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Deutsches Archäologisches Institut / Abteilung Athen [Hrsg.]
Mitteilungen des Deutschen Archäologischen Instituts, Athenische Abteilung — 19.1894

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Heft 3
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Six, Jan: Die Eriphyle des Polygnot
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https://doi.org/10.11588/diglit.38032#0369

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DIE ERIPHYLE DES POLYGNOT

So gross ist der Fortschritt, den die Reconstruction der Ne-
kyia durch Robert1 gemacht hat, dass, obgleich das Ziel noch
nicht erreicht ist2, schwerlich ein ähnlicher je gelingen wird,
wenn nicht in Delphi Reste der Marmors wiedergefunden
werden sollten, auf welchen Polygnot malte. Daneben wird
aber selbstverständlich im Einzelnen noch Manches zu ver-
bessern übrig bleiben, wovon wol Robert nicht am wenigsten
überzeugt sein möchte.
Einen kleinen Beitrag dazu glaube ich liefern zu können.
Robert schreibt3: 1 Die Stelle über die Armhaltung der Eri-
phyle ist noch nicht mit Sicherheit geheilt; über den Sinn
kann indessen kaum ein Zweifel bestehen. Die eine Hand zog
mit jener beliebten und graziösen Bewegung den Chiton über
die eine Schulter empor, die andere schien unter dem Chiton
das Halsband verborgen zu halten. Dass diese Hand seihst
unter dem Überschlag, oder, falls das Gewand ein ionischer
Chiton war, unter dem Kolpos verborgen gewesen sein sollte,
kann man sich schwer vorstellen. Die geschlossene Hand wird
wirklich oder scheinbar eine Falte des Gewandes gefasst ha-
ben, wie wir es hei der llippodamia des olympischen West-
giebels sehen. Das brachte die Interpreten auf die Vermutung
— denn nur von einer solchen spricht ja auch Pausanias —
sie halte von dem Gewand verdeckt den Halsschmuck. Ob sie
damit freilich die Meinung des Polygnot getroffen haben, ist
mir sehr fraglich ’.

1 0. Rubert, Die Nekyia des Pulygnot. 16. liallisches Winckelmannspro -
gramm 1893.
2 So tritt die Gliederung der Composilion durch das Terrain noch nicht
deutlich genug hervor, wie ein Blick auf den Argonautenkraler lehrt.
3 A. a. O. S. 64,
 
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