Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Münchner kunsttechnische Blätter — 16.1919-1920

DOI issue:
Nr. 18
DOI article:
Ruppert, Fritz: Selbstbereitung von Pastellstiften
DOI Page / Citation link:
https://doi.org/10.11588/diglit.36587#0103

DWork-Logo
Overview
Facsimile
0.5
1 cm
facsimile
Scroll
OCR fulltext

i, 13. Sspt. 1920

Beilage iw „Werketatt der KhmI“ (£. A. Sevseaaa, Leipzig),
Ereokelat 14tiglg. Begründet vea Haler Prof. Ereat Berger.

XVI. Jahrg. Nr. 18

Inhalt: Selbstbereitung von Pastellstifter. Von Fritz Ruppert, Maler, Marxzell. — Biidererhaltung durch Ge-
sundung der Maltechnik. Von Dr. Walter Gräff. (Schluss.) —- Ist es heute noch möglich, mit vier Farben
ein buntes Bild herzustellen ? Von Franz-Erich Lenk, Langenbernsdorf.

Selbstbereitung von Pastellstitten.
Von Fritz Ruppert, Maler, Marxzell.

I. Das Abreiben der Farben mit Wasser.
Zum Abreiben der Farben sind erforderlich:
ein Reibestein oder Glasplatte (gerauht),
ein Läufer aus Porzellan oder Glas.
Die Glasplatte muss auf einem feststehenden
Tische so befestigt sein, dass sie bei den Um-
drehungen des Läufers während des Reibens nicht
im geringsten verschoben wird. Ebenso muss
die Fläche, auf welcher die Platte ruht, unbedingt
glatt und eben sein, damit bei dem starken Dru-
cke, den man beim Reiben mit dem Läufer aus-
übt, die Platte nicht bricht. Am besten bedient
man sich eines alten Zeichnenbrettes, auf welchem
man einen Rahmen aus Leisten aufschraubt, in
welchem die Glasplatte gerade Platz findet. Ein
leichter Spielraum zwischen Rahmen und Platte
darf vorhanden sein. Denn beim Reiben der
Farben mit Wasser quillt das Holz der Rahmen-
leisten, und klemmt die Platte fest Dies erschwert
aber das Herausnehmen der Platte, um dieselbe
zu reinigen. Die Leisten müssen niedriger sein,
d. h. einen kleineren Durchmesser in Bezug auf die
eigene Höhe haben, als die Glasplatte.
Das Zeichnenbrett befestigt man am einfach-
sten mit zwei starken Schraubklammern an einem
feststehenden Tische.
Um möglichst gut und gleichmässig zu reiben,
bringt man nur eine kleine Farbmenge auf die
Platte, etwa in der grosse einer grossen Wallnuss.
Die Farbe selbst hält man in der Konsistenz
eines dicken Rahms. Man darf also weder zu
viel noch zuwenig Wasser hinzusetzen. Das Wasser
setzt man allmählich zu, am besten tropfenweise.
Beim Reiben führt man den Läufer in der
Weise, dass alle Farbe nach der Mitte der Platte
gedrängt wird. Man führt ihn links oder rechts
unten beginnend in fortlaufender Kreisbewegung.

Dabei rückt man stets um den halben Durchmesser
des Läufers vor. Auf diese Weise beschreibt
man auf der Platte einen grossen Kreis, bis man
wieder zum Ausgangspunkt zurückgekehrt ist.
Die Mitte und die Ecken der Platte bleiben stets
unberührt. Rechts begonnen, den Läufer aufwärts
kreisend geführt, drückt man nicht stark auf,
damit die Farbe unter dem Läufer fliessen kann.
Von oben links, nach dem Körper zu, kreist man
den Läufer schneller unter starkem Druck.
In dieser Weise lässt man den Läufer 6—7
Touren machen. Ist nun nahezu alle Farbe nach
der Mitte der Platte gedrängt, hebt man den
Läufer ab, indem man ihn seitwärts biegt.
Die an dem Läufer haftende Farbe streicht
man mit einem Holz- oder Hornspachtel ab und
fügt sie der auf der Platte liegenden Farbe wie-
der hinzu Man breitet darnach die Farbe von
neuem ein wenig aus nnd reibt in der beschrie-
benen Weise weiter. Man hält die Farbe solange
in der Konsistenz von starkem Rahm, bis sie ge-
nügend gerieben erscheint. Alsdann gibt man
kein Wasser mehr hinzu, sondern reibt solange,
bis die Farbe dick wird wie Pomade. Mit dem
Spachtel häuft man sie nun von der Platte auf
reines Papier und trocknet sie an der Sonne oder
am Ofen, vor Staub geschützt. Wenn die Farbe im
Zustande rahmartiger Konsistenz unter dem Läufer
nicht mehr knirscht, ist sie fein genug gerieben.
Die im Handel befindlichen Farbpulver sind
meist schon sehr fein abgerieben — aber man kann
die Farbe nie fein genug reiben, und braucht die
Mühe des Abreibens, in Anbetracht der Vorteile,
die feingeriebene Farbe, sowohl für Pastell wie auch
für Öl- und Temperatechnik bietet, nicht zu scheuen.
Wenn ich hier sehr ausführlich bin, so ge-
schieht es aus dem Grunde, weil ich annehme,
 
Annotationen