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Münchner kunsttechnische Blätter — 16.1919-1920

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Nr. 10
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Das Handbuch der Malerei vom Berge Athos, [6]: Hermeneia des Dionysios
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Von alten Lackrezepten
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https://doi.org/10.11588/diglit.36587#0058

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Münchner kunsttechnische Blätter

58

der nnbemait gebliebenen Mache und dem Ab-
schneiden der Konturen. Nichts von alledem ist
in der Hermeneia zu finden und auch Didrons
Bericht, der den P. Joasaph bei der Arbeit be-
lauschte, spricht nicht davon, ja er gibt dort
(S. 94 Note) an, dass, nachdem auf der ersten
Strohkalklage die feinere weisse Kalkschicht
(Wergkalk) aufgetragen ist, „man drei Tage
wartet, bis die Feuchtigkeit verdunstet ist“, und
dass der Meistermaler dann mit der Spachtel die
Oberfläche erst glätten muss, um ein Eindringen
der mit Kalk gemischten Farben zu ermöglichen.
Auch die Unterlage ist hier erheblich anders als
in dem italienischen Fresko des Cennini und der
späteren Freskanten. Die erste Schichte aus
Strohkalk (§ 56), mit Kalk und gehacktem Stroh
angerührt, und die Opsis genannte zweite Mal-
schicht (Wergkalk) *), welche aus Kalk und fein-
geschnittenem Werg besteht (§ 5 7)> haben keine
Aehnlichkeit mit den Bewürfen des Cennini; nur
in dem einen Punkte besteht Uebereinstimmung,
dass man die Wirkung der frischen Kalkschichte
zur Festigung der Farben benützte, um die erste
grosse Anlage herzustellen, so lange es anging,
a fresco malte und schliesslich mit in Kalk ge-
rührten Farben fertig malte, wie es Cennini dann
mit der Eitempera macht
(Fortsetzung folgt.)

Von alten Lackrezepten.

Ni. se


gaben der Malerbücher, die alle die verschiedensten
Rezepte zur Herstellung von Lacken und Firnissen
in grosser Auswahl enthalten. An der Spitze steht
der Mönch Theophilus. Es folgt dann der Maler Cen-
nino Cennini da Colle di Valdelsa mit seinem „Buche
der Kunst oder Tractat der Malerei*. Darin sind
vielerlei Rezepte zur Anfertigung und zur Anwendung
von Lacken und Lackfarben niedergelegt.
Im Jahre 1696 ist bei Johann Ziegers in Nürnberg
ein Buch erschienen das den Titel führt: „Kunst- und
Werkschule anderer Theil, darinnen zu erlernen aller-
hand schöne bewährte Lac-, Spick-, Terpentin- und
Oel-Fürnisse etc.Von einem sonderbaren Lieb-
haber natürlicher Künste und Wissenschaften.“ Darin
finden wir die nachstehenden Anweisungen zur Her-
stellung von Firnissen:


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17. Ein anderer schöner Fürniss.
Nehmet ein Mass rectifizierten Brantewein, 2 Untzen
präparirten Terpentin, 2 Untzen präparirten Carrabe
(Bernstein) und 4 Untzen präparirten Sandarac.
Den Carrabe präparirt man also, man lässt ihn
eine Viertelstunde im Wasser sieden. Hernach schüttet
man solch Wasser daran, darinnen man ihn noch eine
Viertelstunde sieden lässt, hemacher lässt man iha
zwei Stunden im Brantewein weichen, thut ihn heraus,
und lässt ihn biss anderen Tags trocknen. Wann man
ihn nun zu kleinen Pulver auf einen Stein zertrieben^
so thut eine Dosis davon in Brandwein.
Den Sandaraque zu reinigen, nehmet Asche, die
man bey Materialisten verkaufft und saubres oder pul-
verisirt Glass nennet, deren sich die Wäscherinnen
bedienen, bindet solche in eine Leinwand und lasset
es 2 Stunden im Wasser sieden, darnach thut es her-
aus und den Sandaraque in solches Wasser hinein und
wäschet ihn dann mit 3 oder vier Wassern.

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28. Schöner Glantz-Glass-Fürniss.

In Deutschland hat seit Anfang des 18. Jahrhunderts
die Lackiertechnik einen immewährenden Aufschwung
genommen. Unter der Regierung Friedrich des Gros-
sen sind Fabriken mit eigenen Lackierwerkstätten ent-
standen; solche für Blech, Holz, Papiermache, Leder
usw. in Berlin, Koblenz, Barmen, Ludwigsburg, Braun-
schweig, Kassel und Göppingen. Dadurch ist natür-
lich auch der Verbrauch der Lacke, somit auch die
Fabrikation derselben in bedeutender Weise gesteigert
worden. In welcher Weise dieses geschehen ist, geht
daraus hervor, dass etwa vor 60 Jahren fast nur
16000 kg Lack in Deutschland fabriziert wurden.
Wir brauchen gerade nicht auf die allerersten Anfänge
der Anwendung des Lackes zurückgreifen, sondern
nur bis zu den Jahren 1800 bis 1820, so finden wir,
dass fast die meisten Verarbeiter des Lackes sich den-
selben selbst herstellten. Der Grund war darin zu
suchen, dass sie zu dem Lack, der in Fabriken her-
gestellt wurde, absolut kein Vertrauen hatten und ihr
eigenes Erzeugnis lediglich als das beste und brauch-
barste anerkannten.
^a*er und Lackierer selbst viel mit
der Fabrikation von Lacken zu allen möglichen
Zwecken befassten, veranschaulichen uns die Heraus-

Nimm schönen reinen pulverisirten Gummi Copall
8 Loth, reinen Mastix-Körner 4 Loth, thue es gestosse*
oder pulverisirt in ein Phiol Glass und geuss ein halb
Pfund des allerstärksten und besten Spirit, vini darauf,
vermache dass Glass auf das beste, lasse auf einem
warmen Ofen die Gummata 24 Stunden erweichen, als-
dann stelle es in einen Kessel mit warmen Wasser
oder ins Baln-Mariae, lass so lange darinnen stehen,
bis sich nichts mehr von den Gummatibus auflösen will,
so ist der Fürniss auf das beste bereitet; er wird im
Aufträgen wie ein Glass und trocknet sehr bald.

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in dazu,
stenz, dan

123. Gemeiner Schreiner-Fürniss.
Nimm Glatt, Mennig, weisen Vitriol, Venedisch
Glass jedes davon 4 Loth, Fischbein, Umbra jedes
davon 8 Loth, Gummi 4 Loth, Tragant und Mastix
jedes 2 Loth, Terpentin, Leinöl 3 Pfund, was zu pul«
verisiren ist, das pulverisiere und koche cs eine Stunde
lang, thue dazu 6 Loth Terpentin und zuletzt mische
darunter tden Vitriol. Aber mache es ausser dem
Hause, unser freyem Himmel wofern es Feuer fässet*
so kann es nicht gelöschet werden.

f «h er^erw^ndung fies Werges in Italiens
früherer Technik der Intonacobereitung und als Be-
weis dass diese Manier von den Greci dorthin impor-
tiert worden ist, sei die Notiz des L. B. Alberti er-
über Cr mieine*1? Werke> de re aedificatoria,
über den Stucco der Alten, der wie ein Snieoel
glänzt“ gibt und anführt: wenn du irgendwo in d&en
IepenShast n«inderwn- heissen. PIätzen den Intonaco zu
legen hast, so zerkleinere aufs feinste alte Taue (Werg)
und mische das dem Intonaco bei (Lib VI c IX) ^

129. Noch ein schöner Fürniss, eines künst-
lichen Hofschreiners zu schönem Stuben Ge-
täfel usw.

Nimm schön lauter Leinoel 4 Pfund, zart gerie-
bener Silberglett 12 oder 14 Loth, das lasse in einem
kupffernen Kessel mit stetigem Umrühren eine Zeit-
lang kochen, biss es so heiss ist, dass eine hineinge-
steckte Feder die Haare fahren und sich zwischen
den Fingern abstreifen lässt, dann nimm schönen gel-
ben reinen Agtstein Sandarac, Mastixkörner, Gummi
Arabicum, Copall und Abiez (d. i. Fichtenharz) eine»
jedem 4 Loth, vermische es wohl gestossen unter ein-
 
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