Münchner kunsttechnische Blätter
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Sichtliche Entwicklung der Maltechnik vom
Altertum bis ins späte Mittelalter zu verfolgen,
wobei oftmals die Notwendigkeit eintrat, Lücken
in der quellenschriftlichen Ueberlieferung durch
Kombination zu füllen. Dass auf diese Weise
manche Lösung nur als ein „Versuch“ zu be-
trachten sei, habe ich unumwunden ausgesprochen;
so insbesondere anlässlich des schwierigsten Prob-
lems der Maltechnik aller Zeiten der Van-Eyck-
Technik. Von Anfang an habe ich die „Oeltem-
pera“ nur als „ein Versuch zur Lösung der
präge“ bezeichnet und die näheren Umstände,
wie ich dazu gekommen bin, in dem betreffenden
Abschnitt erläutert. Es bot sich keine andere
Lösungsmöglichkeit als die eigentümliche Ver-
mischung der alten Tempera mit der längst schon
bekannten Oelmaierei, wenn auch, wie ich gerne
zugeben will, die Schlüsse vielleicht etwas „ge-
zwungen“ schienen, als ich vor 25 Jahren die
Ansicht zuerst aussprach.
Neuere Untersuchungen sind geeignet, meiner
Annahme festere Grundlagen zu geben; in Prof.
Raehlmanns letzter Schrift (Ueber die Farb-
stoffe der Malerei, 1914, S. 2) handelt er „von
Bindemittel für Farben der Gemälde, welche
offenbar Gemische zweier oder mehrerer Substan-
zen der genannten Stoffe vorstellen“, und er
kommt zu dem Schluss: „Meistens dürfte es sich
um Emulsionen handeln, welche auch nach Ein-
bürgerung der reinen Oelmaierei mehr Anwen-
dung gefunden zu habeff scheinen, als allgemein
angenommen wird“. Und Laurie sagt in seinem
obengenannten Werk S. 163 mit Beziehung auf
die Van Eyck-Technik: „Ich glaube, der erste,
der vermutete, das Van Eyck-Medium wäre eine
Ei-Firnis-Emulsion, war Prof. E. B. Seine inter-
essanten Versuche über Emulsionen sollten be-
rücksichtigt werden. Ich selbst bin unabhängig
davon, vor sieben Jahren zu einem ähnlichen
Schluss gekommen.“ (I believe the first men to
TidnictU^est that probelly the Van Eyk medium was
ucl scD|i|anegg vernigh emulsion was Professor Ernst Berger,
•nein Urteil bi®le'a>.:. His interesting experiments on emulsions schould
. •... der ®e° vefJ consulted. I had myself independently beei
; Stelk steS .jJCOming for many years to a simular cenel-
Z**t7-*
^ ^!ed°chvJlI1^^k
Sei jJjS
nn7;'e dienten,
^chetektetikreiseu
Denn antikenFresl
Diese k
. ^ physikalisch
^Gemisch von Pulver!
^ Freskomalerei 1
: Kalkwasser in die
1 emdringen, die doch ni
* eine saugende Fläch
:ur die Feuchtigkeit
::wimnten Farbenteüchenii
ie: Stuckgrund nur die Fen
i wäre es, wenn
, Farbstoffen wären, was#
der Fall ist Meine a6j
enossen angezweifelte B'
^ 7efarbte oberste St
... Notwendigkeit der
hei alle übrigen Schl
-je von Kollegen mit
' jj, denn zu ^eser^
wäre: Gane e1
s und
Aufdie^
nsion.)
Jjnn 1
0
jlrdt, mehren sich die Anzeichen, dass ich auch
111 bezug des Problems der Van Eyck*Technik
jyf dem richtigen Pfade gewesen bin. Dass ein
?e"feister der Technik wie Arnold Böcklin ganz
nes Abständig zur gleichen Meinung gekommen war,
,St adgemein bekannt, und ich kann es nicht
auben, dass wir alle uns in diesem Punkte fab
pien Illusionen hingegeben haben sollten. Das
Noblem
Reset <
ist nicht vollkommen gelöst (die Rolle
Verdünnungsmittels, wie Terpentinöl, wäre
zu klären), aber wir sind wohl auf dem
WrcP ^er nns ^er Wahrheit näher bringen
Goethes Farbenlehre in den „Gesprä-
chen“ mit I. P. Eckermann
Zusammengestellt von E. B.
(4. Fortsetzung.)
(Aus einen Briefe Eckermanns an Goethe.)
Genf, den 14. September 1830.
. . , Uebrigens findet man hier in Genf an einer
so grossen Sache (der Farbenlehre) auch nicht die
Spur einer Teilnahme. Nicht allein dass man auf hie-
siger Bibliothek Ihre „Farbenlehre“ nicht hat, ja man
weiss nicht einmal, dass so etwas in der Welt ist.
Hiervon mögen die Deutschen mehr schuld sein als
die Genfer, allein es verdriesst mich doch und reizt
mich zu schalkhaften Bemerkungen.
Bekanntlich hat Lord Byron einige Zeit sich hier
aufgehalten, und da er die Gesellschaft nicht liebt,
so hat er sein Wesen bei Tag und bei Nacht in der
Natur und auf dem See getrieben, wovon man hier
noch zu erzählen hat und wovon in seinen „Childe
Herold“ ein schönes Denkmal geblieben. Auch die
Farbe der Rhone hat er bemerkt, und wenn er auch
die Ursache nicht ahnen konnte, so hat er doch ein
empfängliches Auge gezeigt. Er sagt in einer Bemer-
kung zum dritten Gesänge:
„The colour of the Rhone et Geneva is blue, to
a depth of tint which Ihave sever seen equalled in
water or salt fresh, except in the Mediterranean and
Archipelago.“
Die Rhone, wie sie sich zusammendrängt, um durch
Genf zu gehen, teilt sich in zwei Arme, über welche
vier Brücken führen, auf denen hin- und hergehend man
die Farbe des Wassers recht gut beobachten kann.
Nun ist merkwürdig, dass das Wasser des einen
Armes blau ist, wie Byron es gesehen hat, das des
andern aber grün. Der Arm, wo das Wassar blau er-
scheint ist reissender und hat den Grund so tief ge-
höhlt, dass kein Licht hinabdringen kann und also
unten vollkommene Finsternis herrscht. Das sehr klare
Wasser wirkt als ein trübes Mittel, und es entsteht
aus den bekannten Gesetzen das schönste Blau. Das
Wasser des anderen Armes geht nicht so tief, das Licht
erreicht noch den Grund, so dass man Steine sieht,
und da es unten nicht finster genug ist, um blau zu
werden, aber nicht flach und der Boden nicht rein,
weiss und glänzend genug, um gelb zu sein, so bleibt
die Farbe in der Mitte und manifestiert sich als grün.
Wäre ich nun, wie Byron, zu tollen Streichen auf-
gelegt, und hätte ich die Mittel, sie auszuführen, so
würde ich folgendes Experiment machen.
Ich würde in dem grünen Arm der Rhone, in der
Nähe der Brücke, wo täglich tausende von Menschen
passieren, ein grosses schwarzes Brett, oder so etwas,
so tief befestigen lassen, dass ein reines Blau entstände,
und nicht weit davon ein sehr grosses Stück weisses
glänzendes Blech in solcher Tiefe des Wassers, dass
im Schein der Sonne ein entschiedenes Gelb erglänzte.
Wenn nun die Menschen Vorbeigängen und in dem
grünen Wasser den gelben und blauen Fleck erblickten,
so würde ihnen das ein Rätsel sein, das sie neckte
und das sie nicht lösen könnten. Man kommt auf
Reisen zu allerlei Spässen; dieser aber scheint mir zu
den guten zu gehören, worin einiger Sinn vorhanden
und einiger Nutzen sein könnte. . . .
(Aus den Reiseaufzeichnungen Eckermanns).
Ich reiste am 21. September von Genf ab, und
nachdem ich mich in Bern ein paar Tage aufgehalten,
kam ich am 27. nach Strassburg, wo ich abermals
einige Tage verweilte.
Hier, an den Fenstern eines Friseurs vorbeigehend,
sah ich eine kleine Büste Napoleons, die, von der
Strasse gegen das Dunkel des Zimmers betrachtet, alle
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Sichtliche Entwicklung der Maltechnik vom
Altertum bis ins späte Mittelalter zu verfolgen,
wobei oftmals die Notwendigkeit eintrat, Lücken
in der quellenschriftlichen Ueberlieferung durch
Kombination zu füllen. Dass auf diese Weise
manche Lösung nur als ein „Versuch“ zu be-
trachten sei, habe ich unumwunden ausgesprochen;
so insbesondere anlässlich des schwierigsten Prob-
lems der Maltechnik aller Zeiten der Van-Eyck-
Technik. Von Anfang an habe ich die „Oeltem-
pera“ nur als „ein Versuch zur Lösung der
präge“ bezeichnet und die näheren Umstände,
wie ich dazu gekommen bin, in dem betreffenden
Abschnitt erläutert. Es bot sich keine andere
Lösungsmöglichkeit als die eigentümliche Ver-
mischung der alten Tempera mit der längst schon
bekannten Oelmaierei, wenn auch, wie ich gerne
zugeben will, die Schlüsse vielleicht etwas „ge-
zwungen“ schienen, als ich vor 25 Jahren die
Ansicht zuerst aussprach.
Neuere Untersuchungen sind geeignet, meiner
Annahme festere Grundlagen zu geben; in Prof.
Raehlmanns letzter Schrift (Ueber die Farb-
stoffe der Malerei, 1914, S. 2) handelt er „von
Bindemittel für Farben der Gemälde, welche
offenbar Gemische zweier oder mehrerer Substan-
zen der genannten Stoffe vorstellen“, und er
kommt zu dem Schluss: „Meistens dürfte es sich
um Emulsionen handeln, welche auch nach Ein-
bürgerung der reinen Oelmaierei mehr Anwen-
dung gefunden zu habeff scheinen, als allgemein
angenommen wird“. Und Laurie sagt in seinem
obengenannten Werk S. 163 mit Beziehung auf
die Van Eyck-Technik: „Ich glaube, der erste,
der vermutete, das Van Eyck-Medium wäre eine
Ei-Firnis-Emulsion, war Prof. E. B. Seine inter-
essanten Versuche über Emulsionen sollten be-
rücksichtigt werden. Ich selbst bin unabhängig
davon, vor sieben Jahren zu einem ähnlichen
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•nein Urteil bi®le'a>.:. His interesting experiments on emulsions schould
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^chetektetikreiseu
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. ^ physikalisch
^Gemisch von Pulver!
^ Freskomalerei 1
: Kalkwasser in die
1 emdringen, die doch ni
* eine saugende Fläch
:ur die Feuchtigkeit
::wimnten Farbenteüchenii
ie: Stuckgrund nur die Fen
i wäre es, wenn
, Farbstoffen wären, was#
der Fall ist Meine a6j
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^ 7efarbte oberste St
... Notwendigkeit der
hei alle übrigen Schl
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' jj, denn zu ^eser^
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111 bezug des Problems der Van Eyck*Technik
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,St adgemein bekannt, und ich kann es nicht
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Noblem
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zu klären), aber wir sind wohl auf dem
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Goethes Farbenlehre in den „Gesprä-
chen“ mit I. P. Eckermann
Zusammengestellt von E. B.
(4. Fortsetzung.)
(Aus einen Briefe Eckermanns an Goethe.)
Genf, den 14. September 1830.
. . , Uebrigens findet man hier in Genf an einer
so grossen Sache (der Farbenlehre) auch nicht die
Spur einer Teilnahme. Nicht allein dass man auf hie-
siger Bibliothek Ihre „Farbenlehre“ nicht hat, ja man
weiss nicht einmal, dass so etwas in der Welt ist.
Hiervon mögen die Deutschen mehr schuld sein als
die Genfer, allein es verdriesst mich doch und reizt
mich zu schalkhaften Bemerkungen.
Bekanntlich hat Lord Byron einige Zeit sich hier
aufgehalten, und da er die Gesellschaft nicht liebt,
so hat er sein Wesen bei Tag und bei Nacht in der
Natur und auf dem See getrieben, wovon man hier
noch zu erzählen hat und wovon in seinen „Childe
Herold“ ein schönes Denkmal geblieben. Auch die
Farbe der Rhone hat er bemerkt, und wenn er auch
die Ursache nicht ahnen konnte, so hat er doch ein
empfängliches Auge gezeigt. Er sagt in einer Bemer-
kung zum dritten Gesänge:
„The colour of the Rhone et Geneva is blue, to
a depth of tint which Ihave sever seen equalled in
water or salt fresh, except in the Mediterranean and
Archipelago.“
Die Rhone, wie sie sich zusammendrängt, um durch
Genf zu gehen, teilt sich in zwei Arme, über welche
vier Brücken führen, auf denen hin- und hergehend man
die Farbe des Wassers recht gut beobachten kann.
Nun ist merkwürdig, dass das Wasser des einen
Armes blau ist, wie Byron es gesehen hat, das des
andern aber grün. Der Arm, wo das Wassar blau er-
scheint ist reissender und hat den Grund so tief ge-
höhlt, dass kein Licht hinabdringen kann und also
unten vollkommene Finsternis herrscht. Das sehr klare
Wasser wirkt als ein trübes Mittel, und es entsteht
aus den bekannten Gesetzen das schönste Blau. Das
Wasser des anderen Armes geht nicht so tief, das Licht
erreicht noch den Grund, so dass man Steine sieht,
und da es unten nicht finster genug ist, um blau zu
werden, aber nicht flach und der Boden nicht rein,
weiss und glänzend genug, um gelb zu sein, so bleibt
die Farbe in der Mitte und manifestiert sich als grün.
Wäre ich nun, wie Byron, zu tollen Streichen auf-
gelegt, und hätte ich die Mittel, sie auszuführen, so
würde ich folgendes Experiment machen.
Ich würde in dem grünen Arm der Rhone, in der
Nähe der Brücke, wo täglich tausende von Menschen
passieren, ein grosses schwarzes Brett, oder so etwas,
so tief befestigen lassen, dass ein reines Blau entstände,
und nicht weit davon ein sehr grosses Stück weisses
glänzendes Blech in solcher Tiefe des Wassers, dass
im Schein der Sonne ein entschiedenes Gelb erglänzte.
Wenn nun die Menschen Vorbeigängen und in dem
grünen Wasser den gelben und blauen Fleck erblickten,
so würde ihnen das ein Rätsel sein, das sie neckte
und das sie nicht lösen könnten. Man kommt auf
Reisen zu allerlei Spässen; dieser aber scheint mir zu
den guten zu gehören, worin einiger Sinn vorhanden
und einiger Nutzen sein könnte. . . .
(Aus den Reiseaufzeichnungen Eckermanns).
Ich reiste am 21. September von Genf ab, und
nachdem ich mich in Bern ein paar Tage aufgehalten,
kam ich am 27. nach Strassburg, wo ich abermals
einige Tage verweilte.
Hier, an den Fenstern eines Friseurs vorbeigehend,
sah ich eine kleine Büste Napoleons, die, von der
Strasse gegen das Dunkel des Zimmers betrachtet, alle