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Zeitschrift für christliche Kunst — 24.1911

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Steffen, Hugo: Kurfürst Kardinal Albertus und seine Bauten in Halle a. d. S.
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https://doi.org/10.11588/diglit.4275#0191

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337

1911. — ZEITSCHRIFT FÜR CHRISTLICHE KUNST — Nr. 11.

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stand aus zwei ehemals so en<r aneinander
gebauten Gotteshäusern, daß zwischen den
Türmen der einen und dem Portale der anderen
nur ein ganz schmaler
Gang verblieb, um
bei Prozessionen die
Kirchen umschreiten
zu können. Sie nah-
men, umgeben von
ihren Friedhöfen, den
westlichen Teil des
Marktplatzes ein, und
zwar lag die Marien-
kirche östlich der Ger-
trudenkirche, dann
kamen die Buden-
reihen der Kaufleute,
an die sich das Rat-
haus anschloß. (Siehe
Lageplan und eine
Photographie nach
einem Abbilde von
1500.)

Kardinal Albertus
rief nun im Jahre
1529 eine völlige Um-
wandlung hervor, in
dem er die Kirchen
bis auf die Türme
abbrechen und zwi-
schen beide Turm-
paare ein neues
Langhaus hinein-
bauen ließ, aufweiche
Weise die heutige
Marienkirche mit
ihren sog. Haus-
mannstürmen, den
Überresten der alten
Marienkirche, und
den sog. „blauen"
Türmen der früheren
Gertrudenkirche, ent-
stand. Der Grund
dieser baulichen Ver-
änderungen ist sicher
in Vergrößerung des
Marktplatzes aus

Portal der alten Universität

Marktplatz der Stadt Halle von 1509.

\ erkehrsrücksichten zu suchen, zugleich gewann
aber die früher zwar auch sehr malerische
Platzanlage noch bedeutend durch den Kirchen-
bau, der 1630 nach Angaben des Kardinals
begonnen und laut Inschrift an einer Empore

um des Baumeisters Nikel Hofemanns Wappen
1554 vollendet wurde. Die hinteren, sog.
blauen, jetzt recht schmucklosen Türme waren

früher mit kleinen
Giebelaufbauten ge-
ziert, die ich nach
einem alten Modell
in der dortigen
Marienbibliothek wie-
dergegeben habe.

Interessant ist die
im Archiv zu Halle
befindliche Mitteilung
des Kardinals, worin
er dem Rate der
Stadt sein Projekt,
den Umbau der
Kirchen betreffend,
unterbreitete. Letz-
terer verhielt sich
ablehnend dagegen.
Trotzdem setzte Al-
bertus seine Idee
durch und 1521) fing
man an, die Schiffe
beider Kirchen ab-
zubrechen. 15X0
fundamentierte man
dann die neue
Marienkirche. Ein
entsprechender Chor
fehlte natürlich bei
der neuen Bauanlage,
an dessen Stelle be-
finden sich die Haus-
mannstürme und der
Raum zwischen bei-
den dient zur Sakri-
stei. Der eine der
Türme, welcher von
der Sakristei zugäng-
lich ist, wird als Auf-
bewahrungsort, der
andere als Aufgang
verwendet. Inter-
essant ist in dem
Turme eine doppelte,
steinerne Wendel-
man noch Spuren

treppe. Außen findet
romanischer Baukunst.

Das Langhaus zwischen den beiden Türmen
ist eine dreischiffigeHallenkirche von 10Jochen,
deren prächtig« s Netzgewölbe auf Pfeilern von
 
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