HEFT 5
C. A. VON NIDA: DIE STEINBÜCHSEN.
119
Kammer an ihrer Mündung schwankte meist zwi-
schen einem Drittel und der Hälfte der Weite des
Fluges. Diese Bombarden, welche oft Steinkugeln
von ungeheurer Größe warfen, hatten in der Tat
große Ähnlichkeit mit den Mörsern der folgenden
Jahrhunderte.
Bei den Büchsen der zweiten und dritten Art war
das Kammerstück gewöhnlich mit dem Vorgehäuse
fest verbunden, aber auch hie und da und beson-
ders bei den größten Kalibern wurde es davon
getrennt hergestellt, um den Transport zu erleich-
tern. In diesem Fall wurde dann das Kammerstück
entweder in das Flugstück eingeschraubt, oder es
griff nur durch seinen Zapfen in das letztere ein.
Die älteste Beschreibung einer Bombarde findet
sich in der von Redusio verfaßten Chronik von
Treviso, in welcher der Verfasser die Hilfsmittel
Abb. 6.
Abb. 7.
Rohre besitzt aber das Museum in Turin noch
mehrere. So z. B. ist dort eine Büchse, welche
aus der Maurenburg Morro bei Jessi in der Mark
Ancona herrührt, vorhanden (Abb. 6). Sie ist eben-
falls aus Gußeisen hergestellt, wiegt aber nur 41 kg
und mag eine Steinkugel von etwa 4 kg Gewicht
verschossen haben. Auch bei dieser Büchse ist so-
wohl die Kammer wie der Flug leicht konisch ge-
staltet. Die Kammer ist ungefähr 21/2mal so lang
wie der Flug. Bedeutend größer ist eine andere
Bombarde, welche aus Montefeltro herrührt (Abb 7).
Sie hat am vorderen Ende des Fluges einen Durch-
messer von 35,8cm und besteht aus einem Stück.
Vor vielen Jahren ist sie in den unterirdischen
Abb. 9.
aufzählt welche die Venetianer im Juli und Au-
gust 1376 anwendeten, um die Stadt Treviso anzu-
greifen. Dabei sagt er: ,,Est enim bombarda in-
strumentum ferreum fortissimum cum trumba an-
teriore lata in qua lapis rotundus ad formam trum-
bae imponitur habens cannonem a parte posteriori
secum conjungentem longum bis tanto quanto trumba,
sed exiliorem, in quo imponitur pulvis niger artifi-
ciatuscum salnitrioet sulfure et ex carbonibus salicis
per foramen cannonis praedicti versus buccam.“ Die
betr. Stelle lautet etwa in der Übersetzung: „Denn
die Bombarde ist ein Instrument von Eisen mit einem
großen Mundstück (Flug) vorne, in das man einen
dem Mundstück angepaßten Stein legt. An dieses
ist hinten ein zweimal so langes aber dünneres
Rohr (Kammer) angesetzt, in welches durch seine
Mündung ein schwarzes Pulver, angefertigt aus Sal-
peter, Schwefel und Weidenkohle, eingebracht wird.“
Aus diesem Bruchstück kann man entnehmen, daß
damals unter einer Bombarde ein Rohr verstanden
wurde, wie wir es hier vor uns haben. Derartige
Räumen der Burg, welche sich in der Nähe der
Stadt Fossombrone erhob, aufgefunden und im Jahre
1849 zugleich mit der zweiteiligen Bombarde, von
der anfangs die Rede war, nach Urbino gebracht
worden. Fossombrone gehörte den Malatesta, welche
es im Jahre 1445 an Frederico Feitrio veräußerten.
Dieser rüstete die Burg sofort mit allen Kriegsma-
schinen, wie sie damals gebraucht wurden, aus, und
später wurde die Burg auf Befehl Guidobaldos I.
zerstört. Dieser ließ die besten Geschütze, welche
sich darin vorfanden, nach St. Leo und Maiolo brin-
gen. So läßt sich vermuten, daß diese beiden Büch-
sen früher den Feltreschi gehört haben.
Das kostbarste Kleinod dieser Art von Büchsen
ist jedoch eine aus der Stadt Parma herrührende
gußeiserne Büchse (Abb. 8), um die zur Verstärkung
der Widerstandsfähigkeit Ringe von Schmiedeeisen
gelegt worden sind. Die Fugen der Eisenbänder
über der Kammer sind durch Hammerschläge ge-
schlossen, lassen sich aber noch deutlich erkennen.
Ihrer Form nach bildet diese Büchse schon den
16
C. A. VON NIDA: DIE STEINBÜCHSEN.
119
Kammer an ihrer Mündung schwankte meist zwi-
schen einem Drittel und der Hälfte der Weite des
Fluges. Diese Bombarden, welche oft Steinkugeln
von ungeheurer Größe warfen, hatten in der Tat
große Ähnlichkeit mit den Mörsern der folgenden
Jahrhunderte.
Bei den Büchsen der zweiten und dritten Art war
das Kammerstück gewöhnlich mit dem Vorgehäuse
fest verbunden, aber auch hie und da und beson-
ders bei den größten Kalibern wurde es davon
getrennt hergestellt, um den Transport zu erleich-
tern. In diesem Fall wurde dann das Kammerstück
entweder in das Flugstück eingeschraubt, oder es
griff nur durch seinen Zapfen in das letztere ein.
Die älteste Beschreibung einer Bombarde findet
sich in der von Redusio verfaßten Chronik von
Treviso, in welcher der Verfasser die Hilfsmittel
Abb. 6.
Abb. 7.
Rohre besitzt aber das Museum in Turin noch
mehrere. So z. B. ist dort eine Büchse, welche
aus der Maurenburg Morro bei Jessi in der Mark
Ancona herrührt, vorhanden (Abb. 6). Sie ist eben-
falls aus Gußeisen hergestellt, wiegt aber nur 41 kg
und mag eine Steinkugel von etwa 4 kg Gewicht
verschossen haben. Auch bei dieser Büchse ist so-
wohl die Kammer wie der Flug leicht konisch ge-
staltet. Die Kammer ist ungefähr 21/2mal so lang
wie der Flug. Bedeutend größer ist eine andere
Bombarde, welche aus Montefeltro herrührt (Abb 7).
Sie hat am vorderen Ende des Fluges einen Durch-
messer von 35,8cm und besteht aus einem Stück.
Vor vielen Jahren ist sie in den unterirdischen
Abb. 9.
aufzählt welche die Venetianer im Juli und Au-
gust 1376 anwendeten, um die Stadt Treviso anzu-
greifen. Dabei sagt er: ,,Est enim bombarda in-
strumentum ferreum fortissimum cum trumba an-
teriore lata in qua lapis rotundus ad formam trum-
bae imponitur habens cannonem a parte posteriori
secum conjungentem longum bis tanto quanto trumba,
sed exiliorem, in quo imponitur pulvis niger artifi-
ciatuscum salnitrioet sulfure et ex carbonibus salicis
per foramen cannonis praedicti versus buccam.“ Die
betr. Stelle lautet etwa in der Übersetzung: „Denn
die Bombarde ist ein Instrument von Eisen mit einem
großen Mundstück (Flug) vorne, in das man einen
dem Mundstück angepaßten Stein legt. An dieses
ist hinten ein zweimal so langes aber dünneres
Rohr (Kammer) angesetzt, in welches durch seine
Mündung ein schwarzes Pulver, angefertigt aus Sal-
peter, Schwefel und Weidenkohle, eingebracht wird.“
Aus diesem Bruchstück kann man entnehmen, daß
damals unter einer Bombarde ein Rohr verstanden
wurde, wie wir es hier vor uns haben. Derartige
Räumen der Burg, welche sich in der Nähe der
Stadt Fossombrone erhob, aufgefunden und im Jahre
1849 zugleich mit der zweiteiligen Bombarde, von
der anfangs die Rede war, nach Urbino gebracht
worden. Fossombrone gehörte den Malatesta, welche
es im Jahre 1445 an Frederico Feitrio veräußerten.
Dieser rüstete die Burg sofort mit allen Kriegsma-
schinen, wie sie damals gebraucht wurden, aus, und
später wurde die Burg auf Befehl Guidobaldos I.
zerstört. Dieser ließ die besten Geschütze, welche
sich darin vorfanden, nach St. Leo und Maiolo brin-
gen. So läßt sich vermuten, daß diese beiden Büch-
sen früher den Feltreschi gehört haben.
Das kostbarste Kleinod dieser Art von Büchsen
ist jedoch eine aus der Stadt Parma herrührende
gußeiserne Büchse (Abb. 8), um die zur Verstärkung
der Widerstandsfähigkeit Ringe von Schmiedeeisen
gelegt worden sind. Die Fugen der Eisenbänder
über der Kammer sind durch Hammerschläge ge-
schlossen, lassen sich aber noch deutlich erkennen.
Ihrer Form nach bildet diese Büchse schon den
16