St. 9
Münchner kunsttechnische Blätter.
5i
ln § 43 erfahren wir, wie man Bardamen
oder Tsinkiari i. e. Kupfergrün aus Kupfer-
stticken und Essig macht, ein Verfahren, das in
allen Quellen gleichlautend ist*);
§ 44 behandelt die Präparation des Zinn-
obers, in der bekannten Art aus Schwefel und
Quecksilber (nebst Bleiglätte);
§ 45 die Bereitung des Bleiweisses, welches
die Venezianer in Kugelform in den Handel brachten,
daher die Aufschrift: Wie man Kügelchen oder
Bleiweiss macht«
§ 47« Wie man den Azur von Tsimari sma
macht, erfordert einige erklärende Bemerkungen.
Aus der Darstellungsart geht hervor, dass es
sich um einen Farblack handelt und zwar um
einen Pflanzenfarbstoff, der durch Lauge extra-
hiert und dann mittelst Tonerde (Alaun) nieder-
geschlagen und mit Eiweiss eingedickt wird, also
ein sogen. Tonerdelack (Heppe, Färb Warenkunde
S. 72); es kann sich hier demnach nur um einen
blauen Pflanzenlack handeln, und da uns Lexikon
und Etymologie**) wieder im Stiche lassen, wird
entweder Lackmus (Lacca musica), Tournesol
(Crozophora, Krebskraut) oder der Flechtenlack
von Rocella tinctoria (franz. Orseille de mer, lat.
fücus marinus, griech. cpvxog &aXdöGiov) gemeint
sein, aus welchen allen im Mittelalter blaue
Pflanzenlacke bereitet wurden; keinesfalls ist der
Farbstoff der Hermeneia mit Waid identisch, wie
es Donner***) fälschlich annimmt. Dieser wird
durch Faulgärmng aus der Pflanze (Isatis tinctoria)
gewonnen. Ein bezüglicher Versuch mit Waid
hatte auch negativen Erfolg.
In § 47 (Andere Bereitung des Azur)
treffen wir einen alten Bekannten wieder, den
wir im Liber sacerdotum, Mapp. clav. und an-
deren Quellen (s. oben S. 27) bereits keimen ge-
lernt haben. Es wurde schon nachgewiesen, wie
durch fehlerhaftes Kopieren das Wesentliche des
Rezeptes verändert worden, denn Kalk und
Essig zusammengekocht und in Pferdemist auf-
bewahrt, geben niemals eine blaue Farbe, es sei
denn, dass auch hier unter dem „neuen Krug“
ein Kupfergefäss zu verstehen wäre.
Die schon oben kurz angeführten Rezepte für
Farbenbereitung, welche in der griechischen Aus-
gabe der Hermeneia des Konstantinidis enthalten
sind, fügen sich zum grossen Teile hier inner-
halb der Farbenrezepte ein; es sind Varianten
von roter Lackfarbe aus Kermeskörnern, Bereitung
*) rgiyxiapi persisch zengär, arab. zendschär ist
kristallisierter Grünspan; Karabazek, Neue Quellen zur
Papiergeschichte S. 117.
**) Vgl. auch Ilg, Noten zu Cennini Kap. 62: Citra-
marin zum Unterschied von Ultramarin, das letztere
aus Lapis lazuli, von jenseits des Caspissee, aus den
Bergen der Tartarei kommend.
***) Donner, die erhaltenen antiken Wandmalereien
hj technischer Beziehung» Leipzig 1869, S. 49,
^ote 131,
von Ultramarin aus Lapislazuli und von schwarzen
Farben aus Hirschhorn und Nusschalen u. a, (s.
oben S. 77).
(Fortsetzung folgt.)
Die Reinigung fleckiger und beschmutz-
ter Bilder»
Nicht von Oelgemälden soll diesmal die Rede sein,
sondern von dem, was im grossen Publikum unter
dem Sammelnamen „Bilder*4 verstanden wird, Drucke
aller Art, Stahl- und Kupferstiche, Holzschnitte, Aqua-
relle usw. Wohl sind diese Reinigungsarbeiten bei
den Malern sehr wenig beliebt, und das nicht ohne
Grund, denn sie sind gar oft, ja wohl in den meisten
Fällen ebenso undankbar als unangenehm. Man kann
aber die Uebernahme solcher Aufträge zumeist doch
nicht gut von der Hand weisen, besonders bei guten
Kunden und ebenso bei neuen Kunden, wo man ohne-
hin lieber ein Uebriges tut, nur um sich bei der Kund-
schaft festzusetzen.
Bevor man nun mit der Reinigung eines Bildes
beginnt, muss man sich über die Art der Verschmutzung
Klarheit verschaffen und ebenso muss man wissen, in
welcher Technik das Bild hcrgestellt ist. Kupferstiche,
Stahlstiche und Holzschnitte, d. h. einfarbige schwarze,
nicht bunt kolorierte, ertragen eine ziemlich energische
Reinigung und man kann hier mit scharfen Mitteln ar-
beiten, die sich bei Lichtdrucken, bei Photogravüren,
Aquarellen usw. nicht anwenden lassen. Auch die Be-
schaffenheit des Papiers ist von grösster Wichtigkeit;
gute Leinenpapiere z. B. kann man unbeschadet ihrer
Haltbarkeit gänzlich durchnässen» bei vorsichtiger Be-
handlung selbst längere Zeit ganz in Wasser legen;
bei Kreidepapieren hingegen würde dies die Auflösung
des Kreidegrundes und damit die Zerstörung des Bil-
des zur Folge haben. Also: Zuerst das Bild gut an-
sehen und darnach die Arbeitsmethode einrichten.
Ebenso verschieden wie die Beschaffenheit der
Bilder selbst ist auch die Art der Verschmutzung;
Rauchflecken, Feuchtigkeits- und Moderflecken, Fett-
flecken, Tintenflecken — so gehts fort in lieblicher Ab-
wechslung und nicht selten sind an einem Bilde die
Flecken in mehreren Erscheinungsarten anwesend,
Es ist klar, dass nicht alle Flecken gleicherweise be-
handelt werden können, dass vielmehr das anzuwen-
dende Mittel ganz der Natur des Fleckens bezw. der
Substanz, durch die der Fleck hervorgerufen ist» ent-
sprechen muss.
Zu den am häufigsten vorkommenden Verschmut-
zungen gehören die durch Rauch, Staub, mangelnde
Lichtzufuhr usw. hervorgerufene Bräunung des Papiers.
Gegen Rauch und Schmutz haben wir im Abreiben
mit Brot ein gutes Mittel. Man nimmt dazu das
Innere von ziemlich frischem Brote, knetet dies zu
einer kompakten gummiähnlichen Masse und reibt da-
mit unter mässigem Druck das Bild ab.
Diese Reinigungsmethode ist die allereinfachste
und unschädlichste, sie lässt sich auch bei allen Bil-
dern, Drucken, Photographien, selbst an Aquarellen
anwenden und es ist deshalb zu empfehlen, zu reini-
gende Bilder auf alle Fälle zuerst mit Brot abzureiben.
Es wird dadurch der los anhaftende Schmutz, der
nicht in das Papier selbst eingedrungen ist, beseitigt»
man erkennt dann die tiefer sitzenden Flecken genauer
und kann ihnen besser zu Leibe rücken. Vergilbtes
Papier lässt sich durch Brot allein natürlich nicht
wieder hell herstellen, da das Vergilben auf einer che-
mischen Veränderung des Papiers beruht. In manchen
Fällen lässt sich die gelbe Tönung schon durch An-
wendung von reinem Wasser allein entfernen. Wenn
Münchner kunsttechnische Blätter.
5i
ln § 43 erfahren wir, wie man Bardamen
oder Tsinkiari i. e. Kupfergrün aus Kupfer-
stticken und Essig macht, ein Verfahren, das in
allen Quellen gleichlautend ist*);
§ 44 behandelt die Präparation des Zinn-
obers, in der bekannten Art aus Schwefel und
Quecksilber (nebst Bleiglätte);
§ 45 die Bereitung des Bleiweisses, welches
die Venezianer in Kugelform in den Handel brachten,
daher die Aufschrift: Wie man Kügelchen oder
Bleiweiss macht«
§ 47« Wie man den Azur von Tsimari sma
macht, erfordert einige erklärende Bemerkungen.
Aus der Darstellungsart geht hervor, dass es
sich um einen Farblack handelt und zwar um
einen Pflanzenfarbstoff, der durch Lauge extra-
hiert und dann mittelst Tonerde (Alaun) nieder-
geschlagen und mit Eiweiss eingedickt wird, also
ein sogen. Tonerdelack (Heppe, Färb Warenkunde
S. 72); es kann sich hier demnach nur um einen
blauen Pflanzenlack handeln, und da uns Lexikon
und Etymologie**) wieder im Stiche lassen, wird
entweder Lackmus (Lacca musica), Tournesol
(Crozophora, Krebskraut) oder der Flechtenlack
von Rocella tinctoria (franz. Orseille de mer, lat.
fücus marinus, griech. cpvxog &aXdöGiov) gemeint
sein, aus welchen allen im Mittelalter blaue
Pflanzenlacke bereitet wurden; keinesfalls ist der
Farbstoff der Hermeneia mit Waid identisch, wie
es Donner***) fälschlich annimmt. Dieser wird
durch Faulgärmng aus der Pflanze (Isatis tinctoria)
gewonnen. Ein bezüglicher Versuch mit Waid
hatte auch negativen Erfolg.
In § 47 (Andere Bereitung des Azur)
treffen wir einen alten Bekannten wieder, den
wir im Liber sacerdotum, Mapp. clav. und an-
deren Quellen (s. oben S. 27) bereits keimen ge-
lernt haben. Es wurde schon nachgewiesen, wie
durch fehlerhaftes Kopieren das Wesentliche des
Rezeptes verändert worden, denn Kalk und
Essig zusammengekocht und in Pferdemist auf-
bewahrt, geben niemals eine blaue Farbe, es sei
denn, dass auch hier unter dem „neuen Krug“
ein Kupfergefäss zu verstehen wäre.
Die schon oben kurz angeführten Rezepte für
Farbenbereitung, welche in der griechischen Aus-
gabe der Hermeneia des Konstantinidis enthalten
sind, fügen sich zum grossen Teile hier inner-
halb der Farbenrezepte ein; es sind Varianten
von roter Lackfarbe aus Kermeskörnern, Bereitung
*) rgiyxiapi persisch zengär, arab. zendschär ist
kristallisierter Grünspan; Karabazek, Neue Quellen zur
Papiergeschichte S. 117.
**) Vgl. auch Ilg, Noten zu Cennini Kap. 62: Citra-
marin zum Unterschied von Ultramarin, das letztere
aus Lapis lazuli, von jenseits des Caspissee, aus den
Bergen der Tartarei kommend.
***) Donner, die erhaltenen antiken Wandmalereien
hj technischer Beziehung» Leipzig 1869, S. 49,
^ote 131,
von Ultramarin aus Lapislazuli und von schwarzen
Farben aus Hirschhorn und Nusschalen u. a, (s.
oben S. 77).
(Fortsetzung folgt.)
Die Reinigung fleckiger und beschmutz-
ter Bilder»
Nicht von Oelgemälden soll diesmal die Rede sein,
sondern von dem, was im grossen Publikum unter
dem Sammelnamen „Bilder*4 verstanden wird, Drucke
aller Art, Stahl- und Kupferstiche, Holzschnitte, Aqua-
relle usw. Wohl sind diese Reinigungsarbeiten bei
den Malern sehr wenig beliebt, und das nicht ohne
Grund, denn sie sind gar oft, ja wohl in den meisten
Fällen ebenso undankbar als unangenehm. Man kann
aber die Uebernahme solcher Aufträge zumeist doch
nicht gut von der Hand weisen, besonders bei guten
Kunden und ebenso bei neuen Kunden, wo man ohne-
hin lieber ein Uebriges tut, nur um sich bei der Kund-
schaft festzusetzen.
Bevor man nun mit der Reinigung eines Bildes
beginnt, muss man sich über die Art der Verschmutzung
Klarheit verschaffen und ebenso muss man wissen, in
welcher Technik das Bild hcrgestellt ist. Kupferstiche,
Stahlstiche und Holzschnitte, d. h. einfarbige schwarze,
nicht bunt kolorierte, ertragen eine ziemlich energische
Reinigung und man kann hier mit scharfen Mitteln ar-
beiten, die sich bei Lichtdrucken, bei Photogravüren,
Aquarellen usw. nicht anwenden lassen. Auch die Be-
schaffenheit des Papiers ist von grösster Wichtigkeit;
gute Leinenpapiere z. B. kann man unbeschadet ihrer
Haltbarkeit gänzlich durchnässen» bei vorsichtiger Be-
handlung selbst längere Zeit ganz in Wasser legen;
bei Kreidepapieren hingegen würde dies die Auflösung
des Kreidegrundes und damit die Zerstörung des Bil-
des zur Folge haben. Also: Zuerst das Bild gut an-
sehen und darnach die Arbeitsmethode einrichten.
Ebenso verschieden wie die Beschaffenheit der
Bilder selbst ist auch die Art der Verschmutzung;
Rauchflecken, Feuchtigkeits- und Moderflecken, Fett-
flecken, Tintenflecken — so gehts fort in lieblicher Ab-
wechslung und nicht selten sind an einem Bilde die
Flecken in mehreren Erscheinungsarten anwesend,
Es ist klar, dass nicht alle Flecken gleicherweise be-
handelt werden können, dass vielmehr das anzuwen-
dende Mittel ganz der Natur des Fleckens bezw. der
Substanz, durch die der Fleck hervorgerufen ist» ent-
sprechen muss.
Zu den am häufigsten vorkommenden Verschmut-
zungen gehören die durch Rauch, Staub, mangelnde
Lichtzufuhr usw. hervorgerufene Bräunung des Papiers.
Gegen Rauch und Schmutz haben wir im Abreiben
mit Brot ein gutes Mittel. Man nimmt dazu das
Innere von ziemlich frischem Brote, knetet dies zu
einer kompakten gummiähnlichen Masse und reibt da-
mit unter mässigem Druck das Bild ab.
Diese Reinigungsmethode ist die allereinfachste
und unschädlichste, sie lässt sich auch bei allen Bil-
dern, Drucken, Photographien, selbst an Aquarellen
anwenden und es ist deshalb zu empfehlen, zu reini-
gende Bilder auf alle Fälle zuerst mit Brot abzureiben.
Es wird dadurch der los anhaftende Schmutz, der
nicht in das Papier selbst eingedrungen ist, beseitigt»
man erkennt dann die tiefer sitzenden Flecken genauer
und kann ihnen besser zu Leibe rücken. Vergilbtes
Papier lässt sich durch Brot allein natürlich nicht
wieder hell herstellen, da das Vergilben auf einer che-
mischen Veränderung des Papiers beruht. In manchen
Fällen lässt sich die gelbe Tönung schon durch An-
wendung von reinem Wasser allein entfernen. Wenn