Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Zeitschrift für christliche Kunst — 24.1911

DOI Artikel:
Steffen, Hugo: Kurfürst Kardinal Albertus und seine Bauten in Halle a. d. S.
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.4275#0186

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
327

1911.

ZEITSCHRIFT FÜR CHRISTLICHE KUNST — Nr. 11.

328

Krieg ausbrach. Damals galt die Burg als
ein vielumstrittener Waffenplatz. Herzog
Moritz von Sachsen, Kaiser Karl V., Herzog
Alba usw. befehligten von hieraus ihre Truppen,
und im Juli 1626 nahm Wallenstein von der
Burg Besitz, legte ständige Besatzung hinein
und schenkte die überaus wertvolle erz-
bischöfliche Bibliothek seinem Freunde Pin-
novio. Nach der Schlacht bei Breitenfeld
weilte auch Tilly auf der Flucht vor Gustav-
Adolf in der Moritz-
burg, bis sich letzterer
siegreich der Stadt
bemächtigte. Unter
seinem Regime, an
einem bitterkalten

Wintertage des Jahres
1637, wurde die Burg
durch Feuersbrunsi
zerstört. Die Halle-
schen Chronisten Ole-
arius und Dreyhaupt
berichten darüber, daß
am 7. Januar 7 Uhr
morgens des genann-

Mittelpfosten samt Tympanum am Haupt-
portal der Kapelle, um — kaum ist es zu
glauben — große Küchenvorräte der Militär-
verwaltung hineinschaffen zu können. Schon
seit 1680 war die Burg von den Truppen des
Großen Kurfürsten für die Krone Preußens
dauernd in Besitz genommen worden und
erst seit wenigen Jahren ist sie aller mili-
tärischen Zwecke entledigt; die großen Keller
wurden als Lagerräume vermietet usw.

Die ganze Burg
immt den Platz eines
nicht ganz rechtwink-
ligen Vierecks ein,
dessen Ecken durch
runde Türme verstärkt
sind. Die an der West-
seite entlang führende
Saale reichte einst bis
ans Mauerwerk und
füllte mit ihrem Wasser
auch den Burggraben.
Der Haupteingang an
der Ostseite, ein sechs-
eckiger Wachturm ist

ten Jahres der Tromm- Längen- und Querschnitt der Burgkapelle nebst Grundrissen. s0 gerichtet, daß die

ler, um sich zu er-

wärmen, auf dem
Fußboden ein Wacht-
feuer anzündete, wo-
durch die Balken in
Glutgerieten,und bald
den ganzen Bau ein
riesiges Flammenmeer
ergriff. Seit jener Zeit
liegt die Burg in Trüm-
mern als eine Perle
der Romantik. Möchte
sie immer so bleiben,
ohne moderne Fesseln.
Drunten rauscht die Saale in nimmermüdem
Laufe, Flieder und Schlingpflanzen wuchern
üppig zwischen den verfallenen Mauern, die
einst so glanzvolles Leben umschlossen.

Der südwestliche Eckturm war schon bei
der Belagerung kurz vor dem Brande unter-
miniert und in die Luft gesprengt worden;
sein reiches Steinmaterial verwendete man
Mitte des XVIII. Jahrh. zum Bau des Gym-
nasiums zu Halle. Nicht bloß Naturgewalten,
auch Menschenhände sorgten für die Zer-
störung der Burg. Noch im Jahre 1NH9 ent-
fernte man die wohlerhaltenen, steinernen

Äußere Ansicht der Moritzburg (Stadtseite).

vordere Ecke mitten
überdas Haupttorfällt,
also erst im Ober-
geschoß zur Entwick-
lung kommt. Im Erd-
geschoß befindet sich
die geräumige Ein-
gangshalle mit Pfört-
chen, zu der eine
vierbogigeBrücke hin-
überführt, und über
dem Eingange erhebt
sich unter einem Bal-
dachin die Statue der
modischen Kostüm der
teilweise zertrümmerte

hl. Katharina im
Erbauungszeit, das
Messerrad zu Füßen, während eine Tafel mit
dem Wappen des Erzbischofs Albertus an
der nordwestlichen Turmwand folgende In-
schrift enthält: „ Von Gottes = Gnaden —
Johannes Albertus — Erzbischof = zu Magde-
burg — Marggraf = zu Brandenburg = Obit -
Anno. MDL. Ein angebautes Nebentürmchen
gibt der originellen Turmanlage noch be-
sonders malerischen Reiz.

Nach rechts schließt sich das 1777 errich-
tete Militärlazarettgebäude und diesem wieder
 
Annotationen