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FACHNOTIZEN
BAND 1
an der Mündung ein Drachenkopf, Silber vergoldet.
Schloß gebläut, mit durchbrochenen Auflagen von ver-
goldetem Silber. Der Schaft, von braunem Nußband,
mit Fäden und Platten von graviertem Silber eingelegt:
12 ovale und runde Platten, eine auf dem abgeflachten
Knauf, mit Schlachtszenen aus dem Dreißigjährigen Krieg
und anderen Gefechten und Kriegsereignissen; jede mit
einer Inschrift: Belagerung Bergen op Soom — Belage-
rung der Festung Gulich — Einnehmung Dachstein —
Pelagerung Mälzern — Eroperung des Starken Schlosses
Woude — Belagerung Braunschweig — Scharmützel für
Preßburg — Schlacht zwischen Gemblour (?) und Flory
— Schlacht vor Praga auffn Weißen Bergk u. a. Auf der
Dünnung das kursächsische Wappen mit der Umschrift:
SCOPVS VITAE MEAE CHRISTVS, der Devise Johann
Georgs I. Auf dem Laufe die Buchstaben GE cinge-
schlagen.
Inv. der Pistolenkammer 1683, N. 118: Ein Baar
lange gezogene Pistolen, vor neu an Lauf f en vergül-
dete Drachenköpffe etwas gestochen, das Schloß
mit durchbrochenen vergüldeten Buckeln und Schloß -
blechen, clesgl. Bügeln, Braun geschäfftet, durch-
gehende mit silbern Platten, worauf schöne ge-
stochene Figuren und eingelegt.
Alle auf den Faustrohren genannten Kriegshandlungen
fallen in die ersten Jahre des Dreißigjährigen Krieges.
Die Stücke gehören danach wohl in die Zeit um 1625
—30. (Dresden, Flistor. Museum.)
Tafel VI.
Kostüm des Herzogs Moritz von Braun-
schweig-Lüneburg im Provinzial-Museum in Han-
nover. Das Provinzial-A'Vuseum in Hannover birgt einen
sehr kostbaren und in seiner Vollständigkeit wohl einzig-
artigen Kostümschatz des frühen deutschen Barock in
der vielteiligen Garderobe des Herzogs Moritz von Sach-
sen-Lauenburg (geb. 1550, f 1612) aus dem Weifen-
museum, die vom Kopf bis zu den Füßen, vom Mantel
bis zum Flemde noch vollzählig beisammen ist. Zurzeit
harrt leider der größte Teil dieser Garnitur, in Kisten
verpackt, noch der Auferstehung, die im Interesse der
Kostümkunde bald zu erhoffen ist.
Heule kann dank dem Entgegenkommen des Direk-
tors Dr. Behnke eins der beiden ausgestellten Kostüme des
Herzogs vorgeführt werden. Beide von gleichem Schnitt
gehören dem ersten Anfang des 17. Jahrhunderts an.
Dieser Zeit entspricht der Kragen, der Schnitt des knap-
pen Schoßrocks und der Hosen. Verschieden sind im
wesentlichen nur Stoff und Farbe; der abgebildete Rock
ist von bordeauxrotem, gemusterten Samt.
FACHNOTIZEN
Braunschweigische Plattner. In der Stadt Braun-
schweig, einem der Haupt-Stapelplätze der Hansa, die
den Handel Süddeutschlands mit den nordischen See-
häfen vermittelte, ist das Plattnerwesen schon früh nach-
zuweisen.
In den Rats-Edikten Band 12 fol. 58 werden genannt:
1320 Conrad de platemekere, aber auch
1320 Conrad de swertfegere (vielleicht derselbe)
1322/38 Johann, platemekere
1323 Hennigh, platemekere (Thorifex)
1327 Hennigs Sohn.
Viel ist mit diesen Nachrichten nicht anzufangen, weil
die Meister noch keinen Familiennamen führen. Es
braucht hier kaum gesagt zu werden, daß diese Plattner
nicht sog. Plattenharnische fertigten, sondern die Platten
schlugen, die auf die ledernen Harnische aufgenietet
wurden. (In Bremen gehörten die Harnischmacher zur
Sattlergilde.)
Interessanter sind für uns die Nachrichten aus dem
16. Jahrhundert. Ich danke diese dem Direktor des
Stadtmuseums, Herrn Prof. Dr. Fuhse, der bei seinen For-
schungen zur Geschichte der Handwerke in Braunschweig
die Hinweise für mfth aufgeschrieben hat. Die Plattner
hatten in Braunschweig keine eigene Gilde; sie gehörten
zur Schmiedezunft, und als später eine Trennung zwischen
Grob- und Kleinschmieden eintrat, zu den letzteren (wie
auch Schwertfeger, Messerschmiede, Sporer usw.
Wir erfahren nun hier zum ersten Male Namen von
Plattnern, die z. T. schon einen Ruf gehabt haben müssen,
die nicht nur gute Schmiedearbeit, sondern auch gute
Auszierungen geleistet haben. Ich habe aus langjährigen
Beobachtungen heraus schon längst die Überzeugung ge-
wonnen, daß die unzweifelhaft braunschweigischen Stücke
in Blankenburg, Wien (auch die fälschlich den Rantzaus
zugeschriebenen), Petersburg, Dessau (jetzt Zerbst), Ber-
lin, Windsor, Newyork, die alle weder Meistermarken,
noch Beschauzeichen tragen, in Braunschweig hergestellt
seien. Die Formen, namentlich der Helme, aber auch die
Anordnung der Verzierungen sind so ganz anders, wie die
von Augsburg, Nürnberg, Dresden, als daß diese Haupt-
orte der Plattnerei in Betracht kommen könnten. Daß
auch andere schon durch meine kleine Arbeit über die
Waffen auf Schloß Blankenburg meine Auffassung selb-
ständig gewonnen hatten, bewies mir kürzlich ein be-
kannter Händler, der mir einige Stücke vorlegte mit der
Bemerkung: braunschweigisch. Und der Mann hatte recht.
Es werden nun im Stadtarchiv, Edikte III fol. 630/35
in einem Echtebrief genannt:
1539 der „Platenslegergeselle Autor Lüders, Sohn von
Lüder Lüders, Bürger und Platensleger in der
smedegilde“.
1552 ebenda fol. 1570/71, Geleitbrief für den Platensleger
Frantz Quermeiger, Bürger.
1558 Claves Oldekorn und Cuntz Hildebrandt.
(■Diese interessante Urkunde folgt unten.)
1526 Edikte VII fol. 14f., 27. Okt. Vertrag zwischen den
Plattnern und Clawes Gabriel. Er hat seinem Lohn-
jungen mehr als 7 Groschen Lohn gegeben. Des-
halb ist seine Werkstatt geschimpft. Er zahlt Strafe
und verspricht in Zukunft sich an die Handwerksge-
wohnheit zu halten.
1575 16. Mai. Passbort auf Heinrich Auchtmann. Er ist
FACHNOTIZEN
BAND 1
an der Mündung ein Drachenkopf, Silber vergoldet.
Schloß gebläut, mit durchbrochenen Auflagen von ver-
goldetem Silber. Der Schaft, von braunem Nußband,
mit Fäden und Platten von graviertem Silber eingelegt:
12 ovale und runde Platten, eine auf dem abgeflachten
Knauf, mit Schlachtszenen aus dem Dreißigjährigen Krieg
und anderen Gefechten und Kriegsereignissen; jede mit
einer Inschrift: Belagerung Bergen op Soom — Belage-
rung der Festung Gulich — Einnehmung Dachstein —
Pelagerung Mälzern — Eroperung des Starken Schlosses
Woude — Belagerung Braunschweig — Scharmützel für
Preßburg — Schlacht zwischen Gemblour (?) und Flory
— Schlacht vor Praga auffn Weißen Bergk u. a. Auf der
Dünnung das kursächsische Wappen mit der Umschrift:
SCOPVS VITAE MEAE CHRISTVS, der Devise Johann
Georgs I. Auf dem Laufe die Buchstaben GE cinge-
schlagen.
Inv. der Pistolenkammer 1683, N. 118: Ein Baar
lange gezogene Pistolen, vor neu an Lauf f en vergül-
dete Drachenköpffe etwas gestochen, das Schloß
mit durchbrochenen vergüldeten Buckeln und Schloß -
blechen, clesgl. Bügeln, Braun geschäfftet, durch-
gehende mit silbern Platten, worauf schöne ge-
stochene Figuren und eingelegt.
Alle auf den Faustrohren genannten Kriegshandlungen
fallen in die ersten Jahre des Dreißigjährigen Krieges.
Die Stücke gehören danach wohl in die Zeit um 1625
—30. (Dresden, Flistor. Museum.)
Tafel VI.
Kostüm des Herzogs Moritz von Braun-
schweig-Lüneburg im Provinzial-Museum in Han-
nover. Das Provinzial-A'Vuseum in Hannover birgt einen
sehr kostbaren und in seiner Vollständigkeit wohl einzig-
artigen Kostümschatz des frühen deutschen Barock in
der vielteiligen Garderobe des Herzogs Moritz von Sach-
sen-Lauenburg (geb. 1550, f 1612) aus dem Weifen-
museum, die vom Kopf bis zu den Füßen, vom Mantel
bis zum Flemde noch vollzählig beisammen ist. Zurzeit
harrt leider der größte Teil dieser Garnitur, in Kisten
verpackt, noch der Auferstehung, die im Interesse der
Kostümkunde bald zu erhoffen ist.
Heule kann dank dem Entgegenkommen des Direk-
tors Dr. Behnke eins der beiden ausgestellten Kostüme des
Herzogs vorgeführt werden. Beide von gleichem Schnitt
gehören dem ersten Anfang des 17. Jahrhunderts an.
Dieser Zeit entspricht der Kragen, der Schnitt des knap-
pen Schoßrocks und der Hosen. Verschieden sind im
wesentlichen nur Stoff und Farbe; der abgebildete Rock
ist von bordeauxrotem, gemusterten Samt.
FACHNOTIZEN
Braunschweigische Plattner. In der Stadt Braun-
schweig, einem der Haupt-Stapelplätze der Hansa, die
den Handel Süddeutschlands mit den nordischen See-
häfen vermittelte, ist das Plattnerwesen schon früh nach-
zuweisen.
In den Rats-Edikten Band 12 fol. 58 werden genannt:
1320 Conrad de platemekere, aber auch
1320 Conrad de swertfegere (vielleicht derselbe)
1322/38 Johann, platemekere
1323 Hennigh, platemekere (Thorifex)
1327 Hennigs Sohn.
Viel ist mit diesen Nachrichten nicht anzufangen, weil
die Meister noch keinen Familiennamen führen. Es
braucht hier kaum gesagt zu werden, daß diese Plattner
nicht sog. Plattenharnische fertigten, sondern die Platten
schlugen, die auf die ledernen Harnische aufgenietet
wurden. (In Bremen gehörten die Harnischmacher zur
Sattlergilde.)
Interessanter sind für uns die Nachrichten aus dem
16. Jahrhundert. Ich danke diese dem Direktor des
Stadtmuseums, Herrn Prof. Dr. Fuhse, der bei seinen For-
schungen zur Geschichte der Handwerke in Braunschweig
die Hinweise für mfth aufgeschrieben hat. Die Plattner
hatten in Braunschweig keine eigene Gilde; sie gehörten
zur Schmiedezunft, und als später eine Trennung zwischen
Grob- und Kleinschmieden eintrat, zu den letzteren (wie
auch Schwertfeger, Messerschmiede, Sporer usw.
Wir erfahren nun hier zum ersten Male Namen von
Plattnern, die z. T. schon einen Ruf gehabt haben müssen,
die nicht nur gute Schmiedearbeit, sondern auch gute
Auszierungen geleistet haben. Ich habe aus langjährigen
Beobachtungen heraus schon längst die Überzeugung ge-
wonnen, daß die unzweifelhaft braunschweigischen Stücke
in Blankenburg, Wien (auch die fälschlich den Rantzaus
zugeschriebenen), Petersburg, Dessau (jetzt Zerbst), Ber-
lin, Windsor, Newyork, die alle weder Meistermarken,
noch Beschauzeichen tragen, in Braunschweig hergestellt
seien. Die Formen, namentlich der Helme, aber auch die
Anordnung der Verzierungen sind so ganz anders, wie die
von Augsburg, Nürnberg, Dresden, als daß diese Haupt-
orte der Plattnerei in Betracht kommen könnten. Daß
auch andere schon durch meine kleine Arbeit über die
Waffen auf Schloß Blankenburg meine Auffassung selb-
ständig gewonnen hatten, bewies mir kürzlich ein be-
kannter Händler, der mir einige Stücke vorlegte mit der
Bemerkung: braunschweigisch. Und der Mann hatte recht.
Es werden nun im Stadtarchiv, Edikte III fol. 630/35
in einem Echtebrief genannt:
1539 der „Platenslegergeselle Autor Lüders, Sohn von
Lüder Lüders, Bürger und Platensleger in der
smedegilde“.
1552 ebenda fol. 1570/71, Geleitbrief für den Platensleger
Frantz Quermeiger, Bürger.
1558 Claves Oldekorn und Cuntz Hildebrandt.
(■Diese interessante Urkunde folgt unten.)
1526 Edikte VII fol. 14f., 27. Okt. Vertrag zwischen den
Plattnern und Clawes Gabriel. Er hat seinem Lohn-
jungen mehr als 7 Groschen Lohn gegeben. Des-
halb ist seine Werkstatt geschimpft. Er zahlt Strafe
und verspricht in Zukunft sich an die Handwerksge-
wohnheit zu halten.
1575 16. Mai. Passbort auf Heinrich Auchtmann. Er ist