3§
Münchner kunsttechnische Biätter
Nr. 7
Zunächst wird angeordnet, mit frisch gekochtem,
resp. aufgeweichtem Leim die Holzbretter, also
heiss, zu überstreichen und eventuell an der Sonne
trockhen zu lässen, damit die Feuchtigkeit einziehe.
Später sollen aber die Bretter nicht der Sonne
ausgesetzt werden, weil der Gips sich höbe. Was
diesen Gips betrifft, so ist es derselbe, welchen
Cennini mit gesso sottile bezeichnet, und der durch
mehrfaches Einweichen von gewöhnlichem Gips
in genügender Menge Wasser bereitet wird, in-
dem Sorge zu treffen ist, dass er sich nicht zu
Boden setzen und erhärten kann. Um ein be-
sonders gutes Resultat zu erzielen, wird hier das
Brennen des Gipses noch einmal wiederholt; er
wird dann wieder gestossen, flüssig gemacht und
zum Trocknen an die Sonne gelegt. Von diesem
Gips mische man mit gutem Leim eine hin-
reichende Menge, um fünf, sechs Deckungen zu
geben. „Versuche zuerst auf einem kleinen Brett,
und wenn der Gips dann zu hart ist, so giesse
warmes Wasser hinzu, damit er erweiche; ist im
Gegenteil der Gips zu weich, so tue noch Leim
hinzu, bis er zum Verhältnis kommt, wie es dir
passt Lege dann so zwei oder drei Deckungen
auf die Bilder an; bei der vierten setzest du
Peseri (gekochtes Leinöl) und eine Quantität
Seife hinzu, und so gib die anderen zwei oder
drei Deckungen und die Sache ist fertig. Gib
Acht, dass du dich nicht eilst, und dass du den
Gips nicht dick auflegst, um schneller fertig zu
werden; denn wenn du ihn nachher schleifen
willst, so löst sich die erste Lage von der zwei-
ten ab, und das Gemälde wird ungleich“. Bei
heissem Wetter soll der Gips immer mit frischem
Leim angerührt werden, weil der Leim leicht ver-
dirbt, wenn er zu lange mit dem Gips zusammen
ist; er wird dann leicht rissig.
Die nun folgenden Anweisungen entsprechen
genau der Arbeitsfolge: Ist der Gipsgrund fertig
abgeschliffen und das „Bild skizziert“, so wird
zunächst mit den Arbeiten für Vergoldung, die
stets voranzugehen haben (vgl. ebenso bei
Cennini K. 122 ff.), begonnen. Die Heiligen-
scheine (§ 7) werden gemacht, indem Baumwollen*
fäden in den zum Grund benötigten Gips getaucht
und an die Stellen befestigt werden; auch das
Ornament kann mit dem Pinsel und dem gleichen
Gips erhöht werden. Ueber die Baumwollenfäden
werden, um Ausladung zu gewinnen, noch ein
oder zwei Lagen von Gips aufgetragen und dann
werden die Ornamente und plastischen Erhöhungen
sorgfältig abgeschliffen und geglättet (Cennini K.
124)*). Den gleichen Vorarbeiten für Vergoldung
dient der folgende § 8, „Wie du einen Chor-
*) Vergl* m. Versuchskollektion Nr. 20, bei wel-
cher der Heiligenschein mit dem Faden gelegt ist, und
~el tvt** i1 den reichen plastischen Hintergrund und
den Nimbus, der mit dem Pinsel auf einer Wergunter-
läge getertigt ist. s
Schluss*) mit Gips überziehen musst“ und § 9,
„Wie man einen angeschlagenen Chorschluss ver-
gipst.“ (Fortsetzung folgt.)
von Holz und mit durchbrochenem Bildwerk auffallend
reich verziert. Steinerne Chorschlüsse sind in älteren
Kirchen, z. B. in der Markuskirche in Venedig zu sehen
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Tempera-Bindemittel.
(3. Fortsetzung und Schluss.)
Da die Gummiemulsionen gut trocknen, so ist
es nicht nötig, durch besondere Zusätze wie z. B.
bei der Eitempera darauf hinzuwirken. Bezüglich
der Sprödigkeit gibt der Kirsch- oder Weichsel-
gummi, der im Sommer aus der Rinde der Kirsch-
und Weichselbäume austritt, bessere Resultate.
Dasselbe quillt infolge seines Ceresingehaltes im
Wasser nur auf, ohne sich zu lösen, emulgiert
jedoch sehr leicht Oele und Fette. Infolge seiner
Zähigkeit lässt es auch beim Farbenmaterial keine
Sprödigkeit aufkommen. Das Kirschgummi wird
am besten im erhärteten Zustande, möglichst zer-
kleinert, im Wasser erweicht und nach dem voll-
ständigen Aufquellen mit dem Oele zusammen-
gerieben.
Das Oel kann verseift sein, doch sind weitere
Zusätze nicht notwendig.
Es wird gesagt, Kirschgummi eigne sich nicht
gut zu einem Bindemittel, weil er durch seinen
Gehalt an Pflanzenschleim mit Wasser sehr stark
aufquelle und deshalb beim Trocknen ebensoviel
zusammenschrumpfe; dieser Uebelstand ist jedoch
bei den Emulsionen weniger zu bemerken.
Ein weiterer, zu Bindemitteln verwendeter
Grundstoff dieser Art ist der Tragant (Gummi
Tragacanthae), der aber weniger zu empfehlen ist,
weil er als reiner Pflanzenschleim wohl die schlechten,
nicht aber die guten Eigenschaften des Kirsch-
gummi besitzt.
Von Temperafarben des Handels, die mit
Gummiemulsionen hergestellt sind, kann ich als
mir bekannt nennen die Syntonos (Dekorations-
und Künstler-) Farben. Nach den Publikationen
ist das Bindemittel derselben , zusammengesetzt
aus Gummiarabikum, Leinöl, Glyzerin, Wachs,
Talg und grüner Seife. Professor Linke, Wien,
fügt dieser Aufzählung bei: der bedenklichen Be-
standteile fraglichen Verhaltens wahrlich genug.
Es mag sein, dass manche Stoffe (Wachs, Talg)
unnötig zu sein scheinen, doch die Erfahrung
zeigt, dass die Farben gut zu verarbeiten sind,
und den allgemeinen Anforderungen bezüglich
Brillanz und Haltbarkeit entsprechen und das ist
doch die Hauptsache. Ich habe vor acht Jahren
einige dekorative Medaillons an eine Saaldecke
damit gemalt, welche sich bis heute tadellos ge-
halten haben.
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Zunächst wird angeordnet, mit frisch gekochtem,
resp. aufgeweichtem Leim die Holzbretter, also
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trockhen zu lässen, damit die Feuchtigkeit einziehe.
Später sollen aber die Bretter nicht der Sonne
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mehrfaches Einweichen von gewöhnlichem Gips
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Boden setzen und erhärten kann. Um ein be-
sonders gutes Resultat zu erzielen, wird hier das
Brennen des Gipses noch einmal wiederholt; er
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Gips mische man mit gutem Leim eine hin-
reichende Menge, um fünf, sechs Deckungen zu
geben. „Versuche zuerst auf einem kleinen Brett,
und wenn der Gips dann zu hart ist, so giesse
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Gegenteil der Gips zu weich, so tue noch Leim
hinzu, bis er zum Verhältnis kommt, wie es dir
passt Lege dann so zwei oder drei Deckungen
auf die Bilder an; bei der vierten setzest du
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drei Deckungen und die Sache ist fertig. Gib
Acht, dass du dich nicht eilst, und dass du den
Gips nicht dick auflegst, um schneller fertig zu
werden; denn wenn du ihn nachher schleifen
willst, so löst sich die erste Lage von der zwei-
ten ab, und das Gemälde wird ungleich“. Bei
heissem Wetter soll der Gips immer mit frischem
Leim angerührt werden, weil der Leim leicht ver-
dirbt, wenn er zu lange mit dem Gips zusammen
ist; er wird dann leicht rissig.
Die nun folgenden Anweisungen entsprechen
genau der Arbeitsfolge: Ist der Gipsgrund fertig
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zunächst mit den Arbeiten für Vergoldung, die
stets voranzugehen haben (vgl. ebenso bei
Cennini K. 122 ff.), begonnen. Die Heiligen-
scheine (§ 7) werden gemacht, indem Baumwollen*
fäden in den zum Grund benötigten Gips getaucht
und an die Stellen befestigt werden; auch das
Ornament kann mit dem Pinsel und dem gleichen
Gips erhöht werden. Ueber die Baumwollenfäden
werden, um Ausladung zu gewinnen, noch ein
oder zwei Lagen von Gips aufgetragen und dann
werden die Ornamente und plastischen Erhöhungen
sorgfältig abgeschliffen und geglättet (Cennini K.
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dient der folgende § 8, „Wie du einen Chor-
*) Vergl* m. Versuchskollektion Nr. 20, bei wel-
cher der Heiligenschein mit dem Faden gelegt ist, und
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