sowie das
Halsband der Greifen berufen, da dies Gemein-
gut sowohl orientalischer wie orientalisieren-
der Greifendarstellungen ist. Es sind dies
solch überraschende Gleichnisse, die — in
Anbetracht der anderen Darstellungen gleichen
Gegenstandes, welche aber, abgesehen von
einigen Details am Darmstädter Kästchen,
sozusagen vollständig abweichen — einen
direkten Bezug dei beiden Stücke zueinander
folgern lassen. Nun steht es durch die orien-
talische Inschrift fest, daß die Schüssel im Orient
verfertigt wurde. Wäre dies nicht ein Finger-
zeig zu einer eventuellen lokalen Datierung I

Abweichung zwischen beiden Darstellungen.
Es ist jene der Gewandung und des Habits.
Auf der S. Marco-Platte, ebenso, wie auf dem
Darmstädter Relief, welches doch durch das
Lautenspielerbild ausgemacht als im Orient
unter späthellenistischem Einflüsse verfertigt
gilt, trägt der Herrscher sichtbar die Stola,
während auf der Schüssel das Klavikelgewand
der byzantinischen Kaiser zu erkennen ist.
Die Kopfbedeckung am Relief ist ein halb-
kegelförmiger Helm, während wir auf der
Schüssel und wunderlicherweise auch am
Darmstädter Kästchen die byzantinische Krone
linden, wie sie z. B. auf der Konstantinos
Monomachos-Krone in Budapest ähnlich sicht-

6) Boito-Cru vellie: »Labasilique de St.Marc.«
III. Textband des Onganiaschen Prachtwelkes, S. 5G0.
 
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