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Verein für Historische Waffenkunde [Hrsg.]; Verein für Historische Waffenkunde [Mitarb.]
Zeitschrift für historische Waffen- und Kostümkunde: Organ des Vereins für Historische Waffenkunde — N.F. 1.1923-1925

DOI Heft:
Band 1, Heft 8
DOI Artikel:
Trapp, Oswald: Ein Helm mit beweglichem Nackenschutz
DOI Seite / Zitierlink:
https://doi.org/10.11588/diglit.69977#0234

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216

OSWALD TRAPP: EIN HELM MIT BEWEGLICHEM NACKENSCHUTZ.

BAND 1

EIN HELM MIT BEWEGLICHEM NACKENSCHUTZ
VON OSWALD TRAPP

Ein Helm der Churburger Rüstkammer, aus der
Wende des 15. zum 16. Jahrhundert, soll hier ein-
gehender beschrieben werden, da er imstande ist,
durch seine Eigenart und gute Erhaltung einige
vielleicht noch bestehende Zweifel zu beheben.
H. A. von Kretschmar hat in seiner wertvollen
Abhandlung: „Der Turnierteppich im Museum zu
Valenciennes“ (Z. H. W. K. 5, 166) die mittelalter-
liche Turnierbewaffnung im letzten Jahrzehnte des
15. Jahrhunderts beschrieben und dabei auf die
dort abgebildeten Helme hingewiesen, sogenannte

riser Musee d’ Artillerie aufmerksam machen, der
auch einen Nackenschutz in Form einer herabhän-
genden Platte hat.
Zur Erweiterung dieser interessanten Darlegungen
wäre noch auf einige Darstellungen hinzuweisen, bei
denen der bewegliche Nackenschutz deutlich sichtbar
ist. Die Abb. 1 zeigt einen Ausschnitt aus den Zeug-
büchern des Kaisers Maximilian (cd. Boeheim,
Fig. 31). Hier sieht man unter den Knechten, welche
auf einem Leiterwagen transportiert werden, einen
in Rückensicht. Dieser trägt mit geöffnetem Visier

Abb. 1. Zeugbücher des Kaisers Maximilian, Fig. 31.


Armets ä rondelle, denen er den längsten Abschnitt
seines Aufsatzes widmet. Die Helme auf diesem
Teppich zeigen rückwärts am Nackenstreifen Stiel-
scheiben und darunter herabhängend „drei schmale
Metallplatten von etwa Kopfeslänge mit Ringen an
Ösen befestigt“.
Kretschmar war es weder möglich gewesen, diesen
beweglichen Nackenschutz anderwärts zu entdecken
noch den sicheren Zweck dieser Platten zu ermitteln.
Einen guten Schritt weiter in der Lösung dieses
Zweifels machte B. Engel, (ebenda 7, 262) indem er
die Stielscheibe als eine Art Klingenfänger erklärte
und die Ansicht aussprach, die herabhängenden
Metallplatten seien ein notwendiger Schutz für den
sonst nur durch Kettenpanzer gedeckten Nacken ge-
wesen. Ferner konnte er auf einen Helm des Pa-


Abb. 2. Zeugbücher des Kaisers Maximilian, Fig. 50.

einen Helm mit 7 herabhängenden Metallplatten und
darüber 2 nebeneinander gestellte Stielscheiben.
In Abb. 2 ebenda Fig. 150 ist ein Knecht dar-
gestellt, der zur Bedienungsmannschaft eines Streit-
karrens gehört. Auch dieser trägt einen ähn-
lichen Helm, an dem zwar keine Stielscheibe, wohl
aber die herabhängenden Platten angebracht sind.
Hiernach wurden diese Helme mit beweglichem
Nackenschutz zur Zeit des Kaisers Max auch von
geharnischten Knechten getragen.
Auch Abb. 3 ist einem Werke, welches unter dem
direkten Einfluß des Kaisers entstanden ist, dem
Freydal, entnommen (ed. Leitner T. 83, und Z. H.
W. K. 2, 362). Sie zeigt eines der Fußturniere, an
denen der Kaiser teilnahm, und beide Kämpfer sind
durch ähnliche Helme mit Stielscheiben und beweg-
 
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