Mt. iS
Münchner kunsttechnische B itte?
*°5
20 g Tragantgummipulver reichen etwa zur
Herstellung von 40—50 Pastellstiften normaler
'Grösse aus.
Die verschiedenen Härtegrade der Stifte lassen
sich erzielen durch Anwendung von stärkerem
Bindemittel. Eine gewisse Fettigkeit, wie diese
die französischen harten Pastellstifte besitzen,
kann durch Zusatz von Seifenwasser (reine Kern-
seiJenlösung) erzielt werden.
Als Mal grün d für Pastellmalerei kann mit
Erfolg das im Handel befindliche „Kameruns-
Papier Verwendung finden (abgesehen von den
sonst im Handel befindlichen Pastellpapieren usw.).
Auch erhält man einen sehr guten Malgrund da-
durch, dass man einen (nicht satinierten) Papp-
deckel mit einer Lösung von Leimwasser und
Kreide grundiert. Durch Zusatz von Farbe (z. B.
etwas lichter Ocker und eine Spur Schwarz [Farb-
pulver]) kann man dem Grunde eine graue oder
beliebige Färbung geben. Der Grund muss auf
beiden Seiten der Pappe aufgetragen werden, da
sie sich sonst verzieht. Zum Trocknen muss die
Pappe freischwebend aufgehängt werden. Das
Leimwasser stellt man her, indem man eine Tafel
Leim in etwa einen Liter Wasser 24 Stunden
einweicht und den Leim dann im Wasserbade
langsam aufkocht.
Will man das Pastellbild zuvor mit Tempera
untermalen, so empfiehlt es sich, dem Leimwasser
bzw. der Grundiermasse einen starken Zusatz von
Formalinlösung zu geben. Dadurch wird die
Grundmasse vom Wasser — beim Malen mit
Tempera — nicht mehr angegriffen. Das viel-
fach empfohlene Alaun für diesen Zweck eignet
sich nicht. Es „fällt“ erstens vom Leim und hebt
dessen Bindekraft auf. — Ausserdem übt es einen
schädlichen Einfluss auf die Farbkörper. —
Die Grundiermasse kann natürlich auch auf Papier
aufgetragen werden, nachdem dieses zuvor auf einen
Keilrahmen in der üblichen Weise aufgespannt ist.
Wer einen besonders scharfkörnigen Grund
vorzieht, kann sich einen solchen auf folgende
Weise herstellen:
Man bestreicht einen Pappdeckel oder auch
stark geleimtes Papier, wie z. B. Kamerunpapier,
mit Qelfirnis. Den nassen Oelfirnis bestreut man
darauf gleichmässig, unter Anwendung eines fein-
maschigen Siebes, mit ganz feingeriebenem Bims-
steinpulver. Alsdann lässt man trocknen. Dieser
Grund ist besonders für fette Stifte geeignet.
Bildererhaltung durch Gesundung der
Maltechnik.
Ein Vorschlag von Dr. Walter Gr äff,
Konservator der bayerischen Staatsgemäldesammlungen.
(Schluss.)
Zu diesen Ende hat der Verfasser vorgeschla-
gen — er befolgte und baute damit Anregungen
aus, die von Lenbäch, Keim, M. Dörner u. a.
bereits früher ausgegangen waren — dass jedem
lebenden Künstler, von dem eine öffentliche Ga-
lerie unmittelbar ein Gemälde erwirbt — und
wenn möglich auch, wenn dies aus zweiter oder
dritter Hand geschieht — die Auflage gemacht
wird, einen für alle Museen gleichlautenden Frage-
bogen auszufüllen, aus dem diese handwerklichen
Vorgänge erkenntlich sind.
Der Zweck der Fragebogen ist also ein zwei-
facher:
1. Die pflegliche Behandlung der Bilder soll
dadurch erleichtert werden; beim Auftreten
von Schäden sollen sie dem Restaurator
helfen, die Fehlerquelle aufzufinden und ihm
die Mittel zur Beseitigung der Schäden an
die Hand geben.
2. Soll die Beschreibung als Grundlage zu den
Beobachtungen dienen, durch die das Ver-
halten der Malstoffe und Malverfahren
studiert und zum Ausgangspunkt von tech-
nischen Untersuchungen genommen werden
kann.
Nicht beabsichtigt ist eine Belästigung der
Künstler, die auf eine Art von Rechenschaftsab-
legung über sein Verfahren hinausliefe oder gar eine
Preisgabe von Ateliergeheimnissen verlangte. Es ist
im Gegenteil eine Massnahme, die vor allem
im Sinne der Fürsorge für die Künstler und
ihre Werke getroffen ist, damit diese mög-
lichst rein und unverfälscht die ursprüng-
liche künstlerische Absicht der Nachwelt
überliefern, die unbedingt ein Anrecht an den
Leistungen der Vorfahren hat; damit wird dem
Künstler zugleich die wichtigste Grundlage für
die Anerkennung seines Werkes auch in
der Zukunft geschaffen.
Die Fragebogen werden bei den Galerie-
leitungen aufbewahrt. Die Beobachtungen an den
Bildern werden zur Auswertung an erfahrene
Restauratoren und Techniker oder an Material-
prüfungsstellen wie die Versuchsanstalt für Mal-
tecknik an der technischen Hochschule in
München oder an die Werkstelle für Farbkunde
gegeben.
Veröffentlichungen über den Zustand der Ge-
mälde und die Erfahrungen, die mit den Mal-
stoffen gemacht worden sind, über deren Vorzüge
und vor allem deren Fehler, Veröffentlichungen,
die natürlich der Genehmigung der Künstler be-
dürfen , werden zum Ausschalten von gering-
wertigen Stoffen und zur Vermeidung von nicht-
bewährten Verfahren führen; wohlbewährte können
bekanntgemacht und empfohlen werden, kurz,
diese Urkunden werden überaus wertvolle Stützen
zur Erhaltung der Werke selbst abgeben und als
Anhalte und Unterlagen zur Erkenntnis und zur
Verbesserung des Handwerks dienen.
Der Künstler wird durch die Veröffentlichun-
gen auf manche Fehler bei dem Aufbau seiner
Bilder aufmerksam werden, er wird auch in der
Münchner kunsttechnische B itte?
*°5
20 g Tragantgummipulver reichen etwa zur
Herstellung von 40—50 Pastellstiften normaler
'Grösse aus.
Die verschiedenen Härtegrade der Stifte lassen
sich erzielen durch Anwendung von stärkerem
Bindemittel. Eine gewisse Fettigkeit, wie diese
die französischen harten Pastellstifte besitzen,
kann durch Zusatz von Seifenwasser (reine Kern-
seiJenlösung) erzielt werden.
Als Mal grün d für Pastellmalerei kann mit
Erfolg das im Handel befindliche „Kameruns-
Papier Verwendung finden (abgesehen von den
sonst im Handel befindlichen Pastellpapieren usw.).
Auch erhält man einen sehr guten Malgrund da-
durch, dass man einen (nicht satinierten) Papp-
deckel mit einer Lösung von Leimwasser und
Kreide grundiert. Durch Zusatz von Farbe (z. B.
etwas lichter Ocker und eine Spur Schwarz [Farb-
pulver]) kann man dem Grunde eine graue oder
beliebige Färbung geben. Der Grund muss auf
beiden Seiten der Pappe aufgetragen werden, da
sie sich sonst verzieht. Zum Trocknen muss die
Pappe freischwebend aufgehängt werden. Das
Leimwasser stellt man her, indem man eine Tafel
Leim in etwa einen Liter Wasser 24 Stunden
einweicht und den Leim dann im Wasserbade
langsam aufkocht.
Will man das Pastellbild zuvor mit Tempera
untermalen, so empfiehlt es sich, dem Leimwasser
bzw. der Grundiermasse einen starken Zusatz von
Formalinlösung zu geben. Dadurch wird die
Grundmasse vom Wasser — beim Malen mit
Tempera — nicht mehr angegriffen. Das viel-
fach empfohlene Alaun für diesen Zweck eignet
sich nicht. Es „fällt“ erstens vom Leim und hebt
dessen Bindekraft auf. — Ausserdem übt es einen
schädlichen Einfluss auf die Farbkörper. —
Die Grundiermasse kann natürlich auch auf Papier
aufgetragen werden, nachdem dieses zuvor auf einen
Keilrahmen in der üblichen Weise aufgespannt ist.
Wer einen besonders scharfkörnigen Grund
vorzieht, kann sich einen solchen auf folgende
Weise herstellen:
Man bestreicht einen Pappdeckel oder auch
stark geleimtes Papier, wie z. B. Kamerunpapier,
mit Qelfirnis. Den nassen Oelfirnis bestreut man
darauf gleichmässig, unter Anwendung eines fein-
maschigen Siebes, mit ganz feingeriebenem Bims-
steinpulver. Alsdann lässt man trocknen. Dieser
Grund ist besonders für fette Stifte geeignet.
Bildererhaltung durch Gesundung der
Maltechnik.
Ein Vorschlag von Dr. Walter Gr äff,
Konservator der bayerischen Staatsgemäldesammlungen.
(Schluss.)
Zu diesen Ende hat der Verfasser vorgeschla-
gen — er befolgte und baute damit Anregungen
aus, die von Lenbäch, Keim, M. Dörner u. a.
bereits früher ausgegangen waren — dass jedem
lebenden Künstler, von dem eine öffentliche Ga-
lerie unmittelbar ein Gemälde erwirbt — und
wenn möglich auch, wenn dies aus zweiter oder
dritter Hand geschieht — die Auflage gemacht
wird, einen für alle Museen gleichlautenden Frage-
bogen auszufüllen, aus dem diese handwerklichen
Vorgänge erkenntlich sind.
Der Zweck der Fragebogen ist also ein zwei-
facher:
1. Die pflegliche Behandlung der Bilder soll
dadurch erleichtert werden; beim Auftreten
von Schäden sollen sie dem Restaurator
helfen, die Fehlerquelle aufzufinden und ihm
die Mittel zur Beseitigung der Schäden an
die Hand geben.
2. Soll die Beschreibung als Grundlage zu den
Beobachtungen dienen, durch die das Ver-
halten der Malstoffe und Malverfahren
studiert und zum Ausgangspunkt von tech-
nischen Untersuchungen genommen werden
kann.
Nicht beabsichtigt ist eine Belästigung der
Künstler, die auf eine Art von Rechenschaftsab-
legung über sein Verfahren hinausliefe oder gar eine
Preisgabe von Ateliergeheimnissen verlangte. Es ist
im Gegenteil eine Massnahme, die vor allem
im Sinne der Fürsorge für die Künstler und
ihre Werke getroffen ist, damit diese mög-
lichst rein und unverfälscht die ursprüng-
liche künstlerische Absicht der Nachwelt
überliefern, die unbedingt ein Anrecht an den
Leistungen der Vorfahren hat; damit wird dem
Künstler zugleich die wichtigste Grundlage für
die Anerkennung seines Werkes auch in
der Zukunft geschaffen.
Die Fragebogen werden bei den Galerie-
leitungen aufbewahrt. Die Beobachtungen an den
Bildern werden zur Auswertung an erfahrene
Restauratoren und Techniker oder an Material-
prüfungsstellen wie die Versuchsanstalt für Mal-
tecknik an der technischen Hochschule in
München oder an die Werkstelle für Farbkunde
gegeben.
Veröffentlichungen über den Zustand der Ge-
mälde und die Erfahrungen, die mit den Mal-
stoffen gemacht worden sind, über deren Vorzüge
und vor allem deren Fehler, Veröffentlichungen,
die natürlich der Genehmigung der Künstler be-
dürfen , werden zum Ausschalten von gering-
wertigen Stoffen und zur Vermeidung von nicht-
bewährten Verfahren führen; wohlbewährte können
bekanntgemacht und empfohlen werden, kurz,
diese Urkunden werden überaus wertvolle Stützen
zur Erhaltung der Werke selbst abgeben und als
Anhalte und Unterlagen zur Erkenntnis und zur
Verbesserung des Handwerks dienen.
Der Künstler wird durch die Veröffentlichun-
gen auf manche Fehler bei dem Aufbau seiner
Bilder aufmerksam werden, er wird auch in der