HEFT 4
M. J. BINDER: NEUERWERBUNGEN DES BERLINER ZEUGHAUSES.
93
NEUERWERBUNGEN DES BERLINER ZEUGHAUSES
VON M. J. BINDER
Der erste Monat des Jahres 1924 brachte dem
Zeughaus eine stattliche Anzahl Neuerwerbungen, die
geeignet erscheinen, teils Lücken der Sammlung zu
schließen, teils vorhandene Reihen mancher Waffen-
in zwei Hemisphären teilt. Diese beiden Halbkugeln
(Abb. Id), sowie das Stockröhrchen und seine Endi-
gung, ferner die Fläche um die Schwanzschraube,
decken, mit Samt unterlegt, durchbrochene Mes-
Abb. 1 a. Radschloßpistole mit französischem Königswappen. 1550—1590.
Abb. 1 b. Rückseite von 1 a.
Abb. 1 c Aufsicht der Pistole 1 a.
gathingen um kunsthandwerklich wie technisch be-
deutsame Exemplare zu bereichern.
An erster Stelle möge eine französische Prunk-
pistole mit Radschloß aus der 2. Hälfte desXVI.
Jahrhunderts stehen (Abb. 1 a, b, c).
Der lange Lauf mit gestauchter Mündung und die
darauf als Zielvorrichtung sichtbare Visierschiene
sind reich und tief graviert (Abb. 1 c), ebenso das
Radschloß, sowie sämtliche sichtbaren Eisenteile. Der
überaus zierliche Schaft aus Pflaumenholz endigt in
einer Afterkugel, die ein üppig geschnitztes Bandwerk
singbeschläge, getrieben und sorgfältig ziseliert,
in einem Stil, der aus den Bordüren der Pariser
Spätrenaissancedrucke wohl bekannt ist. Die Kon-
struktion und äußere Form dieser Radschloßpistole
weicht von der Plumpheit gleichzeitiger deutscher
Stücke erheblich ab. Um des graziösen Schaftes willen
mußte man die Innenkonstruktion des Schlosses we-
sentlich verkleinern und war gezwungen, die Lage-
rung des Wellbaums für das Rad in das sichtbare
und zu diesem Zweck erfundene Seitenblech zu legen;
im deutschen Radschloß liegt der Wellbaum unsicht-
M. J. BINDER: NEUERWERBUNGEN DES BERLINER ZEUGHAUSES.
93
NEUERWERBUNGEN DES BERLINER ZEUGHAUSES
VON M. J. BINDER
Der erste Monat des Jahres 1924 brachte dem
Zeughaus eine stattliche Anzahl Neuerwerbungen, die
geeignet erscheinen, teils Lücken der Sammlung zu
schließen, teils vorhandene Reihen mancher Waffen-
in zwei Hemisphären teilt. Diese beiden Halbkugeln
(Abb. Id), sowie das Stockröhrchen und seine Endi-
gung, ferner die Fläche um die Schwanzschraube,
decken, mit Samt unterlegt, durchbrochene Mes-
Abb. 1 a. Radschloßpistole mit französischem Königswappen. 1550—1590.
Abb. 1 b. Rückseite von 1 a.
Abb. 1 c Aufsicht der Pistole 1 a.
gathingen um kunsthandwerklich wie technisch be-
deutsame Exemplare zu bereichern.
An erster Stelle möge eine französische Prunk-
pistole mit Radschloß aus der 2. Hälfte desXVI.
Jahrhunderts stehen (Abb. 1 a, b, c).
Der lange Lauf mit gestauchter Mündung und die
darauf als Zielvorrichtung sichtbare Visierschiene
sind reich und tief graviert (Abb. 1 c), ebenso das
Radschloß, sowie sämtliche sichtbaren Eisenteile. Der
überaus zierliche Schaft aus Pflaumenholz endigt in
einer Afterkugel, die ein üppig geschnitztes Bandwerk
singbeschläge, getrieben und sorgfältig ziseliert,
in einem Stil, der aus den Bordüren der Pariser
Spätrenaissancedrucke wohl bekannt ist. Die Kon-
struktion und äußere Form dieser Radschloßpistole
weicht von der Plumpheit gleichzeitiger deutscher
Stücke erheblich ab. Um des graziösen Schaftes willen
mußte man die Innenkonstruktion des Schlosses we-
sentlich verkleinern und war gezwungen, die Lage-
rung des Wellbaums für das Rad in das sichtbare
und zu diesem Zweck erfundene Seitenblech zu legen;
im deutschen Radschloß liegt der Wellbaum unsicht-