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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 17.1902

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Clemen, Paul: Die deutsch-nationale Kunstausstellung zu Düsseldorf, [1]
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https://doi.org/10.11588/diglit.12080#0569

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-a-5^> DÜSSELDORFER AUSSTELLUNG


hugo vogel
Düsseldorfer Ausstellung — Mit Genehmigung
der Photographischen Gesellschaft in Berlin

der senat der freien und
hansestadt hamburg«««

zur Natur ausfechten: dem einen sind sie Söhne,
dem anderen nur Enkel und Urenkel der Natur.
Es ist ein eigenartiges Schauspiel, wie die beiden
Kämpfer mit so viel Grazie ihre Floretts
kreuzen — oder ist doch das eine geschliffen
wie bei dem Zweikampf zwischen Hamlet und
Laertes? Am nächsten dieser verlästerten
Natur, als ihre echten Söhne, möchten sich
die Anhänger der „Scholle" stellen — ver-
heissungsvoll klingt dies bescheidene Wort:
wieder eine Entdeckungsfahrt nach den Schön-
heiten des eigenen Bodens zu unternehmen.
Im letzten Jahr in München war Fritz Erler
hier das stärkste Talent. In Düsseldorf domi-
niert dafür Robert Weise mit seiner Dame
in Herbstlandschaft — das eines der besten
Bilder unter den Münchenern überhaupt ist:
wie geht diese fast lebensgrosse Figur mit der
herbstlichen Landschaft und dem aufsteigenden
Wald zusammen. (Abb. s. S. 530.) Auch die
Worpsweder waren einst eine solche Scholle —
sind es längst nicht mehr. Von Jahr zu Jahr
war zu beobachten, wie diese so kraftvoll und
freudig einsetzende Kunst immer mehr in
Manier auslief. Im erstenjubel über die künst-
lerische Entdeckung der niedersächsischen
Landschaft hat man auch das reine Können

überschätzt. In Düsseldorf überbietet alle
seine Genossen Karl Vinnen mit seinem
„Mittagsbrüten"—an Quadratmeterzahl. (Abb.
s. S. 547.) Ein bedeutendes Werk von einem
feierlichen Ernst, es liegt etwas von der un-
heimlichen Stille des Sonnenmittags in dem
Bilde, aber wozu diese ungeheuerliche un-
gewohnte Grösse? Bei einem jeden Bilde in
diesem Masstabe wird man immer die Frage
zu stellen haben: Warum so gross? Und
hier weiss man keine Antwort darauf.
Unter den Berlinern herrscht vor allem
Hugo Vogel mit seinem Senat der Freien
Hansastadt Hamburg (Abb. s. oben) — ein
grosses Schützenstück, einem guten Hals —
oder doch wohl eher einem tüchtigen van der
Heist vergleichbar. Aber welch bedeutsamer
Schmuck ist solch ein Gruppenbild für ein öffent-
liches Gebäude, und welche Aufgabe würde
sich unseren Porträtmalern eröffnen, wenn es
wieder guter Stil würde für ein solches Kol-
legium oder für den Senat einer Akademie,
einer Universität, sich in einem ähnlichen Re-
präsentationsbild abkonterfeien zu lassen,
statt von einem hergelaufenen Photographen
für die Woche aufgenommen zu werden.
Wie würdig und gravitätisch schreiten auf

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