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Architektonische Rundschau: Skizzenblätter aus allen Gebieten der Baukunst — 27.1911

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https://doi.org/10.11588/diglit.35084#0390

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Seite VI.

ARCHITEKTONISCHE RUNDSCHAU

1911, 1.

losen Stirnwände sind durch berankte Staketen mit dem mittleren Bauteil
zusammengebracht. Dadurch und durch das breitausladende Dach ist dem
Ganzen in glücklichster Weise einheitliche Geschlossenheit und freundlich-
wohnliche Wirkung verliehen. Die Aborte sind, nebst Enten- und Schweine-
stall, in einem besonderen Gebäude untergebracht. Die Baukosten betragen
insgesamt M. 37 605,77. Davon entfallen auf das Schulgebäude M. 30 055,37,
Stall und Abort M. 5 312,63, Brunnen M. 550,01, Zäune M. 750,78, Bau-
leitung M. 353,55, insgemein M. 583,43.
Haus des Bildhauers A. Bernd in Kaiserslautern. Architekt:
Hermann Goerke, B.D.A., in Düsseldorf. (Zu Tafel 4.)
Das Gebäude wird in ländlicher Umgebung erbaut mit Architektur-
teilen aus gelbem Sandstein, weißen Putzflächen und rotem Pfannendach,
enthält die Wohnung des Künstlers nebst Studienraum im Hauptgebäude,
während im Anbau ein größeres Atelier nebst Ausstellungsraum und die
Wohnung eines Steinhauers untergebracht sind. Baukosten etwa M. 25000.—.

Fabrikgebäude von Robert Bosch Architekten: Bauräte H. Heim & J. Früh
in Stuttgart. in Stuttgart.


Fabrikgebäude von Robert Bosch in Stuttgart. Architekten:
Bauräte H. Heim & J. Früh in Stuttgart. (Zu Tafel 5.)
Der Bau wurde vollständig feuersicher aus Eisenbeton hergestellt. Die
überbaute Fläche beträgt ca. 1000 qm. Das ganze Gebäude dient lediglich
zur Herstellung elektrischer Apparate. Für die Fassaden wurden glasierte
Verblender von Ullersdorf a. d. Queis verwendet, damit sie nicht so schnell
durch den unvermeidlichen Ruß und Rauch verschmutzen und leicht ge-
reinigt werden können.

Umschau.
Reichshauptstadt und Städtebaukunst. Als Messel mit dem Ent-
würfe für die Museumsneubauten betraut wurde, erblühte die stolze Hoffnung
auf eine neue Zeit, in der auch für die großen Staatsaufgaben die berufensten
Meister herangezogen würden. Inzwischen hat die Städtebauausstellung
nochmals ein erdrückendes Beweismaterial dafür geliefert, daß kein Gebäude
für sich geplant werden darf, daß es ein unlösbares Glied der Gesamtheit
ist und daß Monumentalbauten auf Jahrhunderte hinaus nicht nur die
künstlerische Entwicklung, sondern auch den Charakter ganzer Stadtteile
bestimmen. Die Ausschreibung des Entwurfes für den Neubau des König-
lichen Opernhauses in engstem Wettbewerb aber hat leider gezeigt, daß
Hoffnungen und Lehren der jüngsten Zeit abermals vergeblich gewesen sind.
Der Neubau des Königlichen Opernhauses, neben den Museumsbauten un-
streitig die wichtigste baukünstlerische und städtebauliche Aufgabe, die in
Berlin auf absehbare Zeit zu vergeben ist, soll auf dem Gelände des
Krollschen Etablissements erstehen. In den Unterlagen des Wettbewerbs
ist zwar gesagt, daß der Neubau in der Hauptachse des Königsplatzes und
des Reichstagsgebäudes liegen solle. Von einer endgültigen Gestaltung der
Platzanlage, von dem selbstverständlichen Zusammenhänge diesesMonumental-
baus mit den Plänen für die zukünftige Entwicklung Großberlins ist nicht
die Rede. Der Platz ist bestimmt, fern vom Verkehr, in dessen Mitte das
Opernhaus liegen müßte. Andere geeignetere Bauplätze in Vorschlag zu
bringen, ist den Bewerbern zwar anheimgestellt, aber nach der ganzen Art
des Ausschreibens, bei dem die Preisträger des Wettbewerbs „Großberlin“
übergangen sind, ist auf eine Lösung dieser wichtigsten Grundfrage ebenso
wenig zu hoffen wie auf eine architektonische Schöpfung, die das neue
Opernhaus gleich dem alten als Wahrzeichen der deutschen Architektur des
20. Jahrhunderts auf Jahrhunderte hinaus zur Geltung brächte. — Kann man
sich da wundern, daß aus den Großstadtsstraßen die leider so seltenen
Schöpfungen der besten Architekten überraschend schnell verschwinden, daß
zum Beispiel in der Tauenzienstraße deren einziges wirklich vornehmes Haus,
das Messel dort vor wenig mehr als einem Jahrzehnt gebaut, in brutalster
Weise dadurch entstellt wurde, daß man die beiden unteren Geschosse zu
Läden und Geschäftsräumen mit schwarzen Firmenschildern umwandelte,
über denen die ihres Unterteiles beraubte Pilasterarchitektur als unglücklicher
Torso an die Hoffnungen erinnert, die man einst auf eine künstlerische
Entwicklung der Miethausarchitektur zu hegen wagte. Wo bleibt da der
Schutz, der dem künstlerischen Schaffen und dem Straßenbilde zugesagt ist?
Ausstellungen. Der Elsaß-Lothringische Kunstgewerbe-
verein veranstaltet im Oktober d. J. in Straßburg eine Ausstellung
kunstgewerblicher Metallarbeiten aus Elsaß-Lothringen. — Am
1. Oktober wird in Hildesheim im alten Knochenhauerarntshause das vom
Kunstgewerbeverein, der Handelskammer und der Stadt unterstützte Kunst-
gewerbehaus, Gewerbeförderungsstelle Hildesheim, eröffnet. Die Mitglieder
des Kunstgewerbevereins und der Handwerkskammer haben gleiches An-
recht auf die Ausstellungsplätze im Hause, wie auf Benutzung der Beratungs-
stelle. — In München soll 1912 vom Bayerischen Kunstgewerbeverein,
dem Bayrischen Verein für Volkskunst und Volkskunde und der Münchener
Vereinigung für angewandte Kunst eine bayerische Gewerbeschau
veranstaltet werden für solche Erzeugnisse von Handwerk und Industrie,
Fortsetzung S. IX.


Gartenhaus mit Laubengang.

Architekten: Runge & Scotland in Bremen.
 
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