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Münchner kunsttechnische Blätter
Kr.
vollendet hatte, prüfte, fragte ich ihn, ob er dieselben
in gleicher Weise ausgeführt habe; er antwortete
bejahend und fügte hinzu, dass er sehr selten
einen Zug auslösche, den er einmal gemacht
habe“ (S. io).
Einen Monat verbrachten die Forscher noch
damit, „die Klöster, Skiten (Dörfer), die Zellen
und Eremitagen des Athosberges zu besuchen;
die neunzehn Kirchen des Klosters von Dochi-
arieom wurden studiert, die achtzehn von Chilin-
dari, die dreissig von Iwirön, die dreiunddreissig
von Xeropotamon und besonders die vierund-
dreissig von St. Laura, welches das älteste
und schönste Kloster des ganzen Gebirges ist.
Durand mass und zeichnete; Didron machte No-
ten. Ueberall fanden sie Malereien, die einen
alt, die andern neu, diese aus dem neunten, jene
aus dem achzehnten Jahrhundert. Fresken im
Ueberfluss, aber kein Mosaik“ (S. 12).
Alle diese Malereien glichen, einige unbedeu-
tende Verschiedenheiten abgerechnet, auf ein
Haar denen, welche sie anderwärts gesehen.
Nach Kloster Esphigmenu zurückgekehrt, tra-
fen sie den Maler von Karyes wieder und Didron,
voll Verlangen, von ihm Genaueres über die Ma-
ler, deren Namen er auf den Mauern der Kirchen
und Refektorien gelesen, zu erfahren, stellte an
ihn vergeblich einzelne Fragen.
„Ihr Dasein war aus der Erinnerung, aus der
Ueberlieferung selbst der mündlichen ausgelöscht,
und war in Büchern nie verzeichnet worden.
Mit Ausnahme eines einzigen, des ältesten und
berühmtesten, des Meisters, dessen Werke man
im Protaton von Karyes und im Katholikon (der
grossen Kirche) von Watopedi studierte, waren
sie alle rein vergessen; man erinnerte sich kaum
dunkel der Maler des 18. Jahrhunderts. Das
Haupt der athonischen oder hagioritischen*) Schule
nennt sich Panselinos und lebte im XI. Jh.“
Während Joasaph, der Maler vom Kloster Es-
phigmenu, Didron diese Einzelheiten mitteilte,
setzte der erstere ruhig seine Skizzen und Male-
reien fort und Didron hörte nicht auf, seine un-
gemeine Leichtigkeit und sein Riesengedächtnis
anzustaunen. „Sehet Herr“, sagte er endlich,
„das alles ist weniger ausserordentlich als ihr
meint, und ich wundere mich über euer Erstaunen,
das gar nicht enden will. Sehet, hier ist ein
Manuskript, worin man alles lehrt, was wir zu
tun haben. Hier lernen wir unsern Mörtel, un-
sere Pinsel, unsere Farben bereiten und unsere
Gemälde zusammensetzen und ordnen, da sind
die Inschriften und die Denksprüche, die wir malen
müssen, und welche ich diesen jungen Leuten,
meinen Schülern, diktiere, aufgezeichnet.“
Mit Hast, ja mit Gier, erzählt Didron weiter,
ergriff er das Manuskript, das ihm Joasaph zeigte1
und überzeugte sich gleich aus der Inhaltsanzeige'
dass das Werk aus vier Teilen bestehe. Im er-
sten rein technischen Teil wird das von den Grie-
chen bei dem Malen zu beobachtende Verfahren
auseinandergesetzt, dann die Art und Weise, Pin-
sel und Farben zu präparieren, die Unterlage für
die Fresken und die Gemälde zu fertigen und
wie man auf dieser malt. Im zweiten Teile sind
die Gegenstände der Symbolik und besonders der
Geschichte, welche durch die Malerei dargestellt
werden sollen, im einzelnen und mit einer merk-
würdigen Genauigkeit beschrieben. Der dritte
Teil bestimmt genau den Ort, an welchem man,
sei es in einer Kirche, einer Vorhalle, oder einem
Speisesaale, die einen der Gegenstände und Figuren
vor den andern anbringen soll. Zuletzt bestimmt
ein Anhang den Charakter, in dem Christus und
die hl. Jungfrau zu malen sind, und es werden
einige der Inschriften angegeben, an denen die
byzantinische Kunst so reich ist.
Dieses Buch hatte die Inschrift:
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Anleitung zur Malerei.
Didron wollte das Manuskript kaufen, erhielt
aber von Joasaph zur Antwort, dass er nichts mehr
arbeiten könne, wenn er das Buch von sich gäbe;
mit seiner Anleitung verliere er seine Kunst» seine
Augen und Hände. Uebrigens, fügte er hinzu,
finden sich andere Kopien dieser Handschrift zu
Karyes, jede Werkstatt besitze davon ein Exem-
plar und es gäbe dort noch vier vollständige
Werkstätten, ungeachtet des Verfalles, in welchen
die Malerei auf dem heiligen Berge geraten sei.
Es wird weiter erzählt, wie die Reisenden,
*) “Ayiov oQoe, heiliger Berg, Monte Santo wird heut-
zutage der Berg Athos in ganz Griechenland genannt.
um eine solche Abschrift zu bekommen, zu Pater
Agapios nach Karyes kamen, der ihnen sein Buch
gleichfalls nicht abtreten wollte, endlich zu Pater
Makerios, der nach Joasaph der beste Maler auf
dem Berge Athos war; er besass ein schönes
Exemplar des griechischen Ms., das älteste und
am sorgfältigsten geschriebene.
„Diese Bibel seiner Kunst war inmitten der
Werkstätte aufgestellt und zwei der jüngsten
Schüler lasen darin abwechselnd mit lauter Stimme,
während die anderen zuhörten und malten“ (p. 16).
Aber auch Makarios war nicht zu bewegen, die
Handschrift zu veräussern, gestattete aber, dass
ein tüchtiger Kopist, den er kannte, eine Ab-
schrift davon mache, die danniauch nach längerer Zeit
in die Hände Didrons, der inzwischen nach Paris
zurückgekehrt war, gelangte. Diese liegt der
Ausgabe zu Grunde, die er im Manuel d’Icono-
graphie chrötienne grecque et latine (1845) ver-
öffentlichte. Seiner Ansicht zufolge ist das Ma-
nuskript aus einem alten Kern, immer durch Zu-
sätze, im Laufe der Zeit vermehrt worden; wie
die Kopie selbst, die Didron bei Joasaph sah und
keine 300 Jahre alt war, durch viele Bemerkungen
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