Münchnet knnsttechnische Blätter
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a Oesoaderet Weise die Masse
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Schaden. Entweder muss er durch viele Versuche
die Eigenschaften dieser „Patente“ und die ver-
schiedenen Verwendungsmöglichkeiten derselben
kennen lernen, oder er muss gewärtig sein, von
Fall zu Fall neue Ueberraschungen zu erleben.
Es soll nun in nachfolgenden Abhandlungen
versucht werden, die verschiedenen Bindemittel,
die zur Gattung der „Tempera“ gehören, syste-
matisch zu ordnen und ihre Eigenschaften zu be-
sprechen — mit besonderer Berücksichtigung des
Materials für die Dekorationsmalerei — um so
dem Maler ein Mittel an die Hand zu geben, durch
das er sich über die Verwendbarkeit der im Handel
befindlichen Fabrikate leichter ein Urteil bilden
und vor Schaden schützen kann.
Es dürfte bekannt sein, dass die Tempera-
malerei schon ein beträchtliches Alter aufzuweisen
hat. Italiener, Deutsche, Niederländer malten vom
13. bis zum 17. Jahrhundert mit Temperafarben.
Die schlechtere Erhaltung der Bilder der darauf-
folgenden Zeit, in welcher die Oelmalerei zur
Aufnahme gelangte, stellt der alten Tempera-
technik das beste Zeugnis aus.
Von den Bindemitteln der alten Meister wissen
wir wenig; wir können nur aus verschiedenen
Aeusserungen entnehmen, dass Ei, verschiedene
Gummiarten, Leim, Feigenmilch, Harze, Honig usw.
zum Binden der Farben verwendet wurden. Im
Anfänge mag man ganz gut mit den einfachen
Mitteln ausgereicht haben, mit dem Wachsen des
technischen Könnens genügte jedoch das alte
Material und die damit verknüpfte umständliche
Technik nicht mehr. Wie wir aus alten Tempera-
„Rezepten“ ersehen, suchte man deshalb durch
Mischen verschiedener Bindemittel die brauchbaren
Eigenschaften dieser einzelnen Stoffe zu vereinigen
und dadurch das Farbenmaterial zu verbessern —
jedoch ohne nennenswerten Erfolg. Erst durch
vollständige Aenderung in der Zusammensetzung
wurde durch die Gebrüder van Eyck im Anfänge
des 15. Jahrhunderts ein geschmeidigeres, traktier-
tes Material geschaffen und dadurch der male-
rischen Ausdrucksweise freiere Bahnen geöffnet.
Man liest zwar heute noch in den meisten kunst-
geschichtlichen Werken, die Gebrüder van Eyck
seien die Erfinder der Oelmalerei gewesen; es
ist auch aus manchen Mitteilungen jener Zeit zu
ersehen, dass Fettöle zum Malen verwendet wurden,
doch ist man längst darüber einig, dass diese Oele
nicht allein, sondern in Verbindung mit wässerigen
Substanzen, wie Ei, Gummi usw., d. h. in Emul-
sionen gebraucht wurden. Dieser Neuerung auf
dem Gebiete der Maltechnik verdanken wir die
schönsten Werke des 15. und 16. Jahrhunderts,
deren Farbenreiz noch heute jedes Auge erfreut.
Ich habe diesen kurzen Rückblick, der aller-
dings weniger die Dekorationsmalerei berührt, da
es sich hierbei hauptsächlich um Tafelbilder, also
ttm gefirnisste Temperamalereien handelte, voraus-
n
geschickt, weil uns die vergangenen Zeiten lehren
welche Wandlungen das Material Tempera durch-
gemacht hat und wo die Neuzeit anknüpfen musste,
um ein den modernen Anforderungen entsprechendes
Bindemittel zu erzielen.
Die nähere Besprechung unseres jetzigen Binde-
und Farbenmateriales erledigen wir wohl am
besten in der Weise, dass wir uns die notwendigen
Fragen vorlegen und dieselben der Reihe nach
beantworten. Sie lauten:
1. Was versteht man im allgemeinen unter
Tempera?
2. Welche Eigenschaften verlangen wir heute
von unseren Temperafarben?
3. Welche Mittel stehen uns zur Verfügung,
um die verlangten Eigenschaften zu erreichen?
4. Welche Zusammensetzung haben die einzelnen
Temperabindemittel, welche Eigenschaften die da-
mit präparierten Farben?
In den nächsten Nummern werden diese Fragen
einzeln und eingehend behandelt werden.
Was ist Tempera?
1. Auf die Frage: Was versteht man im all-
gemeinen unter Tempera? gibt uns zunächst der
Name selbst Aufschluss. Tempera ist abzuleiten
vom italienischen temperare = mischen. Die Be-
nennung sagt uns also, dass das Bindemittel ein
gemischtes, d. h. aus zwei oder mehreren Stoffen
zusammengesetztes ist. Es wäre irrig, dieses
„Mischen“ auf das Anreiben, bezw. Binden der
Farben zu beziehen, denn mit „Tempera“ wird
immer, auch in alten Werken, das Bindemittel
bezeichnet. Wir müssen demnach strenggenommen
alle Bindemittel, wenn sie mit anderen Stoffen,
seien dies nun ebenfalls Bindemittel oder Zusätze
zur Erzielung irgendwelcher Eigenschaften, gemengt
sind, zur Gattung der Tempera zählen.
2. Welche Eigenschaften verlangen wir
heute von unseren Temperafarben? Bei Beant-
wortung dieser Frage müssen wir folgende zwei
Verwendungsarten in Betracht ziehen, nämlich ob
a) die Farben zu dekorativen Malereien oder
b) zu Tafelbildern gebraucht werden sollen.
Zu a) Eine gute Temperafarbe für Dekorations-
malerei muss sowohl gute Deckkraft besitzen als
auch zum Lasieren brauchbar sein. Sie darf fast
gar nicht auftrocknen (d. h. beim Trocknen nicht
heller werden) und nicht nachdunkeln; sie soll mit
Wasser leicht verdünnbar, geschmeidig zu verar-
beiten sein und muss mit der Zeit gut verhärten.
Die Farbe muss in den hellen Tönen den
pastellartigen Reiz der Leimfarbe, verbunden mit
grosser Leuchtkraft besitzen und in den dunklen
Nuancen klar und saftig stehen bleiben; sie soll
also ein Mittelding sein zwischen Leim- und
Oellarbe.
Zu b) Für Tafelbilder oder überhaupt für alle
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Es soll nun in nachfolgenden Abhandlungen
versucht werden, die verschiedenen Bindemittel,
die zur Gattung der „Tempera“ gehören, syste-
matisch zu ordnen und ihre Eigenschaften zu be-
sprechen — mit besonderer Berücksichtigung des
Materials für die Dekorationsmalerei — um so
dem Maler ein Mittel an die Hand zu geben, durch
das er sich über die Verwendbarkeit der im Handel
befindlichen Fabrikate leichter ein Urteil bilden
und vor Schaden schützen kann.
Es dürfte bekannt sein, dass die Tempera-
malerei schon ein beträchtliches Alter aufzuweisen
hat. Italiener, Deutsche, Niederländer malten vom
13. bis zum 17. Jahrhundert mit Temperafarben.
Die schlechtere Erhaltung der Bilder der darauf-
folgenden Zeit, in welcher die Oelmalerei zur
Aufnahme gelangte, stellt der alten Tempera-
technik das beste Zeugnis aus.
Von den Bindemitteln der alten Meister wissen
wir wenig; wir können nur aus verschiedenen
Aeusserungen entnehmen, dass Ei, verschiedene
Gummiarten, Leim, Feigenmilch, Harze, Honig usw.
zum Binden der Farben verwendet wurden. Im
Anfänge mag man ganz gut mit den einfachen
Mitteln ausgereicht haben, mit dem Wachsen des
technischen Könnens genügte jedoch das alte
Material und die damit verknüpfte umständliche
Technik nicht mehr. Wie wir aus alten Tempera-
„Rezepten“ ersehen, suchte man deshalb durch
Mischen verschiedener Bindemittel die brauchbaren
Eigenschaften dieser einzelnen Stoffe zu vereinigen
und dadurch das Farbenmaterial zu verbessern —
jedoch ohne nennenswerten Erfolg. Erst durch
vollständige Aenderung in der Zusammensetzung
wurde durch die Gebrüder van Eyck im Anfänge
des 15. Jahrhunderts ein geschmeidigeres, traktier-
tes Material geschaffen und dadurch der male-
rischen Ausdrucksweise freiere Bahnen geöffnet.
Man liest zwar heute noch in den meisten kunst-
geschichtlichen Werken, die Gebrüder van Eyck
seien die Erfinder der Oelmalerei gewesen; es
ist auch aus manchen Mitteilungen jener Zeit zu
ersehen, dass Fettöle zum Malen verwendet wurden,
doch ist man längst darüber einig, dass diese Oele
nicht allein, sondern in Verbindung mit wässerigen
Substanzen, wie Ei, Gummi usw., d. h. in Emul-
sionen gebraucht wurden. Dieser Neuerung auf
dem Gebiete der Maltechnik verdanken wir die
schönsten Werke des 15. und 16. Jahrhunderts,
deren Farbenreiz noch heute jedes Auge erfreut.
Ich habe diesen kurzen Rückblick, der aller-
dings weniger die Dekorationsmalerei berührt, da
es sich hierbei hauptsächlich um Tafelbilder, also
ttm gefirnisste Temperamalereien handelte, voraus-
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geschickt, weil uns die vergangenen Zeiten lehren
welche Wandlungen das Material Tempera durch-
gemacht hat und wo die Neuzeit anknüpfen musste,
um ein den modernen Anforderungen entsprechendes
Bindemittel zu erzielen.
Die nähere Besprechung unseres jetzigen Binde-
und Farbenmateriales erledigen wir wohl am
besten in der Weise, dass wir uns die notwendigen
Fragen vorlegen und dieselben der Reihe nach
beantworten. Sie lauten:
1. Was versteht man im allgemeinen unter
Tempera?
2. Welche Eigenschaften verlangen wir heute
von unseren Temperafarben?
3. Welche Mittel stehen uns zur Verfügung,
um die verlangten Eigenschaften zu erreichen?
4. Welche Zusammensetzung haben die einzelnen
Temperabindemittel, welche Eigenschaften die da-
mit präparierten Farben?
In den nächsten Nummern werden diese Fragen
einzeln und eingehend behandelt werden.
Was ist Tempera?
1. Auf die Frage: Was versteht man im all-
gemeinen unter Tempera? gibt uns zunächst der
Name selbst Aufschluss. Tempera ist abzuleiten
vom italienischen temperare = mischen. Die Be-
nennung sagt uns also, dass das Bindemittel ein
gemischtes, d. h. aus zwei oder mehreren Stoffen
zusammengesetztes ist. Es wäre irrig, dieses
„Mischen“ auf das Anreiben, bezw. Binden der
Farben zu beziehen, denn mit „Tempera“ wird
immer, auch in alten Werken, das Bindemittel
bezeichnet. Wir müssen demnach strenggenommen
alle Bindemittel, wenn sie mit anderen Stoffen,
seien dies nun ebenfalls Bindemittel oder Zusätze
zur Erzielung irgendwelcher Eigenschaften, gemengt
sind, zur Gattung der Tempera zählen.
2. Welche Eigenschaften verlangen wir
heute von unseren Temperafarben? Bei Beant-
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Verwendungsarten in Betracht ziehen, nämlich ob
a) die Farben zu dekorativen Malereien oder
b) zu Tafelbildern gebraucht werden sollen.
Zu a) Eine gute Temperafarbe für Dekorations-
malerei muss sowohl gute Deckkraft besitzen als
auch zum Lasieren brauchbar sein. Sie darf fast
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Wasser leicht verdünnbar, geschmeidig zu verar-
beiten sein und muss mit der Zeit gut verhärten.
Die Farbe muss in den hellen Tönen den
pastellartigen Reiz der Leimfarbe, verbunden mit
grosser Leuchtkraft besitzen und in den dunklen
Nuancen klar und saftig stehen bleiben; sie soll
also ein Mittelding sein zwischen Leim- und
Oellarbe.
Zu b) Für Tafelbilder oder überhaupt für alle