HEFT 8
VERSTEIGERUNGEN
VEREINSNACHRICHTEN
233
VERSTEIGERUNGEN
Griffwaffen aus der Sammlung Max Dreger. Ru-
dolph Lepke, Berlin. 8. Dezember 1925.
Es ist ein seltenes Glück, wenn ein bemittelter und ver-
ständnisvoller Sammler in- und ausländischer Waffen von
den siebziger Jahren des vergangenen Jahrhunderts ab bis
zum großen Kriege seiner Passion leben, und es in der
Fachwissenschaft seines Gegenstandes in jahrzehnte-
langem, ernstem Studium zu einem allgemein aner-
kannten Meister bringen konnte. Diese seltene Gunst
innerer und äußerer Umstände ist Max Dreger,
dem Vorsitzenden des ‘Vereins für historische Waffen-
kunde’ zuteil geworden. Mit dem größten Interesse wird
daher die Sammlerwelt die Nachricht aufnehmen, daß am
8. Dezember d. J. in Rudolph Lepke’s Kunst-Auktionshaus,
Berlin W. 35, Potsdamerslraße 122, eine Versteigerung
etwa 130 Stück ausgewählter vorwiegend orientalischer
Griffwaffen der Sammlung Dreger statfinden wird.
Nur ein Bruchteil der ganzen Sammlung, doch ein höchst
vielseitiges und kostbares Material: deutsche Schwerter
und Degen des 16.—18. Jahrhunderts, Richtschwerter,
türkische, marokkanische, polnische und persische Säbel,
stellenweise in fürstlicher Ausstattung, mit edelstein-
geschmückten Griffen, mit Gold und Silber reich beschla-
genen Scheiden; indische Waffen aller Art, tibetische
Beschwörerdolche, malaiische Krisse, z. T. von historischer
Bedeutung, und schließlich chinesische und mongolische
Säbel und Schwerter und verschiedenartige glänzend er-
haltene Erzeugnisse der japanischen Schwertfegerkunst.
Nicht umsonst war der glückliche Sammler aller dieser
Herrlichkeiten fünfundzwanzig Jahre Direktor bei Krupp
in Essen und einer der hervorragendsten Stahlspezialisten
in Deutschland. Er konnte nie in den Irrtum verfallen,
über der äußeren Ausstattung den wesentlichsten Teil des
Schwertes, die Klinge selbst, zu vernachlässigen; durchweg
ist in seinerSammlung derKlinge die erste Rolle eingeräumt.
Auch auf die Grenzgebiete der Waffentechnik und ins
rein Künstlerische hinüber greifen einige Stücke, die zum
Verkauf kommen: Ein überaus seltener, vergoldeter chi-
nesischer Sattelbeschlag aus Lhassa in Eisenschnittarbeit
mit beweglich gehaltenen Drachen zwischen Rankenwerk
ist ein Kabinettstück und verdient, wie u. a. zwei schöne
elfenbeinerne Hifthörner (aus dem 12. und dem 17. Jahr-
hundert) einen Platz in einem Kunstmuseum. Schließ-
lich finden auch andere Sammler z. B. Jade-Liebhaber in
diesem an Abarten und Farben so reichen und verschie-
denartigen A'laterial eine reiche Sammlung feingearbei-
ter, z. T. edelsteinverzierter Säbel-, Schwert- und Dolch-
griffe.
Alles in allem dürfte nicht so bald wieder den Kunst-
sammlern und Liebhabern von Griffwaffen aller Abarten,
Größen, Formen und Ausstattung eine solche Gelegenheit
geboten werden, wie durch die Versteigerung der durch-
weg ausgewählt schönen Stücke der M. Dregerschen
Sammlung.
Die Besichtigung vor der Versteigerung findet am 6.
und 7. Dezember von 10—2 Uhr im Kunst-Auktionshause
Lepke (Berlin W. 35, Potsdamerstr. 122 a, b.) statt.
F. Trautz.
VEREINSNACHRICHTEN
Sitzungen der Berliner Mitglieder im Zeughaus.
23. Sitzung am 21. Januar 1925. 1. Frau Helene
Di hie über Herkunft und Form der Samarie. In
den Denkwürdigkeiten des Kölner Ratrichters Hermann
von Weinsberg wird 1578 u. a. ein eigentümliches
Kleidungsstück beschrieben, die Samarie. (ZHWK. 10,
180ff.) Das Wort dürfte identisch sein mit dem italienischen
Zimarra, das heute Schleppkleid bedeutet, schon früh im 14.
und 15. Jahrhundert uns aber als Bezeichnung von ganz
verschiedenen Kleidungsstücken begegnet. In Frankreich
scheint der Begriff des Wortes ebenfalls schwankend
gewesen zu sein. Wir haben da das ältere chamarre
und das neuere simarre. Inwiefern sich beide sachlich
unterscheiden, geht aus keinem französ. Lexikon klar
hervor. Heute wird mit chamarre etwas Lächerliches
und Geschmackloses bezeichnet. Man sagt z. B.: ,,Une
femme, qui a du goüt, ne se chamarre pas ainsi“. —
In Deutschland findet sich die Bezeichnung Samarie
oder auch Summarie selten. Grimm bringt es überhaupt
nicht. Nach dem Wörterbuch von Daniel Sanders (Mitte
d. 19.>Jahrhs.) war die Samarie die 'lange, vorn ge-
schlossene Amtskleidung des. Geistlichen,, erwähnt bei
Joh. Heinr. Voß. Das (mnd.) Wörterbuch von Schiller
und Lübben erklärt Summarie als ein „langes, ver-
bordiertes Weiberkleid“. Als Quelle wird noch ein In-
ventar des Krämers Bruggemann in Wismar von 1565
genannt, ohne Hinzufügung, ob es sich da um ein männ-
liches oder weibliches Kleidungsstück handelt. Als männ-
liches Kleidungsstück findet sich die Samarie nur bei
Weinsberg. Als weibliches Kleidungsstück erwähnt sie
Weinsberg selber ohne nähere Beschreibung Ende des
16. Jahrhs. einmal. In einem Lübeckischen Luxusgesetze
von 1582 wurden einer Braut für die Aussteuer zwei
Summarien gestattet, eine für den Winter und eine für
den Sommer. Eine Hamburger Kleiderordnung von 1583
verbietet den Frauen und Töchtern der Prokuratoren,
Summarien mit Samt oder Stickwerk verziert oder mit
Marderpelz verbrämt zu tragen. — Diese dürftigen Be-
lege zeigen uns schon, daß hier wie so oft leine Be-
nennung der Sammelname für viele Kleidungsstücke ist,
dessen Bedeutung nicht nur durch die Zeit gewandelt
wird, sondern sich auch innerhalb desselben Zeitraums
lokal verschiebt. Ganz sicher läßt sich daher die Form,
wie Weinsberg sie beschreibt, nicht festlegen. Es scheint
VERSTEIGERUNGEN
VEREINSNACHRICHTEN
233
VERSTEIGERUNGEN
Griffwaffen aus der Sammlung Max Dreger. Ru-
dolph Lepke, Berlin. 8. Dezember 1925.
Es ist ein seltenes Glück, wenn ein bemittelter und ver-
ständnisvoller Sammler in- und ausländischer Waffen von
den siebziger Jahren des vergangenen Jahrhunderts ab bis
zum großen Kriege seiner Passion leben, und es in der
Fachwissenschaft seines Gegenstandes in jahrzehnte-
langem, ernstem Studium zu einem allgemein aner-
kannten Meister bringen konnte. Diese seltene Gunst
innerer und äußerer Umstände ist Max Dreger,
dem Vorsitzenden des ‘Vereins für historische Waffen-
kunde’ zuteil geworden. Mit dem größten Interesse wird
daher die Sammlerwelt die Nachricht aufnehmen, daß am
8. Dezember d. J. in Rudolph Lepke’s Kunst-Auktionshaus,
Berlin W. 35, Potsdamerslraße 122, eine Versteigerung
etwa 130 Stück ausgewählter vorwiegend orientalischer
Griffwaffen der Sammlung Dreger statfinden wird.
Nur ein Bruchteil der ganzen Sammlung, doch ein höchst
vielseitiges und kostbares Material: deutsche Schwerter
und Degen des 16.—18. Jahrhunderts, Richtschwerter,
türkische, marokkanische, polnische und persische Säbel,
stellenweise in fürstlicher Ausstattung, mit edelstein-
geschmückten Griffen, mit Gold und Silber reich beschla-
genen Scheiden; indische Waffen aller Art, tibetische
Beschwörerdolche, malaiische Krisse, z. T. von historischer
Bedeutung, und schließlich chinesische und mongolische
Säbel und Schwerter und verschiedenartige glänzend er-
haltene Erzeugnisse der japanischen Schwertfegerkunst.
Nicht umsonst war der glückliche Sammler aller dieser
Herrlichkeiten fünfundzwanzig Jahre Direktor bei Krupp
in Essen und einer der hervorragendsten Stahlspezialisten
in Deutschland. Er konnte nie in den Irrtum verfallen,
über der äußeren Ausstattung den wesentlichsten Teil des
Schwertes, die Klinge selbst, zu vernachlässigen; durchweg
ist in seinerSammlung derKlinge die erste Rolle eingeräumt.
Auch auf die Grenzgebiete der Waffentechnik und ins
rein Künstlerische hinüber greifen einige Stücke, die zum
Verkauf kommen: Ein überaus seltener, vergoldeter chi-
nesischer Sattelbeschlag aus Lhassa in Eisenschnittarbeit
mit beweglich gehaltenen Drachen zwischen Rankenwerk
ist ein Kabinettstück und verdient, wie u. a. zwei schöne
elfenbeinerne Hifthörner (aus dem 12. und dem 17. Jahr-
hundert) einen Platz in einem Kunstmuseum. Schließ-
lich finden auch andere Sammler z. B. Jade-Liebhaber in
diesem an Abarten und Farben so reichen und verschie-
denartigen A'laterial eine reiche Sammlung feingearbei-
ter, z. T. edelsteinverzierter Säbel-, Schwert- und Dolch-
griffe.
Alles in allem dürfte nicht so bald wieder den Kunst-
sammlern und Liebhabern von Griffwaffen aller Abarten,
Größen, Formen und Ausstattung eine solche Gelegenheit
geboten werden, wie durch die Versteigerung der durch-
weg ausgewählt schönen Stücke der M. Dregerschen
Sammlung.
Die Besichtigung vor der Versteigerung findet am 6.
und 7. Dezember von 10—2 Uhr im Kunst-Auktionshause
Lepke (Berlin W. 35, Potsdamerstr. 122 a, b.) statt.
F. Trautz.
VEREINSNACHRICHTEN
Sitzungen der Berliner Mitglieder im Zeughaus.
23. Sitzung am 21. Januar 1925. 1. Frau Helene
Di hie über Herkunft und Form der Samarie. In
den Denkwürdigkeiten des Kölner Ratrichters Hermann
von Weinsberg wird 1578 u. a. ein eigentümliches
Kleidungsstück beschrieben, die Samarie. (ZHWK. 10,
180ff.) Das Wort dürfte identisch sein mit dem italienischen
Zimarra, das heute Schleppkleid bedeutet, schon früh im 14.
und 15. Jahrhundert uns aber als Bezeichnung von ganz
verschiedenen Kleidungsstücken begegnet. In Frankreich
scheint der Begriff des Wortes ebenfalls schwankend
gewesen zu sein. Wir haben da das ältere chamarre
und das neuere simarre. Inwiefern sich beide sachlich
unterscheiden, geht aus keinem französ. Lexikon klar
hervor. Heute wird mit chamarre etwas Lächerliches
und Geschmackloses bezeichnet. Man sagt z. B.: ,,Une
femme, qui a du goüt, ne se chamarre pas ainsi“. —
In Deutschland findet sich die Bezeichnung Samarie
oder auch Summarie selten. Grimm bringt es überhaupt
nicht. Nach dem Wörterbuch von Daniel Sanders (Mitte
d. 19.>Jahrhs.) war die Samarie die 'lange, vorn ge-
schlossene Amtskleidung des. Geistlichen,, erwähnt bei
Joh. Heinr. Voß. Das (mnd.) Wörterbuch von Schiller
und Lübben erklärt Summarie als ein „langes, ver-
bordiertes Weiberkleid“. Als Quelle wird noch ein In-
ventar des Krämers Bruggemann in Wismar von 1565
genannt, ohne Hinzufügung, ob es sich da um ein männ-
liches oder weibliches Kleidungsstück handelt. Als männ-
liches Kleidungsstück findet sich die Samarie nur bei
Weinsberg. Als weibliches Kleidungsstück erwähnt sie
Weinsberg selber ohne nähere Beschreibung Ende des
16. Jahrhs. einmal. In einem Lübeckischen Luxusgesetze
von 1582 wurden einer Braut für die Aussteuer zwei
Summarien gestattet, eine für den Winter und eine für
den Sommer. Eine Hamburger Kleiderordnung von 1583
verbietet den Frauen und Töchtern der Prokuratoren,
Summarien mit Samt oder Stickwerk verziert oder mit
Marderpelz verbrämt zu tragen. — Diese dürftigen Be-
lege zeigen uns schon, daß hier wie so oft leine Be-
nennung der Sammelname für viele Kleidungsstücke ist,
dessen Bedeutung nicht nur durch die Zeit gewandelt
wird, sondern sich auch innerhalb desselben Zeitraums
lokal verschiebt. Ganz sicher läßt sich daher die Form,
wie Weinsberg sie beschreibt, nicht festlegen. Es scheint