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Verein für Historische Waffenkunde [Hrsg.]; Verein für Historische Waffenkunde [Mitarb.]
Zeitschrift für historische Waffen- und Kostümkunde: Organ des Vereins für Historische Waffenkunde — N.F. 1.1923-1925

DOI Heft:
Band 1, Heft 4
DOI Artikel:
Dreger, Max: Das sogenannte Jagdmesser Karls des Grossen zu Aachen
DOI Seite / Zitierlink:
https://doi.org/10.11588/diglit.69977#0099

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ZEITSCHRIFT FÜR HISTORISCHE WAFFEN- UND KOSTÜMKUNDE
NEUE FOLGE, BAND 1 (10) April 1924 HEFT 4
«

DAS SOGENANNTE JAGDMESSER KARLS DES GROSSEN ZU AACHEN
VON MAX DREG ER

In der Schatzkammer des Münsters zu Aachen ruht
seit Jahrhunderten, betreut von einer verständnis-
vollen Geistlichkeit, neben den vielen, in der ganzen
Welt verehrten Reliquien und ihren, an edlem Stoff
und Kunstwert gleicherweise unschätzbaren Behältern
auch ein in dieser Umgebung fast zu bescheiden gehal-

Mir wurde kurz vor dem Kriege gestattet, beide
etwas genauer zu besichtigen, und ich bin daher in
der Lage, neben einer Photographie (vgl. Abb. 2)
auch aus eigener Anschauung einen Aufriß (vgl.
Abb. 1) in etwa 1/s Maßstab nebst Beschreibung zu
geben. Dieser A'Vaßstab verführt freilich leicht dazu,



Abb. 1. Jagdmesser im Münster zu Aachen. Aufriß von Messer und Scheide mit je 2 Querschnitten.

tenes, mächtiges Messer mit kunstvoll verzierter
Scheide, das die Überlieferung mit dem „großen
König mit dem weißen Bart“ in Verbindung bringt.
Es soll das Jagdmesser Karls d. Gr. gewesen sein,
das er benutzt habe, „wenn er, der leidenschaftliche
Jäger, in den Forsten von Aachen sich am edlen
Weidwerk vergnügte“. Seine Einfachheit hat es mit
sich gebracht, daß es trotz dieser Zuschreibung in
weiteren, namentlich in waffentechnischen Kreisen
nur wenig bekannt ist, und daß da, wo es beschrieben
wurde, die Waffe selber der Scheide gegenüber mit
wenigen Worten abgetan wurde1).

x) Der Aufsatz entspricht einem Vortrag in der 5. Sit-
zung der Berliner Mitglieder am 21. Februar 1923.

sich das Messer in der Größe der Abbildung, also
ziemlich elegant, in der annähernden Form eines
Tischmessers vorzustellen. Um diesen Irrtum zu
vermeiden, bitte ich jeden Leser ausdrücklich, sich die
Waffe über dreimal so lang zu denken, als sie auf
der Darstellung erscheint. Sie sieht dann gar nicht
zierlich aus, sondern macht einen recht kriegs- oder
jagdmäßigen Eindruck und erscheint so groß, daß
man schon versteht, warum der Griff Platz für zwei
Hände bietet.
Das Messer besteht nur aus Klinge und Griff,
ohne Kreuz oder sonstigen Handschutz, und ohne
Knauf.
Das Blatt der Klinge zeigt recht gut erhaltenen
Stahl mit dunkelgrauem Edelrost, aber bis auf einige

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