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Münchner kunsttechnische Blätter
Nr, 4
Malereien, die zum Schlüsse gefirnisst werden,
kann auch das unter a) charakterisierte Material
zur Verwendung kommen. In diesem Falle ist
jedoch die Tonveränderung beim Firnissen zu
gross und infolgedessen die Endwirkung während
der Arbeit schwer zu berechnen. Es soll deshalb
bei der Zusammensetzung des Bindemittels für
Farben dieser Abteilung angestrebt werden, dass
der angeführte Uebelstand möglichst vermieden
und die unter a) geschilderten, wünschenswerten
Eigenschaften erreicht werden. — Eine eingehende
Besprechung dieses Materials soll unterbleiben,
weil es für den Dekorationsmaler weniger in
Betracht kommt.
3. Welche Mittel stehen uns zur Verfügung,
um die gewünschten Eigenschaften zu erreichen?
Wir haben bei Besprechung der van Eyckschen
Erfindung, die darauf beruhte, wässerige Binde-
mittel mit öligen Stoffen zu mischen, also Emul-
sionsbindemittel zu schaffen, auf die dadurch er-
reichte, durchgreifende Verbesserung des Materials
und die dadurch erzielten Erfolge hingewiesen.
Da wir heute noch dasselbe Mittel und zwar
nur dieses zur Erreichung unserer Ziele besitzen,
so haben wir hier das Wesen der Emulsionsbinde-
mittel als Fundament für den Aufbau der sämt-
lichen Temperaarten näher zu betrachten.
Was ist eine Emulsion?
Es ist schon aus vorhergehenden Bemerkungen
ersichtlich, dass darunter ein durch mechanische
Wirkung erzieltes Gemenge (also keine chemische
Verbindung) eines wässerigen Stoffes mit einem
öligen oder fetten zu verstehen ist. Die Oele usw.
sind dabei in Form kleinster Kügelchen in der
wässerigen Flüssigkeit verteilt. Eine natürliche
Emulsion ist z. B. die Milch (Vollmilch), bei welcher
das Butterfett mit der Magermilch emulsiert ist.
Zur Herstellung unserer Temperaemulsionen
können wir uns folgender wässeriger und öliger
Stoffe bedienen:
1. Wässerige Bindemittel: Ei, Gummi, Leim,
Kasein, Kleber (Gluten).
2. Oelige Bindemittel: Leinöl, Mohnöl, Nussöl,
Leinölfirnis.
Ferner der Balsame: venet. Terpentin, Balsam
copaiva usw. und Kopal- oder Bernsteinlack.
(Fortsetzung folgt.)
Goethes Farbenlehre in den „Gesprä-
chen“ mit I. P. Eckermann.
Zusammengestellt von E. B.
(Schluss.)
Sonnabend, den 26. Februar 1831,
Ich las heute viel in Goethes ,Farbenlehre* und
^eute mich, zu bemerken, dass ich diese Jahre hei
V1^/ac.^e Hebung mit den Phänomen in das
Werk so hineingewachsen, um jetzt seine grossen Ver-
dienste mit einiger Klarheit empfinden zu können. Ich
bewundere, was es gekostet hat, ein solches Werk
zusammenzubringen, indem mir nicht bloss die letzten
Resultate erscheinen, sondern, indem ich tiefer blicke,
was alles durchgemacht worden, um zu festen Resul-
taten zu gelangen.
Nur ein Mensch von grosser moralischer Kraft
konnte das durchführen, und wer es ihm nachtun wollte,
müsste sich daran sehr hoch hinaufbringen. Alles Un-
zarte, Unwahre, Egoistische würde aus der Seele ver-
schwinden müssen, oder die reine wahre Natur würde
ihn verschmähen. Bedächten dieses die Menschen,
so würden sie gern einige Jahre ihres Lebens daran
wenden und den Kreis einer solchen Wissenschaft
auf solche Weise durchmachen, um daran Sinne, Geist
und Charakter zu prüfen und zu erbauen. Sie würden
Respekt vor dem Gesetzlichen gewinnen und dem
Göttlichen so nahe treten, als es einem irdischen Geiste
überall nur möglich ist. . . .
Freitag, den 18. März 1831.
. . . Wir sprachen sodann von der „Farbenlehre“
und dass gewisse deutsche Professoren noch immer
fortfahren, ihre Schüler davor als vor einem grossen
Irrtum zu warnen.
„Es tut mir nur um manchen guten Schüler leid“,
sagte Goethe, „mir selbst aber kann es völlig einerlei sein,
denn meine Farbenlehre ist so alt wie die Welt und wird
auf die Länge nicht zu verleugnen und beiseite zu brin-
gen sein“* . * • ___
Sonntag, den 15. Mai 1831.
(Von der Herausgabe des Goetheschen Nachlasses
und dessen Redaktion durch Eckermann.)
„Es könnte der Fall eintreten“ sagte Goethe, „dass
der Verleger über eine gewisse Bogenzahl hinauszu-
gehen Bedenken trüge, und dass demnach von den
mittelbaren Material entschiedenes Zurückbleiben
müsste. In diesem Falle könnten Sie etwa den pole-
mischen Teil der »Farbenlehre* weglassen. Meine ei-
gentliche Lehre ist in dem theoretischen Teile ent-
halten, und da nun auch schon der historische vielfach
polemischer Art ist, so dass die Hauptirrtümer der
Newtonschen Lehre darin zur Sprache kommen, so
wäre das Polemische damit fest genug. Ich desavouiere
meine etwas scharfe Zergliederung der Newtonschen
Sätze zwar keineswegs, sie war zu ihrer Zeit notwen-
dig und wird auch in der Folge ihren Wert behalten;
allein im Grunde ist alles polemische Wirken gegen
meine eigentliche Natur, und ich habe daran wenig
Freude**. . . ..
Mittwoch, den 21. Dezember 1831.
Mit Goethe zu Tisch. Wir sprachen, woher es
gekommen, dass seine ,Farbenlehre* sich so wenig ver-
breitet habe. „Sie ist sehr schwer zu überliefern/4
sagte er, „denn sie will, wie Sie wissen, nicht bloss
gelesen und studiert, sondern sie will getan sein, und
das hat seine Schwierigkeit. Die Gesetze der Poesie
und Malerei sind gleichfalls bis auf einen gewissen
Grad mitzuteilen, allein um ein guter Poet und Maler
zu sein, bedarf es Genie, das sich nicht überliefern
lässt. Ein einfaches Urphänomen aufzunehmen, es in
seiner hohen Bedeutung zu erkennen und damit zu
wirken, erfordert einen produktiven Geist, der vieles
zu übersehen vermag, und ist eine seltene Gabe, die
sich nur bei ganz vorzüglichen Naturen findet.
Und auch damit ist es noch nicht getan. Denn
wie einer mit allen Regeln und allem Genie noch
kein Maler ist, sondern wie eine unausgesetzte Uebung
hinzukommen muss, so ist es auch bei der Farben-
lehre nicht genug, dass einer die vorzüglichsten Ge-
setze kenne und den geeigneten Geist habe, sondern
er muss sich immerfort mit den einzelnen oft sehr
geheimnisvollen Phänomenen und ihrer Ableitung und
Verknüpfung zu tun machen
öwürde immer $0 Kr* ;-
3g seiner Worte
: endlich zu spit wir *
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und deren Fike
Von Otto IFdefc
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Malereien, die zum Schlüsse gefirnisst werden,
kann auch das unter a) charakterisierte Material
zur Verwendung kommen. In diesem Falle ist
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gross und infolgedessen die Endwirkung während
der Arbeit schwer zu berechnen. Es soll deshalb
bei der Zusammensetzung des Bindemittels für
Farben dieser Abteilung angestrebt werden, dass
der angeführte Uebelstand möglichst vermieden
und die unter a) geschilderten, wünschenswerten
Eigenschaften erreicht werden. — Eine eingehende
Besprechung dieses Materials soll unterbleiben,
weil es für den Dekorationsmaler weniger in
Betracht kommt.
3. Welche Mittel stehen uns zur Verfügung,
um die gewünschten Eigenschaften zu erreichen?
Wir haben bei Besprechung der van Eyckschen
Erfindung, die darauf beruhte, wässerige Binde-
mittel mit öligen Stoffen zu mischen, also Emul-
sionsbindemittel zu schaffen, auf die dadurch er-
reichte, durchgreifende Verbesserung des Materials
und die dadurch erzielten Erfolge hingewiesen.
Da wir heute noch dasselbe Mittel und zwar
nur dieses zur Erreichung unserer Ziele besitzen,
so haben wir hier das Wesen der Emulsionsbinde-
mittel als Fundament für den Aufbau der sämt-
lichen Temperaarten näher zu betrachten.
Was ist eine Emulsion?
Es ist schon aus vorhergehenden Bemerkungen
ersichtlich, dass darunter ein durch mechanische
Wirkung erzieltes Gemenge (also keine chemische
Verbindung) eines wässerigen Stoffes mit einem
öligen oder fetten zu verstehen ist. Die Oele usw.
sind dabei in Form kleinster Kügelchen in der
wässerigen Flüssigkeit verteilt. Eine natürliche
Emulsion ist z. B. die Milch (Vollmilch), bei welcher
das Butterfett mit der Magermilch emulsiert ist.
Zur Herstellung unserer Temperaemulsionen
können wir uns folgender wässeriger und öliger
Stoffe bedienen:
1. Wässerige Bindemittel: Ei, Gummi, Leim,
Kasein, Kleber (Gluten).
2. Oelige Bindemittel: Leinöl, Mohnöl, Nussöl,
Leinölfirnis.
Ferner der Balsame: venet. Terpentin, Balsam
copaiva usw. und Kopal- oder Bernsteinlack.
(Fortsetzung folgt.)
Goethes Farbenlehre in den „Gesprä-
chen“ mit I. P. Eckermann.
Zusammengestellt von E. B.
(Schluss.)
Sonnabend, den 26. Februar 1831,
Ich las heute viel in Goethes ,Farbenlehre* und
^eute mich, zu bemerken, dass ich diese Jahre hei
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Werk so hineingewachsen, um jetzt seine grossen Ver-
dienste mit einiger Klarheit empfinden zu können. Ich
bewundere, was es gekostet hat, ein solches Werk
zusammenzubringen, indem mir nicht bloss die letzten
Resultate erscheinen, sondern, indem ich tiefer blicke,
was alles durchgemacht worden, um zu festen Resul-
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Nur ein Mensch von grosser moralischer Kraft
konnte das durchführen, und wer es ihm nachtun wollte,
müsste sich daran sehr hoch hinaufbringen. Alles Un-
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schwinden müssen, oder die reine wahre Natur würde
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so würden sie gern einige Jahre ihres Lebens daran
wenden und den Kreis einer solchen Wissenschaft
auf solche Weise durchmachen, um daran Sinne, Geist
und Charakter zu prüfen und zu erbauen. Sie würden
Respekt vor dem Gesetzlichen gewinnen und dem
Göttlichen so nahe treten, als es einem irdischen Geiste
überall nur möglich ist. . . .
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. . . Wir sprachen sodann von der „Farbenlehre“
und dass gewisse deutsche Professoren noch immer
fortfahren, ihre Schüler davor als vor einem grossen
Irrtum zu warnen.
„Es tut mir nur um manchen guten Schüler leid“,
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denn meine Farbenlehre ist so alt wie die Welt und wird
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seiner hohen Bedeutung zu erkennen und damit zu
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