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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — N.F. 9.1898

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https://doi.org/10.11588/diglit.5777#0086

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Grossjährigkeitserklärung der Königin Wilhelmine stattfinden
wird, ist Geh. Regierungsrat Dr. W. Bode als Ehrenmitglied
hinzugezogen worden. Dieselbe Auszeichnung ist dem Lord
Reay (Baron Mackay) zu teil geworden, dem es gelungen ist,
die Königin Victoria zur Hergabe einiger hervorragender
Gemälde Rembrandt's aus ihrem Privatbesitz zu bewegen.

T. — Im März und April des neuen Jahres wird in Peters-
burg unter demPatronat der Grossfürstin Wladimir eine Aus-
stellung italienischer Malereien und Skulpturen stattfinden.

Berlin. — Im Ausstellungsaal des Königl. Kupferstich-
kabinetts ist am 7. Dezember eine Ausstellung von Land-
schaftsradirungen — und zwar nur Originalradirungen —
des 16.—IQ. Jahrhunderts eröffnet worden.

VEREINE UND GESELLSCHAFTEN.

G I" der Hauptversammlung des deutschen Kunstver-
eins in Berlin am 18. Dezember erstattete Prof. Dr. von
(Dettingen, der nach dem Tode des Prof. Hans Müller erster
Schriftführer des Vereins geworden ist, den Jahresbericht.
Daraus ging hervor, dass sich die Zahl der Mitglieder um
132 vermehrt hat. Die Gesamtzahl der Mitglieder beträgt
1682. Über die Ankäufe, die zur Verlosung gekommen
sind, haben wir in der vorigen Nummer berichtet. Zu der
Ausführung des Kupferstichs A. Krüger's nach den „sin-
genden Engeln" des Genter Altares hatte die Regierung
einen Zuschuss von 2500 M. gewährt. Im ganzen hat der
Verein bis jetzt 120 Werke von 105 Künstlern (72 Malern,
6 Malerinnen, 22 Bildhauern, 4 Kupferstechern) erworben.
Die Jahreseinnahme betrug 40 565 M. Für das nächste Jahr
stehen mehr als 23000 M. für Ankäufe zur Verfügung.

Berlin. — In der letzten diesjährigen Sitzung der Kunst-
geschichtlichen Gesellschaft am 26. November sprach Herr
Dr. Adolf Goldschmidt über die mittelalterlichen Bronze-
grabmäler im Magdeburger Dom. Die Namen der beiden
hier bestatteten Kirchenfürsten sind unbekannt und die Da-
tirung darum bisher nicht gelungen; die ältere von beiden
Grabplatten galt indes nach der Tradition als die des ersten
Erzbischofs Albrecht vom Ende des 10. Jahrhunderts. Während
die Forschung sich für den 1004 verstorbenen Erzbischof
Giseler aussprach, die Entstehung des Werkes aber bald auf
die Zeit seines Todes, bald in das Ende des Ii. Jahrhun-
derts verlegte, Zweifel, bei denen auch die Inschrift, die sich
auf Angabe des Todestages, des 15. Januar, beschränkt,
nicht Ausschlag geben konnte. Der Stil der Grabplatte
zeigt die überraschendsten Analogien mit den Bronzethüren
von Nischni Nowgorod, die schon längst als Arbeiten aus
der Gegend von Magdeburg galten, weil sie, nach einer In-
schrift, den Erzbischof Wichmann (1152—1192) darstellen.
Da ihre Entstehung vor das Jahr 1156 fällt, so kann auch
das gleichzeitige ältere Grabmal in Magdeburg nur dem in
den ersten fünfziger Jahren verstorbenen Bischof Friedrich
von Wettin angehören, als dessen Todesdatum in älteren
Quellen thaisächlich der 15. Januar überliefert ist. — Sein
Name fällt also, entgegen der bisherigen Annahme, für die
Benennung des zweiten Grabmals fort, und kann nur durch
den eines seiner Nachfolger Wichmann (f 1192), Ludolf
(t 1205) oder Albert (f 1232) ersetzt werden. Stilistisch
steht die jüngere Grabplatte den Statuen des Bischofschores
nahe, deren Kunstweise um die Wende des Jahrhunderts auch
in Hildesheini und Halberstadt die herrschende war, im
Magdeburger Dom aber durch die Arbeiten eines tüchti-
geren Meisters überholt wurde, in dessen Händen der seit
1210 vorgenommene Neubau des Domes lag. Das Grab-
mal kann also nur einem der beiden erstgenannten Erz-

bischöfe Wichmann oder Ludolf angehören, seine Entstehung
wäre damit auf einen Zeitraum von anderthalb Jahrzehnten
bestimmt. Herr Geh. Rat Dr. Lippmann sprach danach
im Anschluss an Kristeller's „Early Florentine Woodcuts"
über den Florentiner Holzschnitt des 15. Jahrhunderts und
ging vor allem näher auf die Frage nach Datirung und
Herkunft der grossen Ansicht von Florenz ein, deren ein-
ziges bekanntes Exemplar das Berliner Kupferstichkabinett
bewahrt. Da in diesem Plan der Ende der achtziger Jahre
begonnene Palazzo Strozzi noch nicht sichtbar ist, und da
ferner die zweite Ausgabe des Supplementum Chronicarum
vom Jahre 1490 eine fast genaue Kopie der Ansicht von
Florenz enthält, während der erste Druck von i486 nur ein
phantastisches Bild der Stadt zeigt, so wird man die Ent-
stehung des Holzschnittes mit Sicherheit zwischen i486 und
1490 ansetzen dürfen. Weniger Bestimmtes lässt sich über
den Ort der Entstehung sagen. Bei dem Widerspruch
zwischen dem venezianischen Stil der Figuren im Vorder-
grund und der ganz florentinischen Behandlung der Flächen
und Schraffirung ist der Vortragende geneigt, sich entgegen
Kristeller's Ansicht für Florenz als Entstehungsort zu ent-
scheiden. Nachdem dann Herr Dr. G. Gronau mit kurzen
Worten die jüngst erschienene Publikation des Apparta-
mento Borgia besprochen, berichtete Herr Dr. Max J. Fried-
länder über die Resultate der in Köln abgehaltenen Ver-
steigerung von Glasbildern aus der gräflich Douglas'schen
Sammlung, deren erfreulichstes Ergebnis das Verbleiben der
Hauptstücke in grossen öffentlichen Sammlungen Deutsch-
lands sei. O. F.

AUSGRABUNGEN UND FUNDE.

© 0 Auf Anregung des Direktors des Cabinet des
Medailles in Paris, Herrn Babelon, sind im vergangenen
Jahre Nachgrabungen in Berthouville an der Fundstelle des
berühmten Silberschatzes von Bernay angestellt worden. Die
in diesem Jahre fortgesetzten Untersuchungen haben kürz-
lich in der Nähe des Heiligtums, dem die Silbergefässe als
Weihungen angehört haben, zu der Auffindung eines Brunnens
und zur Freilegung der Fundamente eines Theaters geführt,
das für ungefähr 5000 Personen Raum bot. Die gemachten
Funde lassen die Bedeutung des Ortes in römischer Zeit,
der die Gebäude und die Silbergefässe angehören, grösser
erscheinen, als man nach den früheren Ermittlungen an-
nehmen konnte.

VERMISCHTES.

Paris. — Aus Paris wird eine seltsame Geschichte über
neu entdeckte Malereien Watteau's gemeldet, die wir mit
Vorbehalt wiedergeben. Ein Pariser Tapezierer sollte bei
einem reichen Privatmann in Belgien einen Salon neu ein-
richten und fand daselbst prächtige auf Holz gemalte Fül-
lungen, die der Eigentümer nicht wieder verwenden wollte.
Der Tapezierer kaufte sie für 6000 Frks. In Paris erklärte
ein Kenner die Malereien für Werke Watteau's, worauf sie
der Tapezierer für 25 000 Frks. weiter verkaufte. Der jetzige
Besitzer fordert 325 000 Frks. und soll auch bereits mit einem
neuen Käufer in Unterhandlungen stehen!

*. * Das alte Römerkastell Saalburg bei Homburg soll
nach einer Bestimmung des Kaisers Wilhelm II. zu einem
Museum für Altertümer eingerichtet werden.

Dresden. — Zu einem Doppelporträt desälteren Kranach.
Die Gegenstücke: Herzog Heinrich zu Sachsen und Gemahlin
(Katharina) im Königl. historischen Museum zu Dresden, deren
letzteres — auffallender Weise — allein das Zeichen Kranachs
 
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