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Zeitschrift für christliche Kunst — 24.1911

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Steffen, Hugo: Kurfürst Kardinal Albertus und seine Bauten in Halle a. d. S.
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https://doi.org/10.11588/diglit.4275#0187

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329

1911. — ZEITSCHRIFT FÜR CHRISTLICHE KUNST — Nr. 11.

330

die Kapelle nach der Ecke zu an. Ihr merk-
würdiger Grundriß besteht aus drei Jochen
mit runden Pfeilern, deren Füße höchst origi-
nelle, das Aussterben der Gotik und das
Nahen der Renaissance verkündende archi-
tektonische Gebilde aufweisen. Diese Pfeiler
tragen das in neuerer Zeit errichtete Gewölbe,
welches an Stelle jenes beim Brande 16.-37
eingestürzten getreten ist, während die Ge-
wölbe der Emporen noch die ursprünglichen
sind und in ihren Formen mit denen der
Halleschen Marienkirche lebhaft überein-
stimmen. Zu Albertus Zeiten war die Kapelle
durch ihre zahlreichen, seltenen Reliquien,

Als nach Beendigung des Dreißigjährigen
Krieges auch für die Moritzburg ruhigere
Zeiten eintraten, wurde schon 1687 der fran-
zösischen reformierten Gemeinde ein Raum
im Hauptturm zu gottesdienstlichen Zwecken
eingeräumt, bis man Ende des vorigen Jahr-
hunderts die Burgkapelle so, wie es sein soll,
ohne alle Zutaten gut restaurierte und den
religiösen Universitätszwecken zuführte.

Der übrige sich an d;e Kapelle anschlies-
sende Bauteil der Nordseite soll, den Ur-
kunden zufolge, die Räumlichkeiten der wert-
vollen Bibliothek des Erzbischofs enthalten
haben. An der Westseite, nach der Saale

Hofansicht der

wertvollen Geräte, Bildsäulen usw. hoch-
berühmt. Über der Empore der Westwand
befindet sich ein steinernes Relief, das
Wappen des Erzbischofs Ernst mit der Jahres-
zahl 1509; ein anderes von hervorragend
künstlerischem Werte zeigt das Wappen
des Kardinals Albertus mit der Figur des
hl. Moritz auf der einen und eines Bischofs
auf der anderen Seite. In der Inschrifttafel
des Sockels ist zu lesen: OPT-MAX ■ AC-
DIVE • MAGDALEXE■ TVTELAR1-AL-
BERTUS • CVIVS- HEC- SIGNA • DIG-
NITA IE ■ GENSQI '£. DEC LA RA T -HAC-
/■DEM■ TPSE ■ DED1C. WIT-AN-t 'HRT>
M D- XD1 ■ KAI. .,1/7; XI ■

Wie daraus ersichtlich, war die Kapelle
der hl. Magdalena zu Ehren geweiht.

Moritzburg.

zu, befanden sich seine Gemächer und Fest-
räume, zu denen vom Burghofe aus ein eigener
Eingang mit besonders charakteristischem, jetzt
leider arg verstümmeltem, spätgotischem Ein-
gangsportal angelegt war. Von da führte
eine Treppe nach oben und eine andere,
schmälere, nach unten in die nach dem Wasser
zu tieferliegenden Geschosse.

Zu beiden Seiten des Haupteinganges zog
sich nach dem Hofe zu der alte Wehrgang
hin, der die Süd- und Ostseite entlang führte,
dessen Säulenstellungen aber zu Anfang des
XIX. Jahrh. abgebrochen wurden.

An der Nordseite war ehemals ein wei-
terer Eingang, über dem die Wappen des
Erzbischofs Ernst noch erhalten sind; die
hinüberführende Brücke wurde im Dreißig-


 
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