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Zeitschrift für christliche Kunst — 24.1911

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Georg, Johann: Drei Ikone aus Jerusalem
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https://doi.org/10.11588/diglit.4275#0199

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353

1911.

ZEITSCHRIFT FÜR CHRISTLICHE KUNST — Nr. 11

354

als Mönch in die Lawra des hl. Euthymios
ein, wo er 12 Jahre verweilte. Dann zog er
in die Gegend von Jericho. Der Patriarch
Anastasios weihte ihn 473 zum Priester und
reihte ihn in den Klerus der Anastasiskirche
ein. 494 wurde er Patriarch. Als solcher
baute er ein großes Kloster, das wahrschein-
lich an der Stelle des heutigen großen griechi-
schen Klosters stand, und weihte die Kirche
in Mar-Saba. In den Kämpfen zwischen
Rechtgläubigen und Monophysiten zeigte er
sich schwach, widerstand aber dem Kaiser
Anastasius, dessen
Zorn er erregte, und
der ihn absetzen
wollte. Der hl. Sabas
eilte nach Konstan-
tinopel und ver-
stand es, den Kaiser
für einige Zeit zu
besänftigen. Elias
wurde dann aber
513 nach A'ila am
Golf von Akkabah
verbannt, wo er 518
während eines Be-
suches, den ihm
Sabas machte, in
dessen Armen starb.
Über Näheres siehe
den Aufsatz von
Pater Genier, O. P.,
indenConferencesde
St. Etienne 1909/10.
Der Heilige ist
stehend in vollem
bischöflichem Ornat
dargestellt. Ja, dieser
dürfte sogar so gut dargestellt sein, daß
man Studien daran machen könnte. Er hat
einen dunklen Bart und dunkle Haare. Es
scheint, daß der Maler die arabische Ab-
kunft zeigen wollte. Die rechte Hand ist
zum Segen erhoben, die linke hält ein Buch,
der Rahmen gleicht ganz dem des zuerst
genannten Ikons, ist nur besser erhalten und
etwas höher. Die Art der Malerei und der
Darstellung erinnertsehr an manche bischötliche
Figuren in dem Kreuzkloster. Die Erhaltung
ist als recht gut zu bezeichnen.

Das dritte (siehe Abb. 3) stellt den hl.
Germanos dar. Auch er ist in vollem bischöf-
lichem Ornat dargestellt, an dem man die

Studien fast noch besser, als an dem hl. Elias
machen kann. Das Haupt ziert ein langer
grauer Bart. Auch das Haar ist grau. In der
rechten Hand hält er eine brennende Fackel,
in der linken ein Spruchband, auf dem der

Anfang des griechischen Abendhymnus

tf>(i)lT

Aob. 2.

IXclqov steht. Der Rahmen entspricht ganz
dem des anderen Heiligen. Das Ikon war.
als ich es in dem Kloster fand, nur zur
größeren Hälfte erhalten. Dr. Karge gelang
es, noch einen weiteren Teil zu finden. Eine
Renovation ist gut gelungen. Wer ist nun

der dargestellte Hei-
lige? Um darüber
Aufklärung zu er-
halten, wandte ich
mich anden Superior
der Weißen Väter,
Pater Federlin, der
in Jerusalem für
seine Kenntnis des
monastischen Palä-
stinas bekannt ist.
Er antwortete mir:
„L'eglise de Jeru-
salem ne connait
je crois qu'un seul
patriarche de ce
nom qui a occupe
le siege de 1543
ä 1549. II ne peut
s'agir de l'eveque
Germanios f 211.
S'agirait il de St.
Germanos de Con-
stantinople 715 bis
750? Peut etre
trouverait on l'expli-
cation dans les manuels d'iconographie dont
seservent les peintres grecs." Soviel steht fest,
esist ein Bischof dargestellt, der Germanos von
Jerusalem hieß, r und * sind zwar nicht mehr
erhalten. Aber an der Erklärung auf den
Namen Germanos dürfte kein Zweifel möglich
sein. Ob es ein Patriarch von Jerusalem oder
ein Bischof, der aus Jerusalem stammte, sein
soll, ist schwer zu sagen. An den oben er-
wähnten Patriarchen ist kaum zu denken, da
dieser wohl nicht heilig ist. Außerdem trugen
zu seiner Zeit die griechischen Bischöfe schon
die Mitra. Und der Dargestellte trägt keine
solche. Am schwierigsten dürfte die Erklärung
sein, warum der Heilige die brennende Fackel
 
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