34
Münchner kunsttechnische Blätter
Mr. 6
Dotter: Eiweiss (Eierklar):
Wasser
Albumine usw.
Fette (Oel)
andere Substanzen
51,5%
15.0 Io
30,0 %
3,5 7o
84,8 /0
12,0 /0
0,5 /o
2,7 At
100,00
100,00
Demnach ist hauptsächlich der Dotter ziemlich
ölhaltig und wird infolgedessen mit Vorliebe als
Temperabindemittel verwendet Das sogenannte
Eieröl wird von einer Albuminart, dem Vitellin
in Emulsion gehalten. Dieser Stoff, der aus lauter
ganz kleinen Plättchen besteht, vermag auch noch
beträchtliche Mengen anderen Oeles aufzunehmen.
Diese Eigenschaft ist insofern von Vorteil, da der
Oelgehalt des Eies allein gewöhnlich nicht genügt.
Man hat also nur die bestimmte Quantität Oel
in einem Gefasse mit dem Dotter gut zu verrühren,
und hierauf nach Bedarf Wasser zuzugeben. —
Es ist ratsam, die Mischung vor Gebrauch durch-
zuseihen, um sie von den Zellhäutchen zu
reinigen. — Die Dotteremulsion braucht einen
geringeren Oelzusatz als andere Grundstoffe für
Tempera; wird jedoch das ganze Ei verwendet,
wogegen kein Bedenken besteht, so ist ein
grösserer Prozentsatz Oel notwendig als bei Ver-
wendung des Eigelbs allein, um die gleiche
Wirkung zu erzielen.
Der leichteren Verarbeitbarkeit halber wird
meistens vorgeschlagen, die Emulsionen statt mit
Wasser, mit Essig zu verdünnen, doch werden
^gegen mancherlei Bedenken laut. Es ist auch
sicher, dass verschiedene Farben durch Essig
Schaden leiden, z. B. Ultramarin. Besser ist des-
halb der Vorschlag, den Essig beim Malen zum
Verdünnen zu benützen, weil derselbe in diesem
Falle nicht Zeit genug hat, um schädigend auf
die Farben einwirken zu können. Nach meiner
Erfahrung kann der Essig ganz gut wegbleiben,
wenn den betreffenden Emulsionen vor dem Ver-
dünnen etwas Seifenlösung zugesetzt wird.
Da das Eieröl nicht trocknet, so ist es vorteil-
hafter, statt einem der drei Oele Leinölfirnis zur
Emulsion zu geben. (Manche Rezepte schreiben
bei Verwendung von reinem Oel einen Zusatz von
Bleizucker vor.)
; Es werden sehr oft noch andere Stoffe als
die bisher genannten den Eitempera-Bindemitteln
zugesetzt, sie haben jedoch meistens nur den
Zweck, die Quantität der Mischung zu vermehren;
die Eigenschaften werden jedoch nicht verbessert.
Trotz ihrer Vorzüge verliert die Eitempera
doch immer mehr Anhänger infolge der geringen
Haltbarkeit der damit eingeriebenen Farben. Die
Albumine zersetzen sich sehr leicht, wobei der
vorhandene Schwefel in Schwefelwasserstoff über-
geht, welcher auf alle Blei- und Kupferfarben
schädigend einwirkt. Man half sich schon dadurch,
dass man die Farben nur mit Wasser anrieb, und
die Emulsion den Farben erst beim Malen auf
der Palette beimischte; doch ist diese Methode
im allgemeinen nicht empfehlenswert.
Etwas Kampfer, Nelkenöl, auch Spick- oder
Lavendelöl konservieren die Mischung wenigstens
eine Zeitlang vor Fäulnis; stärkere Mittel wie
Sublimat, Karbolsäure werden besser nicht ver-
wendet.
Ueber Eitemperafarben, die gegenwärtig im
Handel sind, will ich kein Urteil fällen, weil ich
seit Jahren keine solchen verwende. Die Urteile
von Autoritäten besagen meist, dass diese Fa-
brikate zu starke Konservierungsmittel enthalten.
«ü&iS
VS*
dass.
iKj
D <iessen f ftfdc.
tk er ^ ***
^narein«^d1^:,
1^ 0 11,"/» feerer
II. Gummitempera.
Die zu Bindemitteln meist verwendete Gummi-
art ist Gummiarabikum. Dasselbe vermag das
Doppelte seiner Quantität an unverseiften Oelen
usw. in Emulsion zu halten. Das arabische Gummi
ist spröde und brüchig und die Emulsionen des-
selben geben den Farben dieselben unlieben Eigen-
schaften. Das Verseifen der übrigen Teile wird
den Uebelstand mildern, doch ist der Zusatz voft
Balsam, unter Umständen auch von etwas Glyzerin
geboten. Aus dem gleichen Grunde ist die Ver-
wendung von Mohn- statt Leinöl zu empfehlen.
Der Gesamtzusatz der öligen Stoffe kann nach
der allgemeinen Regel (i/10 bis 1/2 Teil auf I Teil
Gummi) bemessen werden.
(Fortsetzung folgt.)
Aus alten Malerbüchern.
(1. Fortsetzung.)
Ja, wir brauchen nur nachzuforschen, dann enthüllt
sich vor uns ein förmlicher Anekdotenkreis von See-
malern, die sich behufs des Studiums in allerlei abenr
teuerlicher Art den brandenden Wogen, und von
Schlachtenmalern, die sich dem feindlichen Feuer preis-
gegeben haben. Die alte Geschichte von den gemalten
Trauben des berühmten griechischen Malers Zeuxis
aus Heraclea in Mazedonien, etwa um 435 vor Christi
Geburt lebend, nach welchen die Vögel flogen, erscheint
in diesem Anekdotenkreis mitunter in stark vermehrter
und verbesserter Auflage. So sagt der Geschichts-
schreiber Screvelius: „Wenn ihr einen Maler suchet,
welcher alle Arten Früchte nachzuahmen weiss, so
geht zu van Dyck*). Er kann die Vögel durch seine
Früchte betrügen und unseren Gaumen lüstern machen.
An seinen gemalten Früchten sollen die Spatzen ges-
pickt haben.
Von dem Mailänder Maier Bernazzano um 1536*
der ein sehr geschickter Landschaftsmaler war, ging
die Sage um, dass er in dem Umgang eines Hofes
einige sehr schöne Landschaften in Freskotechnik ans-
führte, der Natur so getreu nachgeahmt, dass ein Erd-
beerstrauch darauf mit Blüten, reifen und unreifen
Früchten einige Pfauen dermassen täuschte, dass sie
daran pickten, bis der Wandputz ganz abgestossen war.
Johann le Maire, der Dicke genannt, soll perspektivische
seinen Schlösset ^.
*toüalerge»«K^,
äiecht. weiche henoriH--
seht gespielt
isiarini stirbt aus gtbiti:
j Bilde des Herzogs ß »
igeachtet aller
i hervomibringec wSMt
lach za Tode 2-$ §*
.b den Caracas; Udnj *
■ Im Unmut über eine ru s
Ml frisst der Gedanke m
1 Leben. Der Gtsdatkss
iso rasend, dass er er.gtr*
fei König Philipp m Span
;anboi, Tiüanus Aibtr.es
imm Ylamael mit ie
iem Vorsatz, überkp:
mss über die grosso Forts
® Wilhelm Chariier. D-i,
?MicliDete sich dergrkd
m Nährend ser.ts
f, J? sa?f na sac*
JddeSjeD«äCtHttv
iF“ der Welt ,1«
aus Neid lBf. ,
«io den v- “dtD fc
Köchern 7- 7-*^ »oa
Zeichnen
'>f llnfö* .. ^ tifi
ÄJ*. «Tt
hM a L Dditn
%it; r
Il2-e 1 n der tf' **
4m efaic|) :c:‘
') Floris van Dyck, geboren 1600 zu Haarlem.
Blumen- und Früchtemaler.
*
. S) alVtei,
'CsSa-..'
Münchner kunsttechnische Blätter
Mr. 6
Dotter: Eiweiss (Eierklar):
Wasser
Albumine usw.
Fette (Oel)
andere Substanzen
51,5%
15.0 Io
30,0 %
3,5 7o
84,8 /0
12,0 /0
0,5 /o
2,7 At
100,00
100,00
Demnach ist hauptsächlich der Dotter ziemlich
ölhaltig und wird infolgedessen mit Vorliebe als
Temperabindemittel verwendet Das sogenannte
Eieröl wird von einer Albuminart, dem Vitellin
in Emulsion gehalten. Dieser Stoff, der aus lauter
ganz kleinen Plättchen besteht, vermag auch noch
beträchtliche Mengen anderen Oeles aufzunehmen.
Diese Eigenschaft ist insofern von Vorteil, da der
Oelgehalt des Eies allein gewöhnlich nicht genügt.
Man hat also nur die bestimmte Quantität Oel
in einem Gefasse mit dem Dotter gut zu verrühren,
und hierauf nach Bedarf Wasser zuzugeben. —
Es ist ratsam, die Mischung vor Gebrauch durch-
zuseihen, um sie von den Zellhäutchen zu
reinigen. — Die Dotteremulsion braucht einen
geringeren Oelzusatz als andere Grundstoffe für
Tempera; wird jedoch das ganze Ei verwendet,
wogegen kein Bedenken besteht, so ist ein
grösserer Prozentsatz Oel notwendig als bei Ver-
wendung des Eigelbs allein, um die gleiche
Wirkung zu erzielen.
Der leichteren Verarbeitbarkeit halber wird
meistens vorgeschlagen, die Emulsionen statt mit
Wasser, mit Essig zu verdünnen, doch werden
^gegen mancherlei Bedenken laut. Es ist auch
sicher, dass verschiedene Farben durch Essig
Schaden leiden, z. B. Ultramarin. Besser ist des-
halb der Vorschlag, den Essig beim Malen zum
Verdünnen zu benützen, weil derselbe in diesem
Falle nicht Zeit genug hat, um schädigend auf
die Farben einwirken zu können. Nach meiner
Erfahrung kann der Essig ganz gut wegbleiben,
wenn den betreffenden Emulsionen vor dem Ver-
dünnen etwas Seifenlösung zugesetzt wird.
Da das Eieröl nicht trocknet, so ist es vorteil-
hafter, statt einem der drei Oele Leinölfirnis zur
Emulsion zu geben. (Manche Rezepte schreiben
bei Verwendung von reinem Oel einen Zusatz von
Bleizucker vor.)
; Es werden sehr oft noch andere Stoffe als
die bisher genannten den Eitempera-Bindemitteln
zugesetzt, sie haben jedoch meistens nur den
Zweck, die Quantität der Mischung zu vermehren;
die Eigenschaften werden jedoch nicht verbessert.
Trotz ihrer Vorzüge verliert die Eitempera
doch immer mehr Anhänger infolge der geringen
Haltbarkeit der damit eingeriebenen Farben. Die
Albumine zersetzen sich sehr leicht, wobei der
vorhandene Schwefel in Schwefelwasserstoff über-
geht, welcher auf alle Blei- und Kupferfarben
schädigend einwirkt. Man half sich schon dadurch,
dass man die Farben nur mit Wasser anrieb, und
die Emulsion den Farben erst beim Malen auf
der Palette beimischte; doch ist diese Methode
im allgemeinen nicht empfehlenswert.
Etwas Kampfer, Nelkenöl, auch Spick- oder
Lavendelöl konservieren die Mischung wenigstens
eine Zeitlang vor Fäulnis; stärkere Mittel wie
Sublimat, Karbolsäure werden besser nicht ver-
wendet.
Ueber Eitemperafarben, die gegenwärtig im
Handel sind, will ich kein Urteil fällen, weil ich
seit Jahren keine solchen verwende. Die Urteile
von Autoritäten besagen meist, dass diese Fa-
brikate zu starke Konservierungsmittel enthalten.
«ü&iS
VS*
dass.
iKj
D <iessen f ftfdc.
tk er ^ ***
^narein«^d1^:,
1^ 0 11,"/» feerer
II. Gummitempera.
Die zu Bindemitteln meist verwendete Gummi-
art ist Gummiarabikum. Dasselbe vermag das
Doppelte seiner Quantität an unverseiften Oelen
usw. in Emulsion zu halten. Das arabische Gummi
ist spröde und brüchig und die Emulsionen des-
selben geben den Farben dieselben unlieben Eigen-
schaften. Das Verseifen der übrigen Teile wird
den Uebelstand mildern, doch ist der Zusatz voft
Balsam, unter Umständen auch von etwas Glyzerin
geboten. Aus dem gleichen Grunde ist die Ver-
wendung von Mohn- statt Leinöl zu empfehlen.
Der Gesamtzusatz der öligen Stoffe kann nach
der allgemeinen Regel (i/10 bis 1/2 Teil auf I Teil
Gummi) bemessen werden.
(Fortsetzung folgt.)
Aus alten Malerbüchern.
(1. Fortsetzung.)
Ja, wir brauchen nur nachzuforschen, dann enthüllt
sich vor uns ein förmlicher Anekdotenkreis von See-
malern, die sich behufs des Studiums in allerlei abenr
teuerlicher Art den brandenden Wogen, und von
Schlachtenmalern, die sich dem feindlichen Feuer preis-
gegeben haben. Die alte Geschichte von den gemalten
Trauben des berühmten griechischen Malers Zeuxis
aus Heraclea in Mazedonien, etwa um 435 vor Christi
Geburt lebend, nach welchen die Vögel flogen, erscheint
in diesem Anekdotenkreis mitunter in stark vermehrter
und verbesserter Auflage. So sagt der Geschichts-
schreiber Screvelius: „Wenn ihr einen Maler suchet,
welcher alle Arten Früchte nachzuahmen weiss, so
geht zu van Dyck*). Er kann die Vögel durch seine
Früchte betrügen und unseren Gaumen lüstern machen.
An seinen gemalten Früchten sollen die Spatzen ges-
pickt haben.
Von dem Mailänder Maier Bernazzano um 1536*
der ein sehr geschickter Landschaftsmaler war, ging
die Sage um, dass er in dem Umgang eines Hofes
einige sehr schöne Landschaften in Freskotechnik ans-
führte, der Natur so getreu nachgeahmt, dass ein Erd-
beerstrauch darauf mit Blüten, reifen und unreifen
Früchten einige Pfauen dermassen täuschte, dass sie
daran pickten, bis der Wandputz ganz abgestossen war.
Johann le Maire, der Dicke genannt, soll perspektivische
seinen Schlösset ^.
*toüalerge»«K^,
äiecht. weiche henoriH--
seht gespielt
isiarini stirbt aus gtbiti:
j Bilde des Herzogs ß »
igeachtet aller
i hervomibringec wSMt
lach za Tode 2-$ §*
.b den Caracas; Udnj *
■ Im Unmut über eine ru s
Ml frisst der Gedanke m
1 Leben. Der Gtsdatkss
iso rasend, dass er er.gtr*
fei König Philipp m Span
;anboi, Tiüanus Aibtr.es
imm Ylamael mit ie
iem Vorsatz, überkp:
mss über die grosso Forts
® Wilhelm Chariier. D-i,
?MicliDete sich dergrkd
m Nährend ser.ts
f, J? sa?f na sac*
JddeSjeD«äCtHttv
iF“ der Welt ,1«
aus Neid lBf. ,
«io den v- “dtD fc
Köchern 7- 7-*^ »oa
Zeichnen
'>f llnfö* .. ^ tifi
ÄJ*. «Tt
hM a L Dditn
%it; r
Il2-e 1 n der tf' **
4m efaic|) :c:‘
') Floris van Dyck, geboren 1600 zu Haarlem.
Blumen- und Früchtemaler.
*
. S) alVtei,
'CsSa-..'