Münchner knnsttechnische Blätter,
.23
So wissen wir z. B. im allgemeinen recht gut,
. "die grüne Farbe durch eine Mischung des Gelben
d Blauen entsteht; allein bis einer sagen kann, er
^ reife das Grün des Regenbogens, oder das Grün
Laubes, oder das Grün des Meerwassers, dieses
fordert ejn so allseitiges Durchschreiten des Farben-
Viehes und eine daraus entspringende solche Höhe
von Einsicht, zu welcher bis jetzt kaum jemand gelangt
ist“. • • •
Am Schlüsse dieses und zu Anfang des nächsten
Jahres wandte sich Goethe ganz wieder seinen Lieb-
lingsstudien, den Naturwissenschaften, zu und beschäf-
tigte sich teils, auf Anregung von Boisseree, mit fernerer
Ergründung der Gesetze des Regenbogens, sowie be-
sonders auch aus Teilnahme an dem Streit zwischen
Cuvier und Saint-Hilaire, mit Gegenständen der Me-
tamorphose der Pflanzen und Tierwelt. Auch redigierte
er mit mir gemeinschaftlich den historischen Teil der
Farbenlehre4, sowie er auch an einem Kapitel über
die Mischung der Farben innigen Anteil nahm, das
ich auf Anregung, um in den theoretischen Band auf-
genommen zu werden, bearbeitete.
Es fehlte in dieser Zeit nicht an mannigfachen
interessanten Unterhaltungen und geistreichen Aeusse-
rungen seinerseits. Allein wie er in völliger Kraft
und* Frische mir täglich vor Augen war, so dachte
ich, es würde immer so fortgeh en, und war in Auf-
fassung seiner Worte gleichgültiger als billig, bis es
denn endlich zu spät war und ich am 22. März 1832
mit Tausenden von edlen Deutschen seinen unersetz-
lichen Verlust zu beweinen hatte.
Lackverlälschungen
und deren Erkennung.
Von Otto Hildebrand.
Lacke sind alle mehr oder weniger der Verfälschung
rasgesetzt, und deshalb ist es für den Konsumenten
und Händler von besonderem Vorteil, wenn er in der
Lage ist, den ihm vom Fabrikanten gelieferten Lack
in verdächtigen Fällen selbst auf Güte und Brauchbar-
keit prüfen und eine etwaige Verfälschung nachweisen
zu können» Hierzu gehört aber vor allen Dingen eine
genaue Kenntnis der Verfälschungsmittel und der Me-
thoden zum sicheren Nachweis derselben, ln nachstehen-
den Zeilen soll nun obiges Thema so behandelt werden,
dass jeder die Prüfung der von ihm zu verarbeitenden
Lacke selbst vornehmen kann.
Zunächst sei einiges über die Lacke im allgemeinen
vorausgeschickt. Die Lacke teilt man bekanntlich in
zwei Gruppen, und zwar in solche von grösserer und
geringerer Konsistenz, welche, in dünnen Schichten auf»
^tragen, einen mehr oder weniger haltbaren Ueberzug
geben, der entweder dadurch entsteht, dass ein Teil der
Flüssigkeit verdampft und einen festen Körper zurück-
ßsst, oder dass eine Schicht durch Aufnahme von Sauer-
aus der Luft trocken wird und dann erhärtet.
Zu der ersten Gruppe gehören die Spiritus- und
^pentinöllacke, die durch Auflösen eines Harzes mittels
Witus oder Terpentinöl hergestellt werden, und welche
«insichtlich der Dauer nur geringen Anforderungen ge-
können, während zu der zweiten Gruppe die fetten
acke gehören, welche aus Harzen, Terpentinöl und
lnem trocknenden Oele bestehen. Nur die fetten Lacke
ätsprcehcii den Anforderungen vollkommen, welche
bezug auf Widerstandsfähigkeit gegen Einflüsse der
Sphäre, Staub, Nässe u. s. f. an sie gestellt werden,
1^^^alten sie allein ihre glatte und spiegelnde Fläche
^gere oder kürzere Zeit, je nach ihrer Qualität. Alle
sungen von Harzen in einem flüchtigen Lösungs-
mittel besitzen keine Widerstandsfähigkeit gegen äussere
Einflüsse, und deshalb kann man sie auch nicht zu solchen
Zwecken verwenden, wo längere Dauerhaftigkeit ver-
langt wird.
Bei Beurteilung der Güte eines Lackes hat man
zunächst auf den dafür gezahlten Preis Rücksicht zu
nehmen, denn man kann nicht einen Lack bester Güte
für einen Preis verlangen, der nicht mehr im Verhält
nisse zum Kostenpreis der Rohprodukte steht. Die
Qualität entspricht dann eben diesem Preis und von
einer Verfälschung kann demzufolge auch nicht mehr
die Rede sein.
Was nun die Verfälschung der Lacke betriflt, so
verwendet man hierzu sehr häufig minderwertige Harze,
russisches Terpentinöl und sogar Harzöl. .Die Verfäl-
schung mit russischem Terpentinöl ist sofort an dem
unangenehmen, starken Geruch desselben zu erkennen,
Zur Beurteilung der Güte eines Lackes kommen in Be-
tracht: Die Farbe, Klarheit, Konsistenz, Durchsichtig-
keit, der Glanz, das Trocknen und die Haltbarkeit.
1. Terpentinöl- und Spirituslacke.
Diese Lacke müssen vollkommen hell und klar sein
und dürfen selbst mikroskopisch kleine feste Körper
nicht enthalten, Terpentinöllacke haben annähernd die
Konsistenz der fetten Lacke; Spirituslacke müssen da-
gegen dünnflüssig sein, um sich rasch und leicht auf-
tragen zu lassen. Der Glanz eines schon trockenen
Lacküberzuges darf weder kleine Pünktchen noch Bläs-
chen aufweisen, auch darf er sich durch eine Art Hauch,
einen sogenannten „Schleier“, nicht vermindern. Der
Trocknungsprozess geht bei den Terpentinöllacken und
Spirituslacken in der Weise vor sich, dass das Lösungs-
mittel sich verflüchtigt und das Harz als glanzgebende
Schicht allein zurückbleibt. Von den fetten Lacken
unterscheiden sie sich ferner dadurch, dass sie schneller
trocknen und keine Perioden beim Trocknen zu unter
scheiden sind, da, sobald sich das Lösungsmittel ver-
flüchtigt hat, auch der Trocknungsprozess als abge-
schlossen zu betrachten ist. Dennoch bildet auch hier
das Trocknen bzw. Erhärten das Haupterkennungsmittel
für Verfälschung mit Kolophonium (Harz). Spirituslacke,
gleichviel welchen Namens, müssen in wenigen Stunden
trocken und vollständig erhärtet sein. Zeigt sich nach
5 bis 6 ständiger Trockendauer beim Auflegen der warmen
Hand eine Erweichung des Lacküberzuges, so ist dies
ein fast sicheres Zeichen für eine Verfälschung mit Harz
bzw7. Kolophonium.
Besonders häufig werden aus Schellack hergestellte
Lacke mit Harz verfälscht. Man kann die Beimischungen
von Harz leicht nachweisen, wenn man den Spiritus in
einem Glaskolben abdestilliert und den gepulverten Rück-
stand einige Tage lang mit rektifiziertem Terpentinöl
schüttelt. Tn diesem löst sich das Harz und bleibt nach
dem Abdampfen des Terpentinöls zurück.
Einer gleichen Verfälschung unterliegt Sandaraklack
und es lässt sicli obiges Verfahren auch hier zur Prüfung
anwenden. Weit häufiger findet man dagegen bei diesem
Lack Zusätze spirituslöslicher Kopale, deren Nachweis
nicht so leicht ist.
Da sich die Kopaüösung schon durch den Geruch
von der Sandarakiösung unterscheidet, so verdeckt man
meist den Geruch derartiger Mischungen durch Par-
fümieren mit Lavendel- oder Rosmarinöl. Ziemlich rasch
und sicher lassen sich aber Kopalzusätze konstatieren,
wenn man den zu prüfenden Lack mit Spiritus mischt,
indem man in ein grösseres Probiergläschen etwas Lack
und Spiritus gibt und langsam schüttelt. Unverfälschten
Sandarakiack erkennt man nun daran, dass er sich leicht
und ohne jede Veränderung beliebig mit Spiritus ver-
mischen lässt. Ist dagegen ein in Alkohol unlöslicher
Kopal zugesetzt, so wird die Lösung milchig und schmie-
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So wissen wir z. B. im allgemeinen recht gut,
. "die grüne Farbe durch eine Mischung des Gelben
d Blauen entsteht; allein bis einer sagen kann, er
^ reife das Grün des Regenbogens, oder das Grün
Laubes, oder das Grün des Meerwassers, dieses
fordert ejn so allseitiges Durchschreiten des Farben-
Viehes und eine daraus entspringende solche Höhe
von Einsicht, zu welcher bis jetzt kaum jemand gelangt
ist“. • • •
Am Schlüsse dieses und zu Anfang des nächsten
Jahres wandte sich Goethe ganz wieder seinen Lieb-
lingsstudien, den Naturwissenschaften, zu und beschäf-
tigte sich teils, auf Anregung von Boisseree, mit fernerer
Ergründung der Gesetze des Regenbogens, sowie be-
sonders auch aus Teilnahme an dem Streit zwischen
Cuvier und Saint-Hilaire, mit Gegenständen der Me-
tamorphose der Pflanzen und Tierwelt. Auch redigierte
er mit mir gemeinschaftlich den historischen Teil der
Farbenlehre4, sowie er auch an einem Kapitel über
die Mischung der Farben innigen Anteil nahm, das
ich auf Anregung, um in den theoretischen Band auf-
genommen zu werden, bearbeitete.
Es fehlte in dieser Zeit nicht an mannigfachen
interessanten Unterhaltungen und geistreichen Aeusse-
rungen seinerseits. Allein wie er in völliger Kraft
und* Frische mir täglich vor Augen war, so dachte
ich, es würde immer so fortgeh en, und war in Auf-
fassung seiner Worte gleichgültiger als billig, bis es
denn endlich zu spät war und ich am 22. März 1832
mit Tausenden von edlen Deutschen seinen unersetz-
lichen Verlust zu beweinen hatte.
Lackverlälschungen
und deren Erkennung.
Von Otto Hildebrand.
Lacke sind alle mehr oder weniger der Verfälschung
rasgesetzt, und deshalb ist es für den Konsumenten
und Händler von besonderem Vorteil, wenn er in der
Lage ist, den ihm vom Fabrikanten gelieferten Lack
in verdächtigen Fällen selbst auf Güte und Brauchbar-
keit prüfen und eine etwaige Verfälschung nachweisen
zu können» Hierzu gehört aber vor allen Dingen eine
genaue Kenntnis der Verfälschungsmittel und der Me-
thoden zum sicheren Nachweis derselben, ln nachstehen-
den Zeilen soll nun obiges Thema so behandelt werden,
dass jeder die Prüfung der von ihm zu verarbeitenden
Lacke selbst vornehmen kann.
Zunächst sei einiges über die Lacke im allgemeinen
vorausgeschickt. Die Lacke teilt man bekanntlich in
zwei Gruppen, und zwar in solche von grösserer und
geringerer Konsistenz, welche, in dünnen Schichten auf»
^tragen, einen mehr oder weniger haltbaren Ueberzug
geben, der entweder dadurch entsteht, dass ein Teil der
Flüssigkeit verdampft und einen festen Körper zurück-
ßsst, oder dass eine Schicht durch Aufnahme von Sauer-
aus der Luft trocken wird und dann erhärtet.
Zu der ersten Gruppe gehören die Spiritus- und
^pentinöllacke, die durch Auflösen eines Harzes mittels
Witus oder Terpentinöl hergestellt werden, und welche
«insichtlich der Dauer nur geringen Anforderungen ge-
können, während zu der zweiten Gruppe die fetten
acke gehören, welche aus Harzen, Terpentinöl und
lnem trocknenden Oele bestehen. Nur die fetten Lacke
ätsprcehcii den Anforderungen vollkommen, welche
bezug auf Widerstandsfähigkeit gegen Einflüsse der
Sphäre, Staub, Nässe u. s. f. an sie gestellt werden,
1^^^alten sie allein ihre glatte und spiegelnde Fläche
^gere oder kürzere Zeit, je nach ihrer Qualität. Alle
sungen von Harzen in einem flüchtigen Lösungs-
mittel besitzen keine Widerstandsfähigkeit gegen äussere
Einflüsse, und deshalb kann man sie auch nicht zu solchen
Zwecken verwenden, wo längere Dauerhaftigkeit ver-
langt wird.
Bei Beurteilung der Güte eines Lackes hat man
zunächst auf den dafür gezahlten Preis Rücksicht zu
nehmen, denn man kann nicht einen Lack bester Güte
für einen Preis verlangen, der nicht mehr im Verhält
nisse zum Kostenpreis der Rohprodukte steht. Die
Qualität entspricht dann eben diesem Preis und von
einer Verfälschung kann demzufolge auch nicht mehr
die Rede sein.
Was nun die Verfälschung der Lacke betriflt, so
verwendet man hierzu sehr häufig minderwertige Harze,
russisches Terpentinöl und sogar Harzöl. .Die Verfäl-
schung mit russischem Terpentinöl ist sofort an dem
unangenehmen, starken Geruch desselben zu erkennen,
Zur Beurteilung der Güte eines Lackes kommen in Be-
tracht: Die Farbe, Klarheit, Konsistenz, Durchsichtig-
keit, der Glanz, das Trocknen und die Haltbarkeit.
1. Terpentinöl- und Spirituslacke.
Diese Lacke müssen vollkommen hell und klar sein
und dürfen selbst mikroskopisch kleine feste Körper
nicht enthalten, Terpentinöllacke haben annähernd die
Konsistenz der fetten Lacke; Spirituslacke müssen da-
gegen dünnflüssig sein, um sich rasch und leicht auf-
tragen zu lassen. Der Glanz eines schon trockenen
Lacküberzuges darf weder kleine Pünktchen noch Bläs-
chen aufweisen, auch darf er sich durch eine Art Hauch,
einen sogenannten „Schleier“, nicht vermindern. Der
Trocknungsprozess geht bei den Terpentinöllacken und
Spirituslacken in der Weise vor sich, dass das Lösungs-
mittel sich verflüchtigt und das Harz als glanzgebende
Schicht allein zurückbleibt. Von den fetten Lacken
unterscheiden sie sich ferner dadurch, dass sie schneller
trocknen und keine Perioden beim Trocknen zu unter
scheiden sind, da, sobald sich das Lösungsmittel ver-
flüchtigt hat, auch der Trocknungsprozess als abge-
schlossen zu betrachten ist. Dennoch bildet auch hier
das Trocknen bzw. Erhärten das Haupterkennungsmittel
für Verfälschung mit Kolophonium (Harz). Spirituslacke,
gleichviel welchen Namens, müssen in wenigen Stunden
trocken und vollständig erhärtet sein. Zeigt sich nach
5 bis 6 ständiger Trockendauer beim Auflegen der warmen
Hand eine Erweichung des Lacküberzuges, so ist dies
ein fast sicheres Zeichen für eine Verfälschung mit Harz
bzw7. Kolophonium.
Besonders häufig werden aus Schellack hergestellte
Lacke mit Harz verfälscht. Man kann die Beimischungen
von Harz leicht nachweisen, wenn man den Spiritus in
einem Glaskolben abdestilliert und den gepulverten Rück-
stand einige Tage lang mit rektifiziertem Terpentinöl
schüttelt. Tn diesem löst sich das Harz und bleibt nach
dem Abdampfen des Terpentinöls zurück.
Einer gleichen Verfälschung unterliegt Sandaraklack
und es lässt sicli obiges Verfahren auch hier zur Prüfung
anwenden. Weit häufiger findet man dagegen bei diesem
Lack Zusätze spirituslöslicher Kopale, deren Nachweis
nicht so leicht ist.
Da sich die Kopaüösung schon durch den Geruch
von der Sandarakiösung unterscheidet, so verdeckt man
meist den Geruch derartiger Mischungen durch Par-
fümieren mit Lavendel- oder Rosmarinöl. Ziemlich rasch
und sicher lassen sich aber Kopalzusätze konstatieren,
wenn man den zu prüfenden Lack mit Spiritus mischt,
indem man in ein grösseres Probiergläschen etwas Lack
und Spiritus gibt und langsam schüttelt. Unverfälschten
Sandarakiack erkennt man nun daran, dass er sich leicht
und ohne jede Veränderung beliebig mit Spiritus ver-
mischen lässt. Ist dagegen ein in Alkohol unlöslicher
Kopal zugesetzt, so wird die Lösung milchig und schmie-