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Kunstwart und Kulturwart — 37,1.1923-1924

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Heft 2 (Novemberheft 1923)
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Neue Kunstwart-Unternehmungen
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https://doi.org/10.11588/diglit.14439#0056

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Neue KunftwarL-AnLernehmungen.

wollen nicht rasten, wollen nicht nachgeben! Die letzte Arbeits-
^H^kraft, die äußerste Anspannnng der Mittel setzen wir ein, das stolze
überkommene Erbe nicht nur zu erhalten, soudern zu mehren.

Haben wir im Sommer dieses Iahres den Schritt mitten hinein in Zeit
und Kunst getan, indem wir unsern Lesern, der Kunstwart-Gemeinde, die
Mappe „Von Brueghel zu Rousseau" als Spiegel zeitlichen
Schaffens und als wohlgebaute Brücke dazu vorlegten, so eröfsnen wir
nun in diesem Winter düsteren Mißvergnügens ein zweites, neuartiges
Anternehmen, für das wir nicht minder frohen Mutes ihre Teilnahme und
ihre Kauflust erbitten, ja erwarten: DieKunstwart-Bücherei. Esist
das erste literarische Kunstwart-Uuternehmen größeren Stils. Seine Ent-
stehung ist zwiefacher Art. Zuerst dachten wir so: In diesen Tagen draüg-
voller Zeit und schmaler Mittel wird enge Auswahl der Bücher notwendig,
die ein jeder sich anschaffen kann zum eignen Besitz oder zum Geschenk.
War schon immer der Besitz umfassender Gesamtausgaben mehr äußer-
licher als iunerlicher Gewinn, so ward nun die Wendung auf das Wich-
tigste und Entscheidende, auf das Fruchtbare und Bleibende zum Zwang.
And dann: es mußte von hohem Rang sein, was wir da bringen wollten!
Nichts rasch Vorübergleitendes, keine billige Auterhaltung, obzwar durch-
aus auch das Heitere, kam in Betracht. Starke und schöne Stücke aus dem
deutschen klassischen Schrifttum, aus der Weltliteratur und Bestes aus der
Gegenwart wollen wir in der Kunstwart-Bücherei vereinen mit allgemein
Verständlichem zum Weltbild unserer Zeit.

In diesem Sinne bringen wir zunächst Goethes Gedankenlyrik als
die edelste geistige Lebensbegleitung, Auswahlen aus den Gedichten Mö-
rikes und Annette Drostes, welche wir aus der schönen verschollenen
Sammlung „Das Erbe" entnahmen; ein Brevier, das Lessings geistige
Kraft in durchdachter Auslese faßt. Aus der Weltliteratur eine erste Wahl
Russischer Erzähler in neuer, endlich einmal dichterisch zwingender
Äbersetzung von Leopold Weber, die Liebes-Sonette derElizabeth Bar-
rett-Browning, deren zeitüberdauernde Schönheit Hans Böhms Äber-
setzung deutschem Verstehen restlos erschließt. Aus der Gegenwart die
edelsten Gedichte von Ferdinand Avenarius, einen schmalen Band,
der zum letzten Male, auch mit bislang noch ungedruckten Dichtungen, um
Liebe zu uuserem Gründer wirbt- dazu das stärkste Stück aus dem stärksten
Roman des Iahrzehnts: die erschütternde Nausikaa-Novelle aus Albert
Trentinis großem „Goethe". Endlich zwei Bücher zur Weltbild-Philo-
sophie: Walther Rathenaus „Ästhetik und Kunstphilosophie", eine
umfassende Wiedergabe seiner verstreuten, aber innerlich zum Ganzen sich
schließenden, zum Teil noch ungedruckten Gedanken über Kunst, die hier
zum ersten Male, mit erläuternder Einleitung, als Zeugnis seiner all-
umfassenden Denkarbeit auch auf diesem Felde, gesammelt erscheinen; zum
Schluß eine Betrachtung Wolfgang Schumanns über Wesen und

Novemberheft 1923 (XXXVII, 2)
 
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