So
Münchner kunsttechnische Blätter
Nr. 14,
Hat dann im Laufe der Zeit das Oel Staub-
teilchen aufgenommen, und dadurch das trübe,
sonst aber von Farbstoffen freie Medium gefärbt,
so erscheint:
b—c und c—d grünlich grau;
(Abendwolken vor der Sonne.)
a—b grau.
(Wolkenschicht am Tageshimmel.)
Viele Erscheinungen in der Natur beruhen auf
genau den gleichen Ursachen, das hat Goethe in
seiner Farbenlehre zuerst bewiesen.
Goethes Farbenlehre, soweit sie für die Malerei
praktische Anwendung finden kann, erläutert
sich durch dieses einfache Experiment von selbst,
und die Malweise des grossen Tizian findet durch
dasselbe einigen Aufschluss. Tizian, der dieses
Phänomen schon erkannt hatte, wandte diese Er-
fahrung besonders im Fleisch seiner Bilder an,
und heute noch sollte sie bei der Darstellung
des Fleisches volle Beachtung finden. Die richtige
Erkenntnis dieses physikalischen Vorganges ist
auch für den heutigen Maler von unschätzbarem
Werte. Auch Leonardo da Vinci weist auf die
Nutzanwendung dieser Naturerscheinung hin, wenn
er zu seinem Schüler Giovanni sagt: „Hast du
bemerkt, dass das Laub der Bäume im leichten
Nebel luftigblau erscheint, und im dichten
Nebel blassgrau?“
Ueber das Reinigen von Öelbildern.
Von Dr. Walter Gr äff.
(1. Fortsetzung.)
150, Swart, Johannespredigt. Blasen nieder-
gelegt, holztechnisch behandelt.
543- Ruysdael, Landschaft mit Wartturm. Ab-
blätternde Farbe niedergelegt.
542. Derselbe, Flusslandschaft. Riss infolge
von Querholz rückwärts. Dieses beseitigt, Riss
verleimt.
330. Rembrandt, Grablegung. Trüber Firnis
regeneriert.
348. Eeckhout, Christ lehrt im Tempel. Re-
generiert, kleine Blasen niedergelegt.
760. Rubens, Polderlandschaft. Blasig infolge
rückwärtiger Querleiste. Niedergelegt und ge-
rostet.
761. Derselbe, Landschaft mit Regenbogen.
Holztechnisch behandelt.
938. L. v. Uden, Göttermahl. Krankes Brett
mit Ast, der stark arbeitet. Aufgestandene und
abgeblätterte Farbe niedergelegt und ergänzt.
342. Bol, Junge Frau. Regeneriert.
1052. G. Romano, Altoviti. Blasen niederge-
legt, holztechnisch behandelt und verglast.
1092. Vasari Madonna. Blasen niedergelegt.
1009. Raff, de! Garbo, Beweinung Christi.
Viele Blasen niedergelegt, Rückseite holztechnisch
behandelt.
1073. Sodoma, Madonna. Aufgestandene Farb-
teile niedergelegt, Holzwurm getötet; holztech-
nisch behandelt.
1384. Rottenhammer, Jüngstes Gericht. Blasen
niedergelegt, abgesprungene Farbteile ergänzt.
Unberührt sind noch die folgenden Bilder der
Liste:
56. Mstr. v. Tode Mariä. Marientod linker
Flügel.
63. Dünwegge, Kreuzigung.
114. Bouts, Verkündigung.
170. Bemessen, Segen Jakobs.
210. Holbein der Aeltere, Heilige Barbara.
230. 231. 232. Wolgemut, Oelberg, Kreuzi-
gung, Kreuzabnahme.
39. 40. Nürnbergisch um 1480, Hieronymus,
Barbara.
279. Cranach, Anna Selbdritt.
112. Bouts, Gefangennahme.
157. Orley, Predigt Norberts.
833. van Dyck, Selbstbildnis.
1128. D. Tintoretto, Nobile und Sohn.
1024. Mazzolini, Madonna.
996. Tirolisch, Braccio.
1030. Venezianisch um 1500, Porträt.
Es sind also fast sämtliche beanstandeten
Bilder im Laufe der verflossenen IO Jahre restau-
riert worden, weil sie Schäden zeigten, und zwar
geht aus der Zusammenstellung klar hervor, dass
es sich in fast allen Fällen um solche handelte,
die aus falscher technischer Behandlung des
Holzes entstanden waren. Mit der Beseitigung
der Krankheitsursachen sind in den meisten Fällen
auch die äusseren Anzeichen, wie Risse, Blasen
und aufgestandene Farbteile, nicht wieder er-
schienen, wenn es sich nicht um Bilder handelte,
die innerlich so krank sind, dass eine völlige
Heilung unmöglich ist.
Aber um solche Schäden kann es sich nach
Herrn Guillerys Ausführungen kaum gehandelt
haben; sie müssen von jenen Waschungen und
von neueren Restaurierungen herrühren und müs-
sen schwerer Natur gewesen sein, wenn ihnen
„mehrere hundert der unersetzlichen altdeutschen
und italienischen Tafeln zum Opfer fielen, zum
Teil grosse Schäden erlitten, wenn sie zum Teil
den Keim baldigen Verfalls in sich aufnahmen“*
Herr Guillery wird nun endlich diese Schäden
nachweisen müssen. Dazu stehen ihm in erster
Linie die unberührten Stücke zur Verfügung,
auch kann er die Liste ja nach Belieben be-
deutend erweitern und es wird ihm zweifellos
ein Leichtes sein, auch an den restaurierten Bil-
dern die damals nach seiner Ansicht entstandenen
Schäden nachzuweisen. Denn derartig grosse
Schäden, wie sie mit Guillerys Worten berührt
werden, sind nicht durch Restaurierungen einfach
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Münchner kunsttechnische Blätter
Nr. 14,
Hat dann im Laufe der Zeit das Oel Staub-
teilchen aufgenommen, und dadurch das trübe,
sonst aber von Farbstoffen freie Medium gefärbt,
so erscheint:
b—c und c—d grünlich grau;
(Abendwolken vor der Sonne.)
a—b grau.
(Wolkenschicht am Tageshimmel.)
Viele Erscheinungen in der Natur beruhen auf
genau den gleichen Ursachen, das hat Goethe in
seiner Farbenlehre zuerst bewiesen.
Goethes Farbenlehre, soweit sie für die Malerei
praktische Anwendung finden kann, erläutert
sich durch dieses einfache Experiment von selbst,
und die Malweise des grossen Tizian findet durch
dasselbe einigen Aufschluss. Tizian, der dieses
Phänomen schon erkannt hatte, wandte diese Er-
fahrung besonders im Fleisch seiner Bilder an,
und heute noch sollte sie bei der Darstellung
des Fleisches volle Beachtung finden. Die richtige
Erkenntnis dieses physikalischen Vorganges ist
auch für den heutigen Maler von unschätzbarem
Werte. Auch Leonardo da Vinci weist auf die
Nutzanwendung dieser Naturerscheinung hin, wenn
er zu seinem Schüler Giovanni sagt: „Hast du
bemerkt, dass das Laub der Bäume im leichten
Nebel luftigblau erscheint, und im dichten
Nebel blassgrau?“
Ueber das Reinigen von Öelbildern.
Von Dr. Walter Gr äff.
(1. Fortsetzung.)
150, Swart, Johannespredigt. Blasen nieder-
gelegt, holztechnisch behandelt.
543- Ruysdael, Landschaft mit Wartturm. Ab-
blätternde Farbe niedergelegt.
542. Derselbe, Flusslandschaft. Riss infolge
von Querholz rückwärts. Dieses beseitigt, Riss
verleimt.
330. Rembrandt, Grablegung. Trüber Firnis
regeneriert.
348. Eeckhout, Christ lehrt im Tempel. Re-
generiert, kleine Blasen niedergelegt.
760. Rubens, Polderlandschaft. Blasig infolge
rückwärtiger Querleiste. Niedergelegt und ge-
rostet.
761. Derselbe, Landschaft mit Regenbogen.
Holztechnisch behandelt.
938. L. v. Uden, Göttermahl. Krankes Brett
mit Ast, der stark arbeitet. Aufgestandene und
abgeblätterte Farbe niedergelegt und ergänzt.
342. Bol, Junge Frau. Regeneriert.
1052. G. Romano, Altoviti. Blasen niederge-
legt, holztechnisch behandelt und verglast.
1092. Vasari Madonna. Blasen niedergelegt.
1009. Raff, de! Garbo, Beweinung Christi.
Viele Blasen niedergelegt, Rückseite holztechnisch
behandelt.
1073. Sodoma, Madonna. Aufgestandene Farb-
teile niedergelegt, Holzwurm getötet; holztech-
nisch behandelt.
1384. Rottenhammer, Jüngstes Gericht. Blasen
niedergelegt, abgesprungene Farbteile ergänzt.
Unberührt sind noch die folgenden Bilder der
Liste:
56. Mstr. v. Tode Mariä. Marientod linker
Flügel.
63. Dünwegge, Kreuzigung.
114. Bouts, Verkündigung.
170. Bemessen, Segen Jakobs.
210. Holbein der Aeltere, Heilige Barbara.
230. 231. 232. Wolgemut, Oelberg, Kreuzi-
gung, Kreuzabnahme.
39. 40. Nürnbergisch um 1480, Hieronymus,
Barbara.
279. Cranach, Anna Selbdritt.
112. Bouts, Gefangennahme.
157. Orley, Predigt Norberts.
833. van Dyck, Selbstbildnis.
1128. D. Tintoretto, Nobile und Sohn.
1024. Mazzolini, Madonna.
996. Tirolisch, Braccio.
1030. Venezianisch um 1500, Porträt.
Es sind also fast sämtliche beanstandeten
Bilder im Laufe der verflossenen IO Jahre restau-
riert worden, weil sie Schäden zeigten, und zwar
geht aus der Zusammenstellung klar hervor, dass
es sich in fast allen Fällen um solche handelte,
die aus falscher technischer Behandlung des
Holzes entstanden waren. Mit der Beseitigung
der Krankheitsursachen sind in den meisten Fällen
auch die äusseren Anzeichen, wie Risse, Blasen
und aufgestandene Farbteile, nicht wieder er-
schienen, wenn es sich nicht um Bilder handelte,
die innerlich so krank sind, dass eine völlige
Heilung unmöglich ist.
Aber um solche Schäden kann es sich nach
Herrn Guillerys Ausführungen kaum gehandelt
haben; sie müssen von jenen Waschungen und
von neueren Restaurierungen herrühren und müs-
sen schwerer Natur gewesen sein, wenn ihnen
„mehrere hundert der unersetzlichen altdeutschen
und italienischen Tafeln zum Opfer fielen, zum
Teil grosse Schäden erlitten, wenn sie zum Teil
den Keim baldigen Verfalls in sich aufnahmen“*
Herr Guillery wird nun endlich diese Schäden
nachweisen müssen. Dazu stehen ihm in erster
Linie die unberührten Stücke zur Verfügung,
auch kann er die Liste ja nach Belieben be-
deutend erweitern und es wird ihm zweifellos
ein Leichtes sein, auch an den restaurierten Bil-
dern die damals nach seiner Ansicht entstandenen
Schäden nachzuweisen. Denn derartig grosse
Schäden, wie sie mit Guillerys Worten berührt
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