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Münchner kunsttechnische Blätter — 16.1919-1920

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Nr. 8
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Das Handbuch der Malerei vom Berge Athos, [4]: Hermeneia des Dionysios
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44

Münchner kunsttechnische Blätter

Nr, 8

haaren und Bärten, in gleicher Weise wie Theo-
philus (K. X. XII) und Cennini (K. 69 für Fresko,
K. 148 für Tafelmalerei) es angeben.
Im Gegensatz zu Cennini macht Dionysios den
Grund für die Farben und Lichter der Gewänder
(§ 25) aus einem Mittelton (mit Weiss gemischt),
welchen er erst dann mit tieferer Farbe verstärkt
und die Lichter mit helleren Mischungen aufsetzt.
Cennini beginnt aber schon mit der dunkelsten
Farbe, welche er nach den Schatten zu vermalt
und zum Licht hin aufhellt und gibt die tiefsten
Schatten mit reinem Lack (K. 145).
Die Angaben für Figurenmalerei wären hier-
mit beendet, nur ist aus diesen Kapiteln nicht er-
sichtlich, mit welcher Tempera oder welchem
Bindemittel die Farben anzumischen sind; man
könnte somit annehmen, dass diese Angaben all-
gemein, sowohl für Tafelbilder, als auch für Oel-
malerei (Naturale), und für Miniaturmalerei zu
gelten hätten. Aus dem Parallelismus der Athos-
kunst mit der Podlinnik und Stoglaff wird man
nicht fehl gehen, dass das Ei (Eigelb oder Ei-
weiss, oder beide zusammen) als Bindemittel für
Tafelmalerei angewendet wurde. Die Neugriechen
sollen, wie Cennini es auf Wänden tut, das ganze
Ei verwenden, doch nimmt Cennini zur Tempera
auf Wänden entweder noch die Feigenmilch zur
Lösung dazu, oder die allgemeine für Tafel, Mauer
und Eisen, die aus Eigelb allein besteht (K. 72).
Da der deutsche Uebersetzer (Schäfer) in be-
zug auf das Eibindemittel willkürlich Ei und Ei-
weiss identifiziert, es aber von grosser Wichtig-
keit ist, hierin vollkommen sicher zu gehen, wird
es angebracht sein, der Sache auch textlich et-
was näher zu treten. Schäfer übersetzt z. B. in
§ L § un<3 § 27 das Wort avyov stets mit
Eiweiss, während eigentlich darunter kurzweg Ei
zu verstehen ist. Vergleicht man jedoch die-
jenigen Stellen genauer, in welchen nur Eiweiss
verwendet werden kann, also bei der Glanzver-
goldung und der Bereitung der Lackfarben, dann
wird man finden, dass im Ms. stets des Eiweiss
besonders Erwähnung geschieht, so in § II und
12, bei Ampoli zur Glanzvergoldung (levxov
avyov, Xemw/xa avyov), dann in § 46 bei Tsi-
marisma zum Eindicken der mit Alaun niederge-
schlagenen Lackfarbe (aorcqdöi avyov). Nun
heisst im Neugriechischen Eiweiss xo aoTtyo xov
avyov. In der Ausgabe des Konstäntinides, wel-
che hier zum Vergleich herangezogen wurde,
findet sich in zwei der eingeschobenen Kapitel
gleichfalls Eiweiss besonders bezeichnet und zwar
*n §45 (Anleitung zur Goldschrift) zweimal der
Ausdruck xo levxbv xov avyov, also Eiweiss und
fi* § 87 (Porzellan zu kitten) die neugriechische
Wendung xo aoTtqddt xov avyov; in ersterer An-
weisung wird wie in allen mittelalterlichen Schrif-
ten auch hier Eiweiss gebraucht, ebenso ist zum
Kitten schon im Luc ca-Ms. davon die Rede.

Es folgt daraus, dass an allen jenen Stellen,
wo im Ms. einfach avyov geschrieben sieht,
wahrscheinlich das ganze Ei verstanden ist. Dar-
nach ist in § I zum Pausenabnehmen, § 15, um
zwischen vergoldeten Holzskulpturen mit Farben
zu malen, § 27, um auf Tuch zu malen und § 50,
zur Grundierung in moskowitischer Manier Ei-
bindemittel, aber kaum Eiweiss allein zu versteh-
en, denn das letztere hätte sonst besonders ge-
nannt werden müssen.
In § 17 übersetzt Schäfer avyov [lavqov bei
der Angabe über das Skizzieren der Augen und
anderer Gesichtsteile: „Auf die kräftigen Partien
der Augenbrauen und Nasenlöcher lege Schwarz
(mit) Eiweis.“ Bei Konstantinides lautet die
Stelle ayvov 1lavQOV und dies hiesse dann „reines
Schwarz“; es handelt sich demnach um eine ver-
schriebene Stelle der Didronschen Abschrift und
die Fassung des Konstantinidis ist schon deshalb
richtiger, weil bei der ganzen Serie der Rezepte
für Fleischmalen (§ 16—24) nirgends ein Binue-
mittel genannt ist, diese Angaben vielmehr all-
gemein zu gelten haben.
Eigentümlich bleibt es immerhin, dass Ei-
gelb (KOQKÖg) als solches im ganzen Ms.
nicht genannt ist. Selbst bei Anbringung von
Azur auf der trockenen Mauer (§ 68), bei welcher
Gelegenheit Theophilus (K. XV) Eigelb verwendet,
ist dieses hier ängstlich vermieden und durch
Kleienabsud ersetzt. Auf diesen bemerkenswerten
Umstand sei deshalb hingewiesen, weil die als
„griechisch“ bezeichnete Manier des Theoph. Ei-
gelb für Tafelmalerei nicht kennt, sondern Ei*
weiss (s. S. 59) und hinzugefügt, dass im Strass-
burger Ms. gleichfalls unter „griechischen Sitten“,
Malerei mit Eiweiss, Gummi oder Oel verstanden
wird. Die Uebereinstimmung der frühgotischen
'Art des Nordens mit der des Athos tritt dadurch
noch mehr hervor.
Neben den Holztafeln werden noch Malgründe
auf Tuch und Leinwand beschrieben; wir erfahren
in § 27: Wie man mit Ei(weiss) auf Tuch
malen muss, damit es keine Sprünge bekommt*
indem „nach Gutdünken Leim, Seife, Honig und
Gips“ in warmem Wasser gelöst, zwei oder drei-
mal aufgestrichen und mit dem Bein geglättet
wird; es ist ein ähnlich fetter Grund wie der
auf Tafel gebräuchliche, dem durch die Beigabe
von Honig jede Gefahr des Springens genommen
wird*). Man malt darauf mit Ei, nicht mit Ei-
weiss, wie die Uebersetzung besagt, legt das Gold
mit „scfrarfem Grunde“, d. h. Beize an und kann
schliesslich eine leichte Lage Firnis darüber ge-
ben, zum Schutze gegen Feuchtigkeit. Der nach-
folgende Artikel (§ 28) lehrt den Knoblauch-
grund für Arbeit auf Leinen und zur Vergoldung
zu bereiten, ohne die Grundierung, die der Lein-


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