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Münchner kunsttechnische Blätter — 16.1919-1920

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Nr. 3
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Die künstlerische Proportionslehre von Vitruv bis Dürer, [6]
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Berger, Ernst: 25 Jahre Münchener Maltechnik: zur Geschichte meiner römisch-pompejanischen Rekonstruktionsversuche, [6]
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Münchner kunsttechnische Blätter

16

an eine hangende Bley-Waage stellen, alsdenn
misset man vom Kopf bis an das Kinn eine
Kopfs-Länge; von dem Kinne an bis zu der Brust-
Wartzen, die andere Länge; von dar bis auf den
Nabel, die dritte; vom Nabel bis an das männ-
liche Glied, die vierdte; von dannen bis zum
halben Schenckel, die fünfte; von dar bis zum
Knie, die sechste; vom Knie bis an das halbe
Schienbein, die siebende; und endlich von dar
bis zur Fusssohlen, die letzte. Nach der Breite
aber von der rechten zur lincken Achsel, soll der
Mann 2. Haupt und von einer Hüften zur andern
2. Angesichts-Längen haben.
Die Kinder sind insgemein 5* Häupter lang,
davon rechnet man dreye mit der Schaam, und
zweye an Knien und Beinen, sonst haben sie im
dritten Jahr den halben Theil ihrer Länge.
(Schluss folgt.)
25 Jahre Münchener Maltechnik.
Zur Geschichte meiner römisch-pompeja-
nischen Rekonstruktionsversuche.
Von E. B.
(Schluss.)
Diese mir bekannten, wenn auch bis jetzt nur
wenigen Beispiele lassen aber die Hoffnung zu,
dass meine jahrelangen mühevollen Arbeiten auch
fürderhin für die Praxis verwertet werden und
deshalb nicht zwecklos gewesen sind. Es bewahr-
heitet sich hier eben auch der berühmte Ausspruch
Emile Zolas: Die Wahrheit ist unterwegs und
niemand ist imstande sie aufzuhalten! Ich hätte
vielleicht weniger lange auf diesen Erfolg (an
den ich von allen Anfang an nicht zweifelte!)
warten müssen, wenn ich weniger schroff meinen
Gegnern gegenüber gewesen wäre und ihren Wider-
spruch nicht in dem Masse hervorgerufen hätte,
als es geschehen ist.
Aber nicht nur im eigenen Vaterlande — be-
kanntlich gilt hier das Sprichwort: nemo propheta
in patria — auch im Ausland fängt man an, sich
mit den von mir zuerst ausgesprochenen Ansichten
zu befreunden. So hat der in Sachen der alten
Maltechnik sehr bekannte englische Gelehrte
A. P. Laurie, Professor der Chemie an der Royal
Academy zu London i. J. 19IO in einer beson-
deren Schrift, betitelt „Greek und Roman Methods
of Painting“ meine Rekonstruktion einer scharfen
Kritik unterzogen, auf die ich mich veranlasst sah,
im VIII. Jhrg. dieser Blätter (1912, No. 6—8)
ausführlich zu erwidern. In einer anderen Arbeit
desselben Verfassers (Material of The Painters
Craft S. 92) findet sich aber die Bemerkung:
„Herr Berger war, glaube ich, der erste, der die
Bedeutung des Glättungsprozesses herausgefunden
hat“ und er kommt an der Hand von Vergleichs-

Nt. 3

versuchen zu dem Resultat, dass die antike Tech-
nik des Vitruv doch etwas anderes war als die
reine Freskomalerei!
Ich muss gestehen, dass ich mich stets darüber
gewundert habe, dass ich zuerst eine Sache her-
ausgefunden haben soll, die doch von anderen ebenso
beobachtet worden ist, nämlich der Glanz und
die Glätte der pompejanischen Stuckoberflächen,
aber die anderen waren eben von der vorgefassten
Meinung befangen, dass diese Glätte und dieser
Glanz von selbst beim Fresko entstände. Ebenso
haben gewiss andere die Beobachtung gemacht,
dass die Oberschicht des römisch-pompejanischen
Stucko oft I—2 mm tief farbig erscheint, aber
sie hatten die Ansicht, die auch heute noch viel-
fach in Malerei- und Archetektenkreisen verbrei-
tet ist, dass die Farben beim antiken Fresko in den
Stuckgrund eindringe. Diese Ansicht ist
natürlich ganz falsch und physikalisch unmöglich.
Denn wie sollte ein Gemisch von Pulverfarbe, wie
es sämtliche in der Freskomalerei tauglichen
Farben sind, nebst Kalkwasser in die dicht ge-
fügte Stuckfläche eindringen, die doch nicht anders
wirken kann als eine saugende Fläche; ebenso
wie Fliesspapier nur die Feuchtigkeit durchlässt,
aber die aufgeschwämmten Farbenteilchen zurück-
hält, so saugt der Stuckgrund nur die Feuchtig-
keit ein: anders wäre es, wenn die Freskofarben
Lösungen von Farbstoffen wären, was aber be-
kanntlich nicht der Fall ist. Meine anfänglich
von allen Fachgenossen angezweifelte Behauptung,
die in der Masse gefärbte oberste Stuckschicht
ist eine absolute Notwendigkeit der Erkenntnis
gewesen, an die sich alle übrigen Schlüsse folge-
richtig angereiht haben.

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Vielfach wurde von Kollegen mir die Frage
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Problems gekommen wäre? Ganz einfach, weil
ich darauf kommen musste! Weil ich nicht „aus
der Literatur“ mein Urteil bildete, sondern an
der Hand der Quellen und der Beobachtung die
Originale an Ort und Stelle stets versuchend
mit Kelle, Mörtel, Farben und Pinsel von Schritt
zu Schritt vorwärts strebte. Auf diese Art musste
ich, wenn auch mitunter auf Um- und Irrwegen
zum Ziele gelangen.
A. P. Laurie, der meine „Beiträge“ nunmehr
sehr hoch einschätzt, sagt S. 3 seines Werkes
(Pigments und Mediuns of he old Morters), ich
hätte durch die darin ausgesprochenen Ansichten
viele Probleme der Malerei zur Entscheidung ge-
bracht („Prof. E. B. Res developed very definit
views of many of the problems et issue“), worin
ich von dieser Seite nur ausserordentliche Aner-
kennung erblicken muss. Aber das ich veran-
lasst wurde „die Probleme zur Entscheidung zu
bringen“ ist nur die Folge meines Arbeitssystems,
das darin bestand, Schritt für Schritt die ge-

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