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Zeitschrift für christliche Kunst — 33.1920

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Baumeister, Wilhelm: Dechant Wischius und seine Stiftungen in St. Georg zu Köln
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https://doi.org/10.11588/diglit.4307#0110

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Nr. 7 ZEITSCHRIFT FÜR CHRISTLICHE KUNST. 99

Die an den Kämpfern der Pfeiler angebrachten Reliefs stehen den Orna-
menten des Sakramentshäuschens nahe, so daß es berechtigt erscheint, sie
ein und demselben Künstler zuzuschreiben21, wenngleich ihre Entstehung
einige Jahre früher, in die Zeit um 1552 fällt. Diese nördliche Vorhalle
bildete ehemals einen Verbindungsgang zwischen der Stiftskirche St. Georg
und der an der Stelle der heutigen Georgstraße und der Eckhäuser am
Waidmarkt gelegenen Pfarrkirche St. Jakob. Ursprünglich bestand dieser
Gang aus fünf Jochen22, von denen aber die zwei nördlichen beim Ab-
bruch der Jakobskirche ebenfalls niedergelegt wurden2'1. Wenn wir Weins-
berg glauben dürfen, war dieser Gang ein „Trotzbau", den die Stiftsherren
aufführen ließen, zum Arger der Kirchmeister von St. Jakob, mit denen sie
auf recht gespanntem Fuße lebten. Die Herausforderung scheint diesmal
von den Kirchmeistern ausgegangen zu sein, da sie im Juli 1551 heimlich
eine Treppe entfernten, die zu einer „alter leufen und gebonne tuschen
s. Jacob und s. Georgenkirch" führte24 und wohl zum Eigentum des Stifts
gehörte. Überdies ließen sie ein Abschlußgitter („iseren gerimptz") errichten25,
durch das sich das Stiftskapitel benachteiligt fühlte. Dieses wandte sich
sofort klagend an die geistliche und weltliche Behörde, und es gab „wunder-
liche handel ... vur eym rhaide, vur dem officiaell und synen commissarien
mit procederen und tagleisten"20. Die Einigungsverhandlungen blieben bei
dem harten Sinn der Gegner ohne Erfolg, und so zog sich der Streit unter
gegenseitiger Erbitterung in die Länge. Als aber das Kapitel im Juni des
folgenden Jahres die Baulichkeiten über dem alten Verbindungsgang zwischen
den beiden Kirchen abtragen ließ, um an seiner Stelle den heute noch
stehenden zu errichten, und dabei rücksichtslos die Pfeiler in die Gräber
des anstoßenden Friedhofs von St. Jakob fundierte, loderte der Streit in
hellen Flammen auf27. Die ganze Pfarrgemeinde geriet in Aufruhr - aber
trotz der Einsprüche, Besichtigungen und Verhandlungen baute das Kapitel
ruhig voran. Die treibende Kraft beim Neubau war der damalige Propst
zu St. Georg und spätere Kölner Erzbischof Johann Gebhard von Mansfeld.
Seine Beziehungen und sein Einfluß waren mächtiger als die der biederen,
schlichten Kirchmeister, und so gelang es ihm, trotz aller Einsprüche der
letzteren den Bau zu vollenden. Die Verdienste Johann Gebhards um den
Neubau, den er auch materiell gefördert haben wird, fanden in der Wieder-
gabe seines Wappens in einem der Schlußsteine der Halle ihren Ausdruck.
Daneben erscheint aber auch wieder das vom Sakramentshäuschen her be-
kannte Wappen mit den drei Sternen und als drittes das des Dechanten
Wischius in je einem Schlußstein, ein Beweis dafür, daß auch er zu den
Kosten des Neubaues beigetragen hat. Da aber die Halle erst mehrere

21 Kunstdenkmäler der Stadt Köln, Bd. I, Abt. IV, S. 360.

22 Höhlbaum: Buch Weinsberg, Bd. II, S. 17.

23 Stadtarchiv Köln: Franz. Verw.-Akten, Caps. 2 G, Nr. 5 und 6; Plankammer
Nr. 213 und 213a.

24 Höhlbaum: Buch Weinsberg, Bd. I, S. 360.

25 Desgl. Bd. II, S. 2.

26 Weinsberg Gedenkbuch Bd. I, fol. 250v. — Stadtarchiv Köln.

27 Höhl bäum: Buch Weinsberg Bd. II, S. 9.
 
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