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Münchner kunsttechnische Blätter — 16.1919-1920

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Nr. 5
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Das Handbuch der Malerei vom Berge Athos, [1]: Hermeneia des Dionysios
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https://doi.org/10.11588/diglit.36587#0025

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1, 1. Dez. 1919

Beilage znr „Werkstatt der K«astM (E. A. Seemaea, Leipzig).
Erscheint 14 tägig «toter Leltnog vee Haler Prof. Eroet Berger.

XYI. Jahrg. Ir. 5

Inhalt: Das Handbuch der Malerei vom Berge Athos (Hermeneia des Dionysios).
(1. Fortsetzung.) — Aus alten Malerbüchern.

Tempera - Bindemittel

Das Handbuch der Malerei vom Berge Athos*) (Hermeneia des Dionysios**)«,


I.
Es war in den 40 er Jahren, als Didron d.
Aelt durch die Veröffentlichung eines griechischen
Manuskriptes über die Ikonographie und Malerei
in den Athosklöstern das Interesse der gebildeten
Welt erregte. Auf einer Reise in Griechenland
begriffen, die er gemeinsam mit Paul Durand un-
ternommen, wurde er bei Besichtigung und ein-
gehendem Studium der in den alten Kirchen und
Kapellen angebrachten Malereien, durch die Gleich-
irtigkeit der Anordnung und Ausführung so vieler
ind zeitlich weit auseinanderliegender Gemälde-
zyklen in grösstes Erstaunen versetzt. Sowohl
in Athen, zu Salamis, in Livatia oder auf Morea
kad er „jedes Gemälde, wenn es denselben Ge-
genstand darstellt, überall in derselben Weise
behandelt und gruppiert. Die Heiligen tragen
Randstreifen, auf welchen die Sentenzen geschrie-
en stehen, die aus ihren Schriften oder aus ihrer
Lebensbeschreibung entnommen sind; an den Ge-
mälden sind Inschriften angebracht, welche aus
jkm Teil der heil. Schrift gezogen sind, dessen
^Schichte sie darstellen“ (S. 7) und überall
Jaren es dieselben Sentenzen und die nämlichen
Eiligen usw.
Didron, der sich diese Gleicnmässigkeit nicht
erklären konnte, dass „man möchte sagen, ein
edanke auf einmal hundert Pinsel begeistert und
J* e*neü Schlag fast alle Malereien Griechenlands
ervorgerufen habe“, setzte seine Forschungen
j.l.5*') Aus E. Berger, Beiträge zur Entwicldungsge-
W* ^er Maltechnik, III. Folge (Mittelalter). 2. Auf-
* **\^ncken 1912 (Verlag von Georg D. W. Callwey).
\ E$firjveia rfjg ^coygayixfjs, das Handbuch der
ftcheiTT°m Berge Athos, aus dem handschriftl. neu-
Ü A<JJ; Urtext übersetzt, mit Anmerkungen von Didron
elt- und eigenen von God. Schäfer, Trier 1855.


fort und bereiste die Mönchsprovinz vom Berge
Athos mit ihren Hunderten von Kirchen und
Kapellen. Gleich im ersten Kloster Esphigmenu,
das die beiden betraten, hatten sie die freudige
Ueberraschung, einen Maler von Karyes an der
Arbeit zu sehen, der mit Hilfe seines Bruders,
zweier Zöglinge und zweier junger Lehrlinge, die
ganze innere Vorhalle der neu erbauten grossen
Kirche mit historischen Fresken bedeckte.
„Gross war meine Freude“, sagt Didron, „über
diesen glücklichen Zufall, der mir das Geheimnis
über diese Maler und über diese Malereien in
die Hand zu spielen schien, und der mir so die
Antwort auf die Fragen gab, welche ich in Sa-
lamis und in der Stadt Athen vergebens gestellt
hatte. Ich stieg selbst auf das Gerüst des Meisters
und ich sah, wie der Künstler, von seinen Schü-
lern umgeben, den Narthex dieser Kirche mit
Fresken bemalte. Der jüngere Bruder breitete
den Mörtel auf der Mauer aus, der Meister
skizzierte das Gemälde; der erste Zögling füllte
die Umrisse aus, welche der Meister in den Bil-
dern, die er zu vollenden, nicht die Zeit fand,
angedeutet hatte; ein junger Zögling vergoldete
die Heiligenscheine, malte die Inschriften, arbeitete
an den Verzierungen; die zwei anderen, die
kleineren, rieben und rührten die Farben durch-
einander. Unterdessen skizzierte der Meister seine
Gemälde wie aus dem Gedächtnisse oder aus In-
spiration. In einer Stunde zeichnete er ein Ge-
mälde auf die Wand, welches Christus vorstellt,
wie er seinen Aposteln den Auftrag gibt, die
Völker zu lehren und sie zu taufen. Christus
und die anderen elf Figuren waren fast in natür-
licher Grösse. Er machte seine Skizze aus dem
Gedächtnisse ohne Karton, ohne Zeichnung, ohne
Modell. Indem ich die anderen Gemälde, die er
 
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