64
Münchner kunsttechnische Blätter
Nr.
Wie man den Azur auf der Mauer verwendet
(mit Kleienabsud) in Verbindung zu bringen ist,
wird in einem Abschnitt § 66 gelehrt: „Welches
die Farben sind, die man auf Mauern anwenden
kann, und welches die sind, die man nicht an-
wenden kann“:
„Das Bilderweiss (Bleiweiss), der Tsinkiari
(Grünspan), der Lachouri (blauer Lack?), der
Lack (Kermeslack, Karmin), der Arsenik
(Auripigment) können auf der Wand nicht
gebraucht werden. Alle anderen Farben
können dienen. Nur musst du wissen, dass
du den Zinnober nicht anwendest, um an
einem Orte, der ausserhalb der Kirche und
dem Winde ausgesetzt ist, zu malen, weil
er schwarz wird, sondern brauche helles
Violett (Caput mortuum). Wenn du im In-
nern der Kirche malest, so nimm Mauerweiss
oder eine kleine Quantität konstantinopolita-
nischen Ocker hinzu und es wird nicht
schwarz“.
Zur reicheren Auszierung von Wandgemälden
dienen noch die mittelst des Wergkalkes zu er-
höhenden Heiligenscheine (§ 67, Wie man
die Nimben auf der Mauer erhaben macht) und
die Vergoldung derselben. Zwei Anweisungen
hiezu schliessen die Angaben für Mauermalerei
ab. Es wird gelehrt, wie auf Mauern usw. ein
Grund für Vergoldung und zwar für Oelvergol-
dung angebracht wird und woraus dieser besteht.
Obwohl nicht ganz klar ist, was z. B. unter Sou-
lougeni (Konstandinides: oovXiyevi) zu verstehen
ist, so kann doch kein Zweifel darüber sein, dass
damit eine Art Assiso für die Mauer hergestellt
werden soll. ,, „
(Fortsetzung folgt.)
Ist es heute noch möglich, mit vier
Farben ein buntes Bild herzustellen*)?
Wer sich mit der Malerei der Griechen befasst,
dem muss es gar wunderlich Vorkommen, dass Plinius
im 35. Bande seines naturgeschichtlichen Werkes, das
wichtig für antike Kunst ist, angibt, die griechischen
Maler hätten zur Blütezeit ihrer Kunst nur vier einfache
Farben benutzt. Auch nennt er die Farben: Weiss,
Gelb, Rot und Atramentum, von dem wir annehmen,
dass es ein gebranntes Schwarz gewesen ist.
Gehen wir der Sache näher auf den Grund, so
müssen wir doch auch zu der Ueberzeugung kommen
dass seine Aussagen ziemlich unglaubwürdig erscheinen,
d. h. unglaubwürdig dann, wenn wir den Aussagen die
Dokumente der griechischen Malerei gegenüberstellen.
Obgleich an manchen Stellen gesagt wird, dass die
hellenische Malerei für uns ein entblätterter Baum sei
lhr gedrängtere Behandlung angemessen erscheint!
so darf daraus nicht geschlossen werden, dass sie der
griechischen Plastik und Architektur untergeordnet
gewesen wäre, denn sie erreichte einen fast masslosen
Ruhm ihrer ersten Meister und mit der Architektur und
Plastik eine gleiche Höhe.
Je weiter aber die Malerei hinter der Plastik zu-
rückgeblieben war, desto gewaltiger waren die Fort-
schritte, welche sie von der Zeit der Perserkriege an
in zwei Menschenaltern auf eine der von der Plastik
erreichten, in ihrer Art wenig nachgebenden Höhe
brachten.
Der erste namhafte Meister, den wir anzuführen
haben, zugleich einer der grössten Künstler, die wir
kennen, förderte sie in dem Grade, dass man ihn den
Begründer der Malerei als Kunst nennen kann. Es ist
dies Polygnotos aus Thasos, der um 475 bis 455 v. Chr.
sich vorzugsweise in Athen aufhielt und die grössere
Zahl seiner Werke schuf. Von ihm gemalt ist eines der
vier Gemälde der Poikile, die Einnahme Trojas und
der Rat der Fürsten über den an Kassandra verübten
Frevel des Ajas. Auch mit Mikon arbeitete er ge-
meinschaftlich an einigen anderen athenischen Fresken-
zyklen: so im Theseustempel Szenen aus dem Leben
des Heros, im Dioskurentempel die Entführung der
Töchter das Leukippos durch die Dioskuren u. a. m.
Der hervorragendste Genosse Polygnots, der ihn
aber an Grossartigkeit nicht erreichte, war der schon
angeführte Mikon von Athen. Daneben tritt auch noch
Panänos, ein Vetter des Phidias, der ausser der Ma-
rathonschlacht in der Poikile namentlich noch die Ge-
mälde am Throne des phidiasischen Zeus zu Olympia
schuf.
Wie aus allen Anhaltspunkten hervorgeht, so waren
es immer die grossartigen Kompositionen, die Situations-
schilderungen dieser Gemälde und weniger die Farben-
gebung, die bewunderungswürdig erschien.
Was nun die Farbe betrifft, so spendete schon
Cicero dem Meister mit seinen vier Farben als Maler
im eigentlichen Sinne keine und nur seiner Zeichnung
wegen einige Anerkennung, während Quintilian sich
geradezu wunderte, wie es schon zu seiner Zeit Lieb-
haber solch primitiver Malerei geben könne. Es war
eben eine Färbung ohne Licht und Schatten, einfache
Umrissiüllungen durch Lokaltöne; dass aber diese
nicht ungebrochen, sondern von feiner Färbung und
überall charakteristisch erscheinen, ist aus ver-
schiedenen Notizen ersichtlich. Hier ist die Rede
von der tauben, schattenartigen Färbung der Fische
im Acheron*), dort von der schwärzlichblauen, an die
Aasfliegen erinnernden Farben, von der gräulichen,
der Schißbrüchigen des Ajas usw.
Es muss also doch weiter befremdend Vorkommen,
wenn von dem Werke des grossen griechischen Malers
Zeuxis gesagt wird, dass er den Knaben mit den
Trauben so täuschend malte, dass die Vögel auf sie
zuflogen, und anderseits sei der Knabe so täuschend
gewesen, um wieder die Vögel abhalten zu können.
Wenn die ganze Sache mehr fabelhaft als der
Wirklichkeit entsprechend erscheint, so muss doch in
Betracht gezogen werden, dass bei Verwendung von
vier Farben bei der Malerei keine hervorragende Wir-
kung in dem Sinne, wie sie oben gedacht ist, hervor-
gebracht werden konnte.
Noch fabelhafter und unglaublicher muss es uns
Malern vom Fache Vorkommen, weil wir alle recht gut
wissen, dass unser heutiger Farbenkasten 24 und mehr
bunte Mischfarben enthält, wie farbenreich unsere
Palette oftmals ist und wieviel Töne dazu gehören,
ein Bild richtig in bunte Farben zu setzen.
Es kann auch gar nicht so ernst mit dieser Aus-
sage genommen werden, wird sich jeder denken, wenn
man wieder hört, dass der griechische Maler Apelles,
der Rafael Griechenlands, die herrlichsten Gemälde
fertigte. Uebereinstimmenden Nachrichten zufolge
war es der vollkommenste Maier des Altertums. Alex-
zeitimg^aCh ”Malerblätter“> Beüage zur Leipziger Maler-
*) In der griech. Mythologie der Strom der
Unterwelt.
k-iSfiS
%äi „
et**5
K Te®p tssct»d::
(Ue
bet*- ifo
' * be<tit)£
* ■ 0a
tffi
fj chteit de* f
Heist«*-
"sind
ittet,
uoerfc
nsb
äititore
Hieb«***®
«na aus
4 lat, so 7
■gm möglich, de
Senen BeifaU« (
Mt gestanden hab«
jagen Pta“ ™ \
Es ist doch weht j
Menen, die in alle Z*
iidiges leisteten, ciac-
jlabt haben sollten
Es gab Gelehrte
Jf Griechen seien bla
laue färbe und die
grün und violett, ü
Gladstone vax c?
dem f aibenverstand:
dem ei nachm <
Homerischen Gedic:
und Gelb scharf q
Bezeichnung für &
waren.
Als dann später
der Satz au^esteä
dann die 1 ^
® empfinden und
1 und
diese;
^nruehr vorgesch
lesen seien,
mw a
men. das, ei
« haben »j
*
bef!
:!5U ^ V
Münchner kunsttechnische Blätter
Nr.
Wie man den Azur auf der Mauer verwendet
(mit Kleienabsud) in Verbindung zu bringen ist,
wird in einem Abschnitt § 66 gelehrt: „Welches
die Farben sind, die man auf Mauern anwenden
kann, und welches die sind, die man nicht an-
wenden kann“:
„Das Bilderweiss (Bleiweiss), der Tsinkiari
(Grünspan), der Lachouri (blauer Lack?), der
Lack (Kermeslack, Karmin), der Arsenik
(Auripigment) können auf der Wand nicht
gebraucht werden. Alle anderen Farben
können dienen. Nur musst du wissen, dass
du den Zinnober nicht anwendest, um an
einem Orte, der ausserhalb der Kirche und
dem Winde ausgesetzt ist, zu malen, weil
er schwarz wird, sondern brauche helles
Violett (Caput mortuum). Wenn du im In-
nern der Kirche malest, so nimm Mauerweiss
oder eine kleine Quantität konstantinopolita-
nischen Ocker hinzu und es wird nicht
schwarz“.
Zur reicheren Auszierung von Wandgemälden
dienen noch die mittelst des Wergkalkes zu er-
höhenden Heiligenscheine (§ 67, Wie man
die Nimben auf der Mauer erhaben macht) und
die Vergoldung derselben. Zwei Anweisungen
hiezu schliessen die Angaben für Mauermalerei
ab. Es wird gelehrt, wie auf Mauern usw. ein
Grund für Vergoldung und zwar für Oelvergol-
dung angebracht wird und woraus dieser besteht.
Obwohl nicht ganz klar ist, was z. B. unter Sou-
lougeni (Konstandinides: oovXiyevi) zu verstehen
ist, so kann doch kein Zweifel darüber sein, dass
damit eine Art Assiso für die Mauer hergestellt
werden soll. ,, „
(Fortsetzung folgt.)
Ist es heute noch möglich, mit vier
Farben ein buntes Bild herzustellen*)?
Wer sich mit der Malerei der Griechen befasst,
dem muss es gar wunderlich Vorkommen, dass Plinius
im 35. Bande seines naturgeschichtlichen Werkes, das
wichtig für antike Kunst ist, angibt, die griechischen
Maler hätten zur Blütezeit ihrer Kunst nur vier einfache
Farben benutzt. Auch nennt er die Farben: Weiss,
Gelb, Rot und Atramentum, von dem wir annehmen,
dass es ein gebranntes Schwarz gewesen ist.
Gehen wir der Sache näher auf den Grund, so
müssen wir doch auch zu der Ueberzeugung kommen
dass seine Aussagen ziemlich unglaubwürdig erscheinen,
d. h. unglaubwürdig dann, wenn wir den Aussagen die
Dokumente der griechischen Malerei gegenüberstellen.
Obgleich an manchen Stellen gesagt wird, dass die
hellenische Malerei für uns ein entblätterter Baum sei
lhr gedrängtere Behandlung angemessen erscheint!
so darf daraus nicht geschlossen werden, dass sie der
griechischen Plastik und Architektur untergeordnet
gewesen wäre, denn sie erreichte einen fast masslosen
Ruhm ihrer ersten Meister und mit der Architektur und
Plastik eine gleiche Höhe.
Je weiter aber die Malerei hinter der Plastik zu-
rückgeblieben war, desto gewaltiger waren die Fort-
schritte, welche sie von der Zeit der Perserkriege an
in zwei Menschenaltern auf eine der von der Plastik
erreichten, in ihrer Art wenig nachgebenden Höhe
brachten.
Der erste namhafte Meister, den wir anzuführen
haben, zugleich einer der grössten Künstler, die wir
kennen, förderte sie in dem Grade, dass man ihn den
Begründer der Malerei als Kunst nennen kann. Es ist
dies Polygnotos aus Thasos, der um 475 bis 455 v. Chr.
sich vorzugsweise in Athen aufhielt und die grössere
Zahl seiner Werke schuf. Von ihm gemalt ist eines der
vier Gemälde der Poikile, die Einnahme Trojas und
der Rat der Fürsten über den an Kassandra verübten
Frevel des Ajas. Auch mit Mikon arbeitete er ge-
meinschaftlich an einigen anderen athenischen Fresken-
zyklen: so im Theseustempel Szenen aus dem Leben
des Heros, im Dioskurentempel die Entführung der
Töchter das Leukippos durch die Dioskuren u. a. m.
Der hervorragendste Genosse Polygnots, der ihn
aber an Grossartigkeit nicht erreichte, war der schon
angeführte Mikon von Athen. Daneben tritt auch noch
Panänos, ein Vetter des Phidias, der ausser der Ma-
rathonschlacht in der Poikile namentlich noch die Ge-
mälde am Throne des phidiasischen Zeus zu Olympia
schuf.
Wie aus allen Anhaltspunkten hervorgeht, so waren
es immer die grossartigen Kompositionen, die Situations-
schilderungen dieser Gemälde und weniger die Farben-
gebung, die bewunderungswürdig erschien.
Was nun die Farbe betrifft, so spendete schon
Cicero dem Meister mit seinen vier Farben als Maler
im eigentlichen Sinne keine und nur seiner Zeichnung
wegen einige Anerkennung, während Quintilian sich
geradezu wunderte, wie es schon zu seiner Zeit Lieb-
haber solch primitiver Malerei geben könne. Es war
eben eine Färbung ohne Licht und Schatten, einfache
Umrissiüllungen durch Lokaltöne; dass aber diese
nicht ungebrochen, sondern von feiner Färbung und
überall charakteristisch erscheinen, ist aus ver-
schiedenen Notizen ersichtlich. Hier ist die Rede
von der tauben, schattenartigen Färbung der Fische
im Acheron*), dort von der schwärzlichblauen, an die
Aasfliegen erinnernden Farben, von der gräulichen,
der Schißbrüchigen des Ajas usw.
Es muss also doch weiter befremdend Vorkommen,
wenn von dem Werke des grossen griechischen Malers
Zeuxis gesagt wird, dass er den Knaben mit den
Trauben so täuschend malte, dass die Vögel auf sie
zuflogen, und anderseits sei der Knabe so täuschend
gewesen, um wieder die Vögel abhalten zu können.
Wenn die ganze Sache mehr fabelhaft als der
Wirklichkeit entsprechend erscheint, so muss doch in
Betracht gezogen werden, dass bei Verwendung von
vier Farben bei der Malerei keine hervorragende Wir-
kung in dem Sinne, wie sie oben gedacht ist, hervor-
gebracht werden konnte.
Noch fabelhafter und unglaublicher muss es uns
Malern vom Fache Vorkommen, weil wir alle recht gut
wissen, dass unser heutiger Farbenkasten 24 und mehr
bunte Mischfarben enthält, wie farbenreich unsere
Palette oftmals ist und wieviel Töne dazu gehören,
ein Bild richtig in bunte Farben zu setzen.
Es kann auch gar nicht so ernst mit dieser Aus-
sage genommen werden, wird sich jeder denken, wenn
man wieder hört, dass der griechische Maler Apelles,
der Rafael Griechenlands, die herrlichsten Gemälde
fertigte. Uebereinstimmenden Nachrichten zufolge
war es der vollkommenste Maier des Altertums. Alex-
zeitimg^aCh ”Malerblätter“> Beüage zur Leipziger Maler-
*) In der griech. Mythologie der Strom der
Unterwelt.
k-iSfiS
%äi „
et**5
K Te®p tssct»d::
(Ue
bet*- ifo
' * be<tit)£
* ■ 0a
tffi
fj chteit de* f
Heist«*-
"sind
ittet,
uoerfc
nsb
äititore
Hieb«***®
«na aus
4 lat, so 7
■gm möglich, de
Senen BeifaU« (
Mt gestanden hab«
jagen Pta“ ™ \
Es ist doch weht j
Menen, die in alle Z*
iidiges leisteten, ciac-
jlabt haben sollten
Es gab Gelehrte
Jf Griechen seien bla
laue färbe und die
grün und violett, ü
Gladstone vax c?
dem f aibenverstand:
dem ei nachm <
Homerischen Gedic:
und Gelb scharf q
Bezeichnung für &
waren.
Als dann später
der Satz au^esteä
dann die 1 ^
® empfinden und
1 und
diese;
^nruehr vorgesch
lesen seien,
mw a
men. das, ei
« haben »j
*
bef!
:!5U ^ V