HEFT 4
ZU DEN TAFELN
97
wurde, zeigt der beigegebene Bildausschnitt von
einem der Cäsarteppiche, burgundischen Ursprungs
um 1460, zurzeit aufbewahrt im Berner Museum
(Abb. 7).
Wohl einzig in seiner Art ist endlich der Feld-
waibelstab (Abb. 8), ein mit geflochtenen Leder-
riemen überzogenes Rundholz, ähnlich einem Kom-
mandostab (Länge 80cm), ein Dignitätszeichen, wie
es auf Holzschnitten eines Jost Amann der Feld-
waibel der Landsknechtsfähnlein führt.
Z U D E N
Tafel V.
Pistolen und Faustrohre des 16. u. 17. Jahrhunderts.
a) Faustrohr des Kurfürst Moritz. — Lauf und Schloß-
blech mit Silber plattiert: am Lauf in zwanzig quer-
geteilten Feldern Szenen aus dem Alten Testament,
von einem Band mit Trophäengruppen umgeben.
Hahn vergoldet, Raddeckel gebläut mit durchbrochener,
vergoldeter Auflage. Der Schaft mit Einlagen von Bein,
in kleinen Feldern testamentarische Szenen und mytho-
logische Gottheiten, sowie Jagdszenen. Auf der After-
kugel die Figur des Glaubens, umgeben von der Inschrift:
Betracht dise Historia Brauch si wider die Feinde Christi.
Im Inv. der Pistolenkammer 1821, N. 29, ist der Be-
schreibung der Stücke beigetügt: Hat Moriz gefähret.
Auffallend ist der Reichtum an kleinen szenischen Dar-
stellungen, deren künstlerischer Stil recht unbeholfen
ist und wenig Gefühl für organische Aufteilung der
Flächen verrät. Die Faustrohre zeigen starke Spuren der
Abnutzung. Die geringe Absenkung des Kolbens macht
die Entstehungszeit in den Jahren des Kurfürst Moritz
(1547—1553) wahrscheinlich.
b) Faustrohr des Kurfürst August. — Lauf und Schloß-
blech reich mit Gold und Silber tauschiert; die Hahn-
feder liegt hinter dem Schloßblech, der Hals des Hahnes
ist dünn und einmal abgesetzt. Der Schaft ist völlig mit
Platten von geschnittenem Hirschhorn belegt, Kampf-,
Turnier- und Jagdszenen, am Kolbenhals Adam und Eva,
dazwischen der Tod, an den Apfelbaum gelehnt, der auf-
erstandene Christus, Figuren in Zeittracht (Dudelsack-
pfeifer u. a.) allegorische Gestalten. Am Knauf das dä-
nische Wappen. Über dem Gürtelhaken ein Schriftband
mit den Buchstaben: DWGDAHNPBDWHVDEGBP, da-
neben die Buchstaben ES, wohl als Initialen des Schäf-
ters. Am Schloß die Jahreszahl 1557.
Inv. der Pistolenkammer 1683, N. 228 (S. 324): Ein
einzeln Pistol, mit einem damaschkenierten Rohr und
Schloß, auch Helffenbeinern geschnittenen Schafften,
mit der Jaarszahl 1557.
Vielleicht ist das Stück ein Geschenk des dänischen
Kronprinzen Friedrich IV. an Kurfürst August, seinen
Schwager, als er 1557 Dresden besuchte. Die Läufe sind
denen der Faustrohre Saal F 75 gleich, die Schäftung
steht künstlerisch jenen bei weitem nach.
c) Faustrohr. — Lauf und Schloß geätzt, mit Band-
ornament, auf dem Lauf eingeschlagen die Augsburger
Beschau, daneben geschnitten die Laufschmiedmarke: ein
Krug. — Der Schaft aufs reichste verbeint und graviert:
Geschichte Adams und Evas von der Schöpfung bis zur
Vertreibung aus dem Paradies, Jagdszenen, Tiergruppen,
TAFELN
alles von Ranken mit Vögeln, Dolden und Blattwerk um-
schlungen. Am Knauf, von Rollwerk, Kartuschen und
Masken umgeben, eine runde Platte, mit Herkules, der
den Drachen erschlägt (nach H. S. Beham).
Ungewöhnlich sorgfältige, künstlerisch belebte Arbeit,
vorzüglich erhalten. Um 1560—70.
d) Faustrohr. — Lauf und Schloß geätzt und durchaus
vergoldet, mit der Augsburger Beschau, Hahn Eisen,
blank und graviert. Schaft Kupfer, völlig getrieben und
vergoldet, mit sehr großen, durch Federdruck sich zur
Hälfte öffnenden Afterkugel: die Darstellungen zeigen
Kämpfe antiker Reiter, auf der Kugel in zwei Zonen,
und flaches Rankenwerk.
Inv. der Pistolenkammer 1683, N. 49 (S. 262): Ein
baar kurze Pistolen, mit durchaus vergiildeten ge-
stochenen Läuffen, Meßingen getriebenen vergüldeten
Schafften mit großen und Figuren gezierten aufsprin-
genden K.nöpffen, die Schlößer über und über ver-
güldet und gestochen.
Die Buchstaben neben dem Kopfe eines antiken Königs,
in einem Medaillon am Laufe, die Ehrenthal KG liest
und als Atzermarke anspricht (a. a. Oa S. 118), lauten
vielmehr KT und sind eher als zu der Darstellung gehörig,
etwa „König Theodorich“ oder so zu deuten. — Ende
16. Jahrhundert.
e) Pistole Kurfürst Johann Georgs II. — Lauf glatt,
auf einer eingelegten Messingplatte die Kurschwerter gra-
viert, Schloßblech und Hahn ebenso graviert, Raddeckel
Messing, durchbrochen und vergoldet. Schaft von braunem
Maserholz, mit Silber eingelegt: Fadenranken, Reiter und
andere Soldaten, am Knauf vier sitzende Gestalten mit
allerhand Emblemen. Auf den Knauf aufgelegt das große
kursächsische Wappen mit der Umschrift: Johann Georg
Churfürst II. 1680. — Hier auch zwei eingeschlagene
Goldschmiedemarken: Z (Zerbst) und CS (Rosenberg 2
3849).
Inv. der Pistolenkammer 1717, N. 400: Ein paar
teutsche Pistolen, die Läuffe mit Messing einge-
schlagen, worauf die Chur Schwerdter gestochen, die
Schlößer mit meßingen vergoldeten Buckeln, die
ganze Mondirung von Silber, auf der Kappen das
Churfürstl. Sächß. Wappen gestochen und Johann
Georg II. 1680, in nußbaumen Schäfjten mit silbern
Figuren eingelegt, und silbern Draht verädert, so von
Herzog Morizen anhero praesentiret worden.
Herzog Moritz von Sachsen (1619—1681), der vierte
Sohn Johann Georgs I., wurde 1657 Gründer der Linie
Sachsen-Zeitz.
f) Langes Faustrohr Kurfürst Johann Georgs I. —
Der achtkantige Lauf blank, in der Mitte etwas graviert,
13
ZU DEN TAFELN
97
wurde, zeigt der beigegebene Bildausschnitt von
einem der Cäsarteppiche, burgundischen Ursprungs
um 1460, zurzeit aufbewahrt im Berner Museum
(Abb. 7).
Wohl einzig in seiner Art ist endlich der Feld-
waibelstab (Abb. 8), ein mit geflochtenen Leder-
riemen überzogenes Rundholz, ähnlich einem Kom-
mandostab (Länge 80cm), ein Dignitätszeichen, wie
es auf Holzschnitten eines Jost Amann der Feld-
waibel der Landsknechtsfähnlein führt.
Z U D E N
Tafel V.
Pistolen und Faustrohre des 16. u. 17. Jahrhunderts.
a) Faustrohr des Kurfürst Moritz. — Lauf und Schloß-
blech mit Silber plattiert: am Lauf in zwanzig quer-
geteilten Feldern Szenen aus dem Alten Testament,
von einem Band mit Trophäengruppen umgeben.
Hahn vergoldet, Raddeckel gebläut mit durchbrochener,
vergoldeter Auflage. Der Schaft mit Einlagen von Bein,
in kleinen Feldern testamentarische Szenen und mytho-
logische Gottheiten, sowie Jagdszenen. Auf der After-
kugel die Figur des Glaubens, umgeben von der Inschrift:
Betracht dise Historia Brauch si wider die Feinde Christi.
Im Inv. der Pistolenkammer 1821, N. 29, ist der Be-
schreibung der Stücke beigetügt: Hat Moriz gefähret.
Auffallend ist der Reichtum an kleinen szenischen Dar-
stellungen, deren künstlerischer Stil recht unbeholfen
ist und wenig Gefühl für organische Aufteilung der
Flächen verrät. Die Faustrohre zeigen starke Spuren der
Abnutzung. Die geringe Absenkung des Kolbens macht
die Entstehungszeit in den Jahren des Kurfürst Moritz
(1547—1553) wahrscheinlich.
b) Faustrohr des Kurfürst August. — Lauf und Schloß-
blech reich mit Gold und Silber tauschiert; die Hahn-
feder liegt hinter dem Schloßblech, der Hals des Hahnes
ist dünn und einmal abgesetzt. Der Schaft ist völlig mit
Platten von geschnittenem Hirschhorn belegt, Kampf-,
Turnier- und Jagdszenen, am Kolbenhals Adam und Eva,
dazwischen der Tod, an den Apfelbaum gelehnt, der auf-
erstandene Christus, Figuren in Zeittracht (Dudelsack-
pfeifer u. a.) allegorische Gestalten. Am Knauf das dä-
nische Wappen. Über dem Gürtelhaken ein Schriftband
mit den Buchstaben: DWGDAHNPBDWHVDEGBP, da-
neben die Buchstaben ES, wohl als Initialen des Schäf-
ters. Am Schloß die Jahreszahl 1557.
Inv. der Pistolenkammer 1683, N. 228 (S. 324): Ein
einzeln Pistol, mit einem damaschkenierten Rohr und
Schloß, auch Helffenbeinern geschnittenen Schafften,
mit der Jaarszahl 1557.
Vielleicht ist das Stück ein Geschenk des dänischen
Kronprinzen Friedrich IV. an Kurfürst August, seinen
Schwager, als er 1557 Dresden besuchte. Die Läufe sind
denen der Faustrohre Saal F 75 gleich, die Schäftung
steht künstlerisch jenen bei weitem nach.
c) Faustrohr. — Lauf und Schloß geätzt, mit Band-
ornament, auf dem Lauf eingeschlagen die Augsburger
Beschau, daneben geschnitten die Laufschmiedmarke: ein
Krug. — Der Schaft aufs reichste verbeint und graviert:
Geschichte Adams und Evas von der Schöpfung bis zur
Vertreibung aus dem Paradies, Jagdszenen, Tiergruppen,
TAFELN
alles von Ranken mit Vögeln, Dolden und Blattwerk um-
schlungen. Am Knauf, von Rollwerk, Kartuschen und
Masken umgeben, eine runde Platte, mit Herkules, der
den Drachen erschlägt (nach H. S. Beham).
Ungewöhnlich sorgfältige, künstlerisch belebte Arbeit,
vorzüglich erhalten. Um 1560—70.
d) Faustrohr. — Lauf und Schloß geätzt und durchaus
vergoldet, mit der Augsburger Beschau, Hahn Eisen,
blank und graviert. Schaft Kupfer, völlig getrieben und
vergoldet, mit sehr großen, durch Federdruck sich zur
Hälfte öffnenden Afterkugel: die Darstellungen zeigen
Kämpfe antiker Reiter, auf der Kugel in zwei Zonen,
und flaches Rankenwerk.
Inv. der Pistolenkammer 1683, N. 49 (S. 262): Ein
baar kurze Pistolen, mit durchaus vergiildeten ge-
stochenen Läuffen, Meßingen getriebenen vergüldeten
Schafften mit großen und Figuren gezierten aufsprin-
genden K.nöpffen, die Schlößer über und über ver-
güldet und gestochen.
Die Buchstaben neben dem Kopfe eines antiken Königs,
in einem Medaillon am Laufe, die Ehrenthal KG liest
und als Atzermarke anspricht (a. a. Oa S. 118), lauten
vielmehr KT und sind eher als zu der Darstellung gehörig,
etwa „König Theodorich“ oder so zu deuten. — Ende
16. Jahrhundert.
e) Pistole Kurfürst Johann Georgs II. — Lauf glatt,
auf einer eingelegten Messingplatte die Kurschwerter gra-
viert, Schloßblech und Hahn ebenso graviert, Raddeckel
Messing, durchbrochen und vergoldet. Schaft von braunem
Maserholz, mit Silber eingelegt: Fadenranken, Reiter und
andere Soldaten, am Knauf vier sitzende Gestalten mit
allerhand Emblemen. Auf den Knauf aufgelegt das große
kursächsische Wappen mit der Umschrift: Johann Georg
Churfürst II. 1680. — Hier auch zwei eingeschlagene
Goldschmiedemarken: Z (Zerbst) und CS (Rosenberg 2
3849).
Inv. der Pistolenkammer 1717, N. 400: Ein paar
teutsche Pistolen, die Läuffe mit Messing einge-
schlagen, worauf die Chur Schwerdter gestochen, die
Schlößer mit meßingen vergoldeten Buckeln, die
ganze Mondirung von Silber, auf der Kappen das
Churfürstl. Sächß. Wappen gestochen und Johann
Georg II. 1680, in nußbaumen Schäfjten mit silbern
Figuren eingelegt, und silbern Draht verädert, so von
Herzog Morizen anhero praesentiret worden.
Herzog Moritz von Sachsen (1619—1681), der vierte
Sohn Johann Georgs I., wurde 1657 Gründer der Linie
Sachsen-Zeitz.
f) Langes Faustrohr Kurfürst Johann Georgs I. —
Der achtkantige Lauf blank, in der Mitte etwas graviert,
13