Münchner kunsttechnische Blätter.
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Nr. §
wand vorher zu geben ist, besonders anzuführen;
es mag demnach der Knoblauchgrund als solcher
dem Zwecke entsprechen, um kleinere Goldver-
verzierungen mit dem Pinsel aufzutragen. Cennini
(K* 153» 165) kennt auch diese Vergoldungsart.
Neben dieser Beize steht noch der „scharfe
Grund“, /.wvQdevn, Mordant, also die Beizen-
oder Oelvergoidung dem Künstler zur Verfügung.
Der „scharfe Grund“ besteht aus gekochten Oelen
und kann nicht poliert werden, sondern erhält
unter Umständen einen Fimisüberzug; die An-
weisungen des Malbuches setzen deshalb mit der
Bereitung des gekochten Oeles und dessen Ver-
wendung zu Firnissen fort (§ 29 bis 35). Es
sind zunächst die Oelfirnisse, deren Bereitungs-
art, die alte, schon von Plinius beschriebene ist,
indem die rohen Harze in heissem Leinöl aufge-
löst werden.
Unter Peseri ist Leinöl zu verstehen, welches
durch Einkochen trocknender gemacht wird (§ 29).
Mit solchem Peseri und Tannenharz (Pegoula), das
durch Auskochen von Tannenholz gewonnen wird,
macht man einen Firnis (§ 31), dem noch durch
Hinzufügung von Mastix grössere Festigkeit und
Glanz verliehen wird. Ist der Firnis zu dick, so
kann derselbe durch Naphtha (i. e. Terpentinöl)
oder ungekochtem Leinöl verdünnt werden.
Ueber Naphtha (vixpxiov) des Athosbuches
sind die Ansichten nicht übereinstimmend; es
wurde für identisch mit Steinöl, Petroleum, olio
di sasso der Italiener gehalten*) und als Beweis
der Verwendung von Petroleum bei der älteren
Malerei angeführt. Nach einer Mitteilung, welche
ich dem Prof, der Chemie an der Universität zu
Athen, Dr. Christomanos**) verdanke, ist aber
*) Vgl. Ludwig, Technik der Oelmalerei, Leipzig
1893. II. T. S. 103.
**) Herr Prof. Christomanos schreibt: Ndyd'a
hiessen die Alten wohl alles flüssige Erdpech, Erdöl,
ob dasselbe nun auf das heutige Petroleum zurückzu-
führen war, oder ob es aus bituminösen Schiefern
flüssig oder harzartig ausfloss. Naphta hiess aber jeden-
falls auch ein künstlich durch Pressen oder Filtrieren
gewonnenes Produkt aus solchen Vorkommnissen. Der
Ursprung dieses Namens ist persisch, wie denn auch
die Griechen dieses zu Fackeln verwendete Leucht-
end Brennmaterial oTtsp oi MrjSoi vd(pQa,xaloi3oh mit
dem Namen ,,sXcuov /mjSixöv“ belegten.
Wohl wegen der Aehnlichkeit des flüchtenden
Destillats des Terpentinbalsams mit dem flüchtenden
Anteil des Bergöls (Petroleum) wurden die Begriffe
vielfach verwechselt und wenn auch heute vdcpnov
oder veyxi ausschliesslich das Terpentinöl (fj
UQeßivSivrj) genannt wird, so nennen auf Zante (Kap
Keri, von xeoi = wioög — Wachs, Erdwachs, Ozokerit)
die Einwohner jene in Brunnen auf der Oberfläche des
Wassers schwimmenden Oeltropfen auch rayn.
Wenn es sich also um einen Naphtafirnis
handelt, wird sicher ein solcher aus Terpen-
tinöl g emeint sein. Ein Mineralnaphtafirnis würde
viel zu schwer trocknen und ohne eine sozusagen wissen-
schaftlich betriebene Destillation, von der aber in der
Literatur gar nichts verlautet, würde die rohe Naphta
auch kein Firnisharz aufzulösen im stände sein.“
unter Naphta zweifellos Terpentinöl zu
verstehen und damit haben die Angaben des
Athosbuches auf einmal einen anderen Sinn.
(Fortsetzung folgt.)
Farblacke aus Pflanzenfarbstoffen.
Vor der Entwickelung der Teerfarbenindustrie
lieferten die Farbstoffe vegetabilischen Ursprungs fast
ausschliesslich das Farbstoffmaterial für eine Anzahl
von roten, gelben, orangen etc. Farblacken, die sich
auch noch bis in die heutige Zeit für ganz bestimmte
Verwendungsarten erhalten haben. Es ist nicht in
Abrede zu stellen, dass die Auswahl an lichtechteren
Anilinfarbstoffen mit ihrer verhältnismässigen Wohl-
feilheit und vor allen Dingen Lebhaftigkeit der Nuan-
cen, eine sehr grosse ist und sind daher die Erzeuger
von Farblacken aus Vegetabilien nur noch in beschränk-
ter Anzahl anzutreffen. Trotzdem aber sind die nach-
folgenden Ausführungen lehrreich genug, um sie dem
Interessenten nicht vorzuenthalten. Das Chromophor
der vegetabilischen Farbstoffe bilden im wesentlichsten
die Auszüge (Extrakte) aus den farbengebenden Hölzern,
Wurzeln und Beeren. 'Die fabrikmässige Darstellung
des vegetabilischen Farbstoffes vollzieht sich am ratio-
nellsten in den sogenannten Extrakteuren, um den-
selben dem Farblackfabrikanten in seiner möglichsten
Reinheit zugängig zu machen.
Das Gelbholz, auch Kubaholz, gelbes Brasilholz,
Fustik genannt, ist das Holz des Färbermaulbeerbaumes,
welches als Kern des Stammes von Kuba, St. Domingo
und Haiti in den Handel eingeführt wird. Es zeigt
eine gelbe bis gelbrote Farbe, enthält das Morin, wel-
ches sich im Holze, an Kalk gebunden vorfindet und
Moringerbsäure genannt wird. Das Morin wird an der
Luft unter Einwirkung von Alkalien gelb gefärbt,
während die Moringerbsäure durch die Gegenwart von
Aetzalkalien in Protokatechusäure und Phlorogluzin
gespalten wird. Das Gelbholz dient ausser seiner Ver-
wendung zur Pigmentfarbenherstellung, wegen seines
beträchtlichen Gerbsäuregehaltes auch noch zum Fär-
ben von Schwarz in Verbindung mit Eisensalzen. Der
Extrakt des Gelbholzes führt die landesübliche Be-
zeichnung „Kubagelbholzextrakt“.
Das Fisetholz, welches der Provenienz Südeuropas,
insbesondere Ungarns entstammt, ist ein grünlich bis
braunes Holz, welches von dem Gerber- oder Perücken-
baum, einem strauchartigen Gewächse, herrührt und
den eigenartigen Farbstoff den Gehalt an Fisetin und
Gerbsäure verdankt.
Die Gelbbeeren, auch persische Kreuzbeeren ge-
nannt, sind die Früchte von Rhamus infectiorius und
werden aus Südfrankreich, Ungarn und der Levante
importiert. Sie kommen im Handel, als kleinere, dunkel-
braune, runzliche und grössere, volle und helloiiven-
farbene Beeren vor. Ihr, für die Farbentechnik so
wertvoller Farbstoff ist das Chrysorhamin, auch Quer-
cetin und das Xanthorhamin.
Das Quercitron besteht aus der, von ihrer Ober-
haut befreiten und gemahlenen Rinde, der in Nord-
amerika heimischen Färbereiche. Die Bestandteile
sind ausser dem gelben Farbstoffe, Quercitrin, die den
vegetabilischen Farbstoffen eigene Gerbsäure. Dieses
Quercitrin wird beim Behandeln mit verdünnten Säu-
ren in Zucker und Quercetin gespalten, welch’ letzteres
ein zitronengelbes Pulver liefert, dass unter dem Na-
men Flavin im Handel vorkommt.
Das Blauholz oder Campecheholz, welches in der
Pigmentfarbenfabrikation am meisten angewendet wird,
dient zur fast ausschliesslichen Erzeugung der uner-
reichten Schwarzlacke für die Buntpapier- und Tapeten-
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Nr. §
wand vorher zu geben ist, besonders anzuführen;
es mag demnach der Knoblauchgrund als solcher
dem Zwecke entsprechen, um kleinere Goldver-
verzierungen mit dem Pinsel aufzutragen. Cennini
(K* 153» 165) kennt auch diese Vergoldungsart.
Neben dieser Beize steht noch der „scharfe
Grund“, /.wvQdevn, Mordant, also die Beizen-
oder Oelvergoidung dem Künstler zur Verfügung.
Der „scharfe Grund“ besteht aus gekochten Oelen
und kann nicht poliert werden, sondern erhält
unter Umständen einen Fimisüberzug; die An-
weisungen des Malbuches setzen deshalb mit der
Bereitung des gekochten Oeles und dessen Ver-
wendung zu Firnissen fort (§ 29 bis 35). Es
sind zunächst die Oelfirnisse, deren Bereitungs-
art, die alte, schon von Plinius beschriebene ist,
indem die rohen Harze in heissem Leinöl aufge-
löst werden.
Unter Peseri ist Leinöl zu verstehen, welches
durch Einkochen trocknender gemacht wird (§ 29).
Mit solchem Peseri und Tannenharz (Pegoula), das
durch Auskochen von Tannenholz gewonnen wird,
macht man einen Firnis (§ 31), dem noch durch
Hinzufügung von Mastix grössere Festigkeit und
Glanz verliehen wird. Ist der Firnis zu dick, so
kann derselbe durch Naphtha (i. e. Terpentinöl)
oder ungekochtem Leinöl verdünnt werden.
Ueber Naphtha (vixpxiov) des Athosbuches
sind die Ansichten nicht übereinstimmend; es
wurde für identisch mit Steinöl, Petroleum, olio
di sasso der Italiener gehalten*) und als Beweis
der Verwendung von Petroleum bei der älteren
Malerei angeführt. Nach einer Mitteilung, welche
ich dem Prof, der Chemie an der Universität zu
Athen, Dr. Christomanos**) verdanke, ist aber
*) Vgl. Ludwig, Technik der Oelmalerei, Leipzig
1893. II. T. S. 103.
**) Herr Prof. Christomanos schreibt: Ndyd'a
hiessen die Alten wohl alles flüssige Erdpech, Erdöl,
ob dasselbe nun auf das heutige Petroleum zurückzu-
führen war, oder ob es aus bituminösen Schiefern
flüssig oder harzartig ausfloss. Naphta hiess aber jeden-
falls auch ein künstlich durch Pressen oder Filtrieren
gewonnenes Produkt aus solchen Vorkommnissen. Der
Ursprung dieses Namens ist persisch, wie denn auch
die Griechen dieses zu Fackeln verwendete Leucht-
end Brennmaterial oTtsp oi MrjSoi vd(pQa,xaloi3oh mit
dem Namen ,,sXcuov /mjSixöv“ belegten.
Wohl wegen der Aehnlichkeit des flüchtenden
Destillats des Terpentinbalsams mit dem flüchtenden
Anteil des Bergöls (Petroleum) wurden die Begriffe
vielfach verwechselt und wenn auch heute vdcpnov
oder veyxi ausschliesslich das Terpentinöl (fj
UQeßivSivrj) genannt wird, so nennen auf Zante (Kap
Keri, von xeoi = wioög — Wachs, Erdwachs, Ozokerit)
die Einwohner jene in Brunnen auf der Oberfläche des
Wassers schwimmenden Oeltropfen auch rayn.
Wenn es sich also um einen Naphtafirnis
handelt, wird sicher ein solcher aus Terpen-
tinöl g emeint sein. Ein Mineralnaphtafirnis würde
viel zu schwer trocknen und ohne eine sozusagen wissen-
schaftlich betriebene Destillation, von der aber in der
Literatur gar nichts verlautet, würde die rohe Naphta
auch kein Firnisharz aufzulösen im stände sein.“
unter Naphta zweifellos Terpentinöl zu
verstehen und damit haben die Angaben des
Athosbuches auf einmal einen anderen Sinn.
(Fortsetzung folgt.)
Farblacke aus Pflanzenfarbstoffen.
Vor der Entwickelung der Teerfarbenindustrie
lieferten die Farbstoffe vegetabilischen Ursprungs fast
ausschliesslich das Farbstoffmaterial für eine Anzahl
von roten, gelben, orangen etc. Farblacken, die sich
auch noch bis in die heutige Zeit für ganz bestimmte
Verwendungsarten erhalten haben. Es ist nicht in
Abrede zu stellen, dass die Auswahl an lichtechteren
Anilinfarbstoffen mit ihrer verhältnismässigen Wohl-
feilheit und vor allen Dingen Lebhaftigkeit der Nuan-
cen, eine sehr grosse ist und sind daher die Erzeuger
von Farblacken aus Vegetabilien nur noch in beschränk-
ter Anzahl anzutreffen. Trotzdem aber sind die nach-
folgenden Ausführungen lehrreich genug, um sie dem
Interessenten nicht vorzuenthalten. Das Chromophor
der vegetabilischen Farbstoffe bilden im wesentlichsten
die Auszüge (Extrakte) aus den farbengebenden Hölzern,
Wurzeln und Beeren. 'Die fabrikmässige Darstellung
des vegetabilischen Farbstoffes vollzieht sich am ratio-
nellsten in den sogenannten Extrakteuren, um den-
selben dem Farblackfabrikanten in seiner möglichsten
Reinheit zugängig zu machen.
Das Gelbholz, auch Kubaholz, gelbes Brasilholz,
Fustik genannt, ist das Holz des Färbermaulbeerbaumes,
welches als Kern des Stammes von Kuba, St. Domingo
und Haiti in den Handel eingeführt wird. Es zeigt
eine gelbe bis gelbrote Farbe, enthält das Morin, wel-
ches sich im Holze, an Kalk gebunden vorfindet und
Moringerbsäure genannt wird. Das Morin wird an der
Luft unter Einwirkung von Alkalien gelb gefärbt,
während die Moringerbsäure durch die Gegenwart von
Aetzalkalien in Protokatechusäure und Phlorogluzin
gespalten wird. Das Gelbholz dient ausser seiner Ver-
wendung zur Pigmentfarbenherstellung, wegen seines
beträchtlichen Gerbsäuregehaltes auch noch zum Fär-
ben von Schwarz in Verbindung mit Eisensalzen. Der
Extrakt des Gelbholzes führt die landesübliche Be-
zeichnung „Kubagelbholzextrakt“.
Das Fisetholz, welches der Provenienz Südeuropas,
insbesondere Ungarns entstammt, ist ein grünlich bis
braunes Holz, welches von dem Gerber- oder Perücken-
baum, einem strauchartigen Gewächse, herrührt und
den eigenartigen Farbstoff den Gehalt an Fisetin und
Gerbsäure verdankt.
Die Gelbbeeren, auch persische Kreuzbeeren ge-
nannt, sind die Früchte von Rhamus infectiorius und
werden aus Südfrankreich, Ungarn und der Levante
importiert. Sie kommen im Handel, als kleinere, dunkel-
braune, runzliche und grössere, volle und helloiiven-
farbene Beeren vor. Ihr, für die Farbentechnik so
wertvoller Farbstoff ist das Chrysorhamin, auch Quer-
cetin und das Xanthorhamin.
Das Quercitron besteht aus der, von ihrer Ober-
haut befreiten und gemahlenen Rinde, der in Nord-
amerika heimischen Färbereiche. Die Bestandteile
sind ausser dem gelben Farbstoffe, Quercitrin, die den
vegetabilischen Farbstoffen eigene Gerbsäure. Dieses
Quercitrin wird beim Behandeln mit verdünnten Säu-
ren in Zucker und Quercetin gespalten, welch’ letzteres
ein zitronengelbes Pulver liefert, dass unter dem Na-
men Flavin im Handel vorkommt.
Das Blauholz oder Campecheholz, welches in der
Pigmentfarbenfabrikation am meisten angewendet wird,
dient zur fast ausschliesslichen Erzeugung der uner-
reichten Schwarzlacke für die Buntpapier- und Tapeten-