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Zeitschrift für christliche Kunst — 24.1911

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Steffen, Hugo: Kurfürst Kardinal Albertus und seine Bauten in Halle a. d. S.
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https://doi.org/10.11588/diglit.4275#0188

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331

1911. — ZEITSCHRIFT FÜR CHRISTLICHE KUNST — Nr. 11.

332

Äußere Ansicht der Moritzburg nach der Saale zu.

jährigen Kriege gesprengt. Unter dem Nord-
und Westtrakt befinden sich, in drei Stock-
werken untereinanderliegend, ausgedehnte
Kellerräume, ideren kräftige Gewölbe auf ge-
drungenen Pfeilern ruhen: früher sollen die
Keller noch tiefer
hinabgeführt haben;
diese sind aber jetzt
verschüttet.

Nächst der Süd-
ecke stand ehedem
im Burghofe ein Ge-
bäude der Barock-
zeit, an dessen Stelle
vor einigen Jahren
der Neubau eines
kleinen, kunstgewerb-
lichen Museums trat.
Die ganze Burg
ist aus Bruchsteinen
mit Sandsteineinfas-
sung ausgeführt; die
noch vorhandenen

Architekturstücke
sind sehr charakte-
ristisch für das Ende
des Mittelalters und
das Aufblühen der
Renaissance. Es ist
die Burg für Halle
gewissermaßen das
Schwanenlied der
Gotik.

Da die Kapelle
der Burg unter Alber-
tus kurze Zeit als
Stiftskirche diente,
diesen Anforderungen
aber nicht genügte,
beschloß er eine neue,
die jetzige Domkirche,
mit daranstoßendem
Kollegiengebäude zu
erbauen. Die Angabe
der Chronisten, daß
der Kardinal diese
Kirche von Grund

Fenster der Moritzburjj.

die alte Kirche. Albertus hat wohl anfangs
einen von Grund auf neuen Bau im Auge ge-
habt, wie wir aus der Abbildung in dem jetzt
zu Aschaffenburg befindlichen „Halleschen
Heiligtumsbuche"ersehen, aber zur Ausführung
ist dieser Plan nicht
gekommen. Aus

pekuniären Gründen
wurde wohl von einem
völligen Neubau Ab-
stand genommen und
eine alte Kirche zum
jetzigen Dom um-
gebaut, welche dann
im Innern auf das
reichste mit Kost-
barkeiten und Reli-
quien ausgestattet,
eine Sehenswürdig-
keit nebst Wallfahrts-
ort ersten Ranges
bildete. Von den
Reliquien ist nichts
mehr vorhanden, als
das erwähnte, mit
Abbildungen ver-
sehene „Heiligtums-
buch", einVerzeichnis
der wunderbaren,
Staunen erregenden
Kunstschätze von un-
ermeßlichem Werte.
Die höchst charak-
teristischen Giebel -
aufbauten mit goti-
schen Friesen, welche
in den vierziger Jah-
ren beseitigt wurden,
scheint man auf das
vorhandene Schill
aufgebaut und zu
gleicher Zeit das
höchst merkwürdige
Frührenaissancepor-
tal mit der Jahres-
zahl 1525 errichtet
zu haben. Im Innern

aus neu errichtet habe, ist ein Irrtum, denn
schon ein Blick in das Innere, wo im Chore
bis Anfang der achtziger Jahre vorigen Jahr-
hunderts die Säulenkapitäle des XIII. Jahrh.
noch in ihrem ursprünglichen, jetzt leider über-
tünchtem Farbenschmucke prangten, verrät

der Kirche tragen das Eingangsportal zur
Sakristei, Kanzel, Weihtafeln und Statuen die
gleichen charakteristischen Frührenaissance-
formen. Die jetzt beseitigten Wasserspeier
stammten aus der Barockzeit. - - Nach dem
Chronisten Olearius hatte die Kirche ehemals
 
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