Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Münchner kunsttechnische Blätter — 16.1919-1920

DOI Heft:
Nr. 14
DOI Artikel:
Götze, Artur: Das Urphänomen in Goethes Farbenlehre an einem einfachen Beispiel demonstriert
DOI Seite / Zitierlink:
https://doi.org/10.11588/diglit.36587#0079

DWork-Logo
Überblick
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext


Inhalt: Das Urphänomen in Goethes Farbenlehre an einem einfachen Beispiel demonstriert. Von Artur Götze.
— lieber das Reinigen von Oelbildern. Von Dr. Walter Gräff. (i. Fortsetzung.)

München, 12. Aprii 1020

Beilag# mv „Werkstatt dar Staat“ (E. A. Soem&Bi, Leipzig).
Ersohalet 14tägig. Begründet von Maler Prof. Erast Berger.

XVI. Jahrg. Ir. 14

Das Urphänomen in Goethes Farbenlehre an einem einiachen Beispiel demonstriert.
Von Artur Götze.

hin noch durchsichtig genug ist, sind auch die
Grenzen der durch das schräg hereinfallende
Sonnenlicht gezeichneten Schlagschatten auf dem
Boden der Schale erkennbar.
a = Grenze vom Schlagschatten des Schalen-
randes auf der Oeloberfläche;
c = Grenze vom Schlagschatten des Stabes
auf der Oeloberfläche;
a—c — Lichtkeil auf der Oeloberfläche.
b = Grenze vom Schlagschatten des Schalen-
randes auf dem Schalengrunde, durch den
Inhalt sichtbar;
d = Grenze vom Schlagschatten des Stabes
auf dem Schalengrunde, durch den Inhalt
sichtbar;
b—d = Lichtkeil auf dem 'Grunde der Schale»
Das Oel stellt hier das trübe Medium dar, und
es zeigt sich nun folgende auffallende Erscheinung:
b—c erstrahlt in hellem Gelb (goldgelb),
(beleuchtetes trübes Medium auf hellem
Grunde, Abendsonne*)
c—d in Rot (orange),
(durch Schatten besonders getrübtes Me-
dium auf hellem Grunde, Abendsonne am
Horizont.)
a— b in Blau (hellblau).
(Beleuchtetes Medium auf dunklem Grunde,
der blaue Tageshimmel.)
Am reinsten erscheint das Blau bei noch
weniger Inhalt (1/2 cm), weil sich dann weniger
Trübe zwischen dem beschatteten Boden und der
Oberfläche befindet. Je mehr Inhalt desto inten«
siver das Rot, weil mit dem grösseren Inhalt
auch die Trübe steigt Inhalt und Trübe stehen
immer in gleichem Verhältnis. Das Gelb erscheint
ebenfalls bei wenig Inhalt am klarsten.

Das Urphänomen in Goethes Farbenlehre, die
Entstehung der Grundfarben Gelb, Rot
und Blau ohne wirkliche Farbkörper,
lediglich aus Licht und Finsternis, lässt
sich an einem ganz einfachen Experiment aufs
beste studieren.
Eine blanke Weissblechschale wird ca. 2 1j2 cm
mit hellem Oel (Speiseöl) gefüllt und ins Sonnen-

licht gestellt, und zwar zu einer Zeit (morgens),
da das Sonnenlicht noch schräg darüberfällt. Nun be-
müht man sich, einen Stab vor ihr so anzubringen, dass
sein Schlagschatten zum leil über Gefäss und
Flüssigkeit zu liegen kommt, etwa so wie in der
Skizze angedeutet ist.
Da nun die Flüssigkeit in der Schale immer*
 
Annotationen