Beilage zar „Werkstatt der kaast“ (E. A- Seeaaaaaf Leipzig).
Ersobelat 14tägig. Begründet von Maler Prof. Ernst Berger.
Inhalt: Das Handbuch der Malerei vom Berge Athos (Hermeneia des Dionysios). (4. Fortsetzung.) — Die
Reinigung fleckiger und beschmutzter Bilder.
Das Handbuch der Malerei vom Berge Athos (Hermeneia des Dionysios).
(4. Fortsetzung.)
Was hätte es sonst auch für einen Zweck, wenn
bei der Oelmalerei (Naturale, § 53), welche ohne-
hin wegen des langsamen Trocknens den Malern
Sorge bereitete, durch Beimischung von Petroleum
(Steinöl) die Trocknung verlangsamt wird, während
sie mit Hilfe des Terpentinöls ihren Zweck, die
Farben flüssiger zu bekommen, viel leichter er-
reichten und die Trockenkraft eher vermehrten
als verminderten, wie letzteres durch den Zusatz
von Petroleum stets geschieht?
Ein mit solchem Terpentinöl bereiteter Firnis
(§ 33 Naphtafirnis) hat alle Eigenschaften unserer
Essenzfirnisse; in unserem Ms. wird derselbe aus
Sandarak (Harz von Thuia occidentalis Linn.,
Lebensbaum) und Pegula (Tannenharz) bereitet,
indem das Terpentinöl warm mit den gestossenen
Harzen verbunden wird. Dieser Firnis „trocknet
im Schatten von morgens bis abends oder auch
schneller und wird sehr glänzend“, während be-
kanntlich sonst die Oelfirnisse bei den Alten stets
an der Sonne getrocknet werden sollten.
Auch gefärbte Firnisse kennt das Ms., mit
Santelholz (Rotholz, Brasil) und Aloe (§32 und 34)
bereitet; sie sind die letzten Reste, die auf die
Pictura lucida des Lucca-M. und des Theophilus
hindeuten; der erwähnte Firnis (aus Aloe und
Peseri oder Naphta) dient dazu, Silber zu firnissen,
um es gelb zu machen, ebenso wie in den er-
wähnten Mss. zum Färben der Zinnfolie.
Neben diesen Oel- und Essenzfirnissen, welche
ohne Zweifel teilweise auf späterer Ergänzung der
Rezepte beruhen, ist noch in § 35 ein Firnis von
Raki, der in der Sonne trocknet, erwähnt (Raki,
türkische Bezeichnung für Weingeist). Er deutet
auf arabischen Ursprung hin, wo schon frühzeitig
ym X. Jh.) Alkohol zu bereiten bekannt war.
ieser Firnis besteht aus IO Drachm. Raki, der
in gut verschlossenem Gefäss in glühender Asche
zum Kochen gebracht wird und welchem dann
IO Drachm. pulverisierter Sandarak und 5 Drachm.
Tannenharz unter fortdauerndem Kochen beigefügt
werden. Sowohl Firnis als auch das Gemälde
sind vor dem Gebrauche entweder an der Sonne
oder am Feuer zu erwärmen, wie auch bei allen
übrigen Firnissen, und es werden zwei Deckungen,
eine nach der anderen, „wenn du ein wenig ge-
wartest hast“, gegeben. Der Schreiber macht
dann folgenden eigentümlichen Beisatz: „Wisse
hierzu noch dies, dass die Venetianer keine Gold-
blätter auf die Bilder legen, sondern sie wenden
anstatt derselben einen Firnis an, der in der
deutschen Sprache Golipharmpe (yoXt(paq(i7te)
heisst, was man in der unserigen nennen kann:
„Goldfarbe“.
Dieses plötzliche Abschweifen von dem Raki-
firnis auf die Vergoldung kann nur so erklärt
werden, dass der Schreiber an die Weingeistver-
goldung (mit Raki § 13, 14; jetzt sog. französische
oder Glanz Vergoldung genannt) gedacht hat; da-
bei erinnert er sich daran, einmal gehört zu haben
(und die Märe ist, nebenbei gesagt, unrichtig),
dass die Venetianer anstatt der Glanzvergoldung
die Oel- oder Mattvergoldung anwenden; oder
er erwähnt diesen Umstand am Schlüsse der Re-
zepte für Firnisse als eine besondere Notiz, die
eigentlich mit dem Rakifirnis in keiner Verbindung
steht. Dass aber die „Venetianer“, worunter alle
westlichen Reiche gemeint sind, die Beizenver-
goldung in ausgedehnterem Masse anwendeten
als die Byzantiner und zu diesem Zwecke sich
der „Goldfarbe“, d. i. der Vergolderbeize, be-
dienten, ist ganz richtig und insbesondere aus
den ausführlichen Angaben darüber im Strassb.
Ms. zu ersehen. Ungenau ist jedoch, dass die